Der deutsche Einzelhandel steuert am 25. November auf einen trüben Black Friday zu. „Angesichts der rückläufigen Konsumausgaben erwarten die Einzelhändler am Schwarzen Freitag keine Rekorde“, sagt Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa der Atradius Kreditversicherung, in einer internen Analyse. Angesichts der aktuellen Lage im deutschen Einzelhandel rechnet Atradius damit, dass die Insolvenzen in der Branche im Jahr 2023 um 25 Prozent über dem Vorjahr liegen werden.
Der Tag der Angebote, Schnäppchen und Rabatte ist zu einem festen Bestandteil des Einzelhandelskalenders geworden und gilt als Beginn der wichtigen Weihnachtseinkaufszeit. Der Black Friday fällt in diesem Jahr auf den 25. November und geht über das Wochenende bis zum Cyber Montag, aber die Einzelhändler beginnen oft schon Tage oder sogar Wochen vorher damit, die Preise zu senken, um die Zeit optimal zu nutzen. Nach Einschätzung der Experten dürften bei Elektronikartikeln die größten Schnäppchen zu erwarten sein. Der Grund: Die Einzelhändler müssen ihre hohen Lagerbestände senken. Für andere Bereiche gilt dagegen das Gegenteil. Zahlreiche Einzelhändler leiden aktuell unter Lieferverzögerungen bei Waren aus Asien, gestiegenen Frachtkosten sowie höheren Einkaufspreisen und Energiekosten. „Das wirkt sich auf die Preise aus und macht gerade für kleinere Händler Rabattaktionen wirtschaftlich riskant“, sagt Thomas Langen. Erschwerend kommt für den stationären Einzelhandel der anhaltende Trend zum E-Commerce.
Bewusste Einkaufspolitik und Preisgestaltung notwendig
„Händler, die schon aufgrund der Pandemie einen erhöhten Finanzierungsbedarf hatten, werden sicherlich im Jahr 2023 Probleme bekommen“, sagt der Manager. Der Kreditversicherer rechnet angesichts der andauernden Konsumzurückhaltung mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr um 25 Prozent. Dem Einzelhandel rät Thomas Langen zu einer bewussten Einkaufspolitik und Preisgestaltung. Er empfiehlt Unternehmen: „Es wird gerade jetzt wichtig sein, ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten zu können. Aufgrund des zurückhaltenden Konsumverhaltens werden die Menschen mehr auf Qualität achten.“
Auch international dürfte der Black Friday kaum Erleichterung für den Einzelhandel bringen. „In den USA, dem Vereinigten Königreich, in den Niederlanden, in Spanien und in Frankreich bereiten sich die Einzelhändler mit einer Mischung aus Hoffen und Bangen auf den Black Friday vor“, sagt Thomas Langen. Bis auf Frankreich wird in allen anderen Ländern mit einem Rückgang der Einzelhandelsumsätze gerechnet. Diese Einschätzung ist vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung wenig überraschend. Das Lohnwachstum ist in allen Ländern negativ und die Inflation steigt weltweit. Die Verbraucher reagieren darauf, indem sie die nicht lebensnotwendigen Ausgaben aufschieben oder ganz darauf verzichten.
Quelle: Atradius Kreditversicherung / newskontor – Agentur für Kommunikation