Nachhaltige und umweltverträgliche Land- und Energiewirtschaft in der Region funktioniert nur gemeinsam
Bei einem Diskussionsabend haben sich mehrere Interessensgruppen über Möglichkeiten einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieversorgung mit Biogas ausgetauscht. Erdgas Südwest hatte Landwirte, Imker, Wissenschaftler, Politiker und Vertreter ökologischer Interessensverbände eingeladen, um zukunftstragende Lösungen in großer Runde zu besprechen. Denn der Energieversorger sieht in der Produktion und Speicherung von Biogas einen wichtigen Baustein für das Gelingen der Energiewende, hat aber ebenso erkannt, dass hierfür ein nachhaltiges landwirtschaftliches Konzept notwendig ist. Denn zum einen gilt es, die Biogasproduktion zu sichern, zum anderen aber auch, landwirtschaftlich genutzte Flächen zu schonen und die für das Ökosystem wichtigen Bienen zu schützen.
Es geht um mehr als den Anbau von Energiepflanzen
Mais schmeckt dem Menschen, macht das Vieh satt und speist obendrein Biogasanlagen. Der vielseitige Nutzen dieser Kulturpflanze ist ein Segen. Jedoch wenn auf zu vielen Feldern wiederholt Mais angebaut wird, fehlt Bienen die ganzjährige Nahrungsgrundlage und die biologische Artenvielfalt, die Biodiversität, leidet. Arno Zürcher, Sachgebietsleiter am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg, stellte an dem Diskussionsabend Verbesserungsmöglichkeiten in Agrarlandschaften vor. Er sprach von Agroforstsystemen sowie blühenden Energiepflanzen-Möglichkeiten und schilderte, wie sich Naturschutz, Landwirtschaft und Rohstoffproduktion ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig gestalten lassen.
Bienen – wichtige Akteure in unserem Ökosystem
Aus dem Vortrag von Alexander Guth, Referent des Landesverbands Württembergischer Imker, erfuhren die Anwesenden, dass Bienen ein reichhaltiges Angebot an Blühpflanzen benötigen: „Honig- und Wildbienen sind gute Indikatoren für das gesamte Ökosystem. Ein rückläufiges Nahrungsangebot und der Pflanzenschutzmitteleinsatz setzen deren Gesundheit zu. So sichern ausgedehnte Blühflächen nicht nur die Versorgung, sondern auch die Gesundheit von Honig- und Wildbienen!“ Wie der Deutsche Imkerbund mitteilt, ist der volkswirtschaftliche Nutzen aus der Blütenbestäubung durch Bienen 10 bis 15 Mal größer als der Wert der Honigproduktion. Denn 80 Prozent der heimischen Pflanzen hängen von dieser Bestäubung ab: Nicht nur verbessert sie die Obst- und Gemüseernte, auch stellen Bienen die Nahrungsgrundlage für Vögel und andere Kleintiere dar. Damit sichern Bienen den Erhalt der Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen in der Natur – weshalb es sich die Erdgas Südwest GmbH zur Aufgabe gemacht hat, gemeinsam mit ihren Partnern die Bienen zu schützen.
Politik als Weichensteller
Auch die Politik hat den Handlungsbedarf erkannt. Dr. Ulrich Kraft vom Landwirtschaftsamt Bruchsal führte die mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union ab 2014 einhergehenden Veränderungen der Förderungsleistungen an die Landwirtschaft auf. So ist eine Aufspaltung der Betriebsprämie in Grundprämie, Greening und weitere Zuschläge vorgesehen. Für den Greening-Zuschlag müssen die Landwirte drei weitere Maßnahmen erbringen, nämlich eine Fruchtartenvielfalt der Ackerflächen, einen Erhalt von Dauergrünland und eine Ausweisung von zunächst fünf, später eventuell sieben Prozent der Flächen als ökologische Vorrangfläche. Mit Hilfe dieser Förderungen haben bereits heute schon die Landwirte rund 3.500 Hektar Blühflächen als Nahrungsquelle und Lebensraum für Bienen und andere Insekten angelegt – Tendenz steigend.
Energiewende nachhaltig und umweltverträglich – es geht nur gemeinsam
Im Anschluss an die Vorträge diskutierten die anwesenden Fachleute lebhaft. Hans-Martin Flinspach, 1. Vorsitzender der Streuobstinitiative e.V., der an diesem Abend den vor drei Wochen gegründeten Landschaftserhaltungsverband im Raum Karlsruhe vorstellte, macht deutlich: „Mit der Pflanzung von regional typischen und zum Teil sehr selten gewordener Obstsorten wird zum einen ein Beitrag zur Erhaltung der Sortenvielfalt geleistet und andererseits zum Erhalt der ökologischen Refugien, die unsere Streuobstwiesen darstellen, beigetragen. Es ist jedoch klar, ohne eine angemessene Pflege ist die biologische Vielfalt nicht nachhaltig zu sichern. Wir sehen ein erhebliches Potenzial in der energetischen Verwertung von anfallendem Landschaftspflegematerial wie Mähgut und Schnittgut aus der Gehölzpflege. Wir würden uns freuen, wenn sich Erdgas Südwest dieses Themas annimmt.“ Ralf Biehl, Geschäftsführer der Erdgas Südwest GmbH, zieht Bilanz: „Einigkeit bestand darüber, dass die Land- und Energiewirtschaft umweltverträglich gestaltet werden muss, um nachhaltig zu sein. Wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, steht einer „natürlicheren“ Zukunft nichts mehr im Weg!“ Zwar sei auch deutlich geworden, dass es im Detail noch Abstimmungsbedarf gebe. Gerade im Hinblick auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit müsse mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Aber Biehl bleibt optimistisch und sieht die bessere Vernetzung der Akteure als ersten Schritt zu einer umweltverträglichen Wirtschaftsstruktur in der Region.
Quelle: Offenes Presseportal