Hanau – Laut der Techniker Krankenkasse (TK) gab es unter den Versicherten 2013 rund ein Viertel mehr Fehltage als im Jahr zuvor. Eine heftige Erkältungswelle habe die Zahl der Krankmeldungen im vergangenen Jahr drastisch nach oben getrieben. Doch nicht immer liegt einer derart explosionsartigen Zunahme an Krankmeldungen ein bösartiger Virus zugrunde – Experten wie Marcus Lentz, Geschäftsführer der bundesweit operierenden Detektei Lentz, weiß aus jahrelanger Ermittlungserfahrung: Verschlechtert sich beispielsweise das Betriebsklima rapide, steigt die Neigung vieler Mitarbeiter, mithilfe eines ärztlichen Attests eine bezahlte Auszeit zu nehmen. Unternehmen sollten daher hellhörig werden, wenn die Zahl der Krankentage unverhältnismäßig anwächst – und die Ursachen dafür auch im eigenen Haus suchen.
Wer krank ist, muss zuhause bleiben und sich auskurieren – dieser Grundsatz sollte in der Arbeitswelt selbstverständlich sein und ist auch absolut im Interesse des Arbeitgebers. Wer schniefend und hustend am Arbeitsplatz erscheint, gefährdet nicht nur seine eigene Gesundheit: Ein kranker Mitarbeiter ist meist weniger leistungsfähig und steckt womöglich noch zahlreiche Kollegen an, die dann ebenfalls ausfallen. Außerdem führt eine verschleppte Erkrankung in letzter Konsequenz oft zu einer viel längeren Auszeit. Wer allerdings kerngesund ist, aber aus Unlust oder aufgrund anderer Interessen eine Krankheit vorschützt, macht sich strafbar: „Der sogenannte Lohnfortzahlungsbetrug wird zwar von vielen Angestellten als Kavaliersdelikt betrachtet. Aber er stellt in mehrfacher Hinsicht Betrug an den eigenen Kollegen dar, schädigt das Unternehmen und erfüllt schlicht einen strafbaren Tatbestand“, erklärt Chefermittler Marcus Lentz. Seine Erfahrung: Trotzdem ist „Blaumachen“ in vielen Betrieben an der Tagesordnung.
Dabei handelt es sich um ein durchaus ernst zu nehmendes Problem von enormer Größenordnung: Laut TK-Gesundheitsreport waren 2013 waren durchschnittlich 4,02 Prozent der Erwerbspersonen in Deutschland arbeitsunfähig. Dies entspricht einer Fehlzeit von 14,7 Tagen pro Person. Im Jahr davor gaben die Unternehmen für Entgeltfortzahlungen bereits immerhin 33,5 Milliarden Euro aus. Eine Schätzung, welcher Prozentsatz davon womöglich zu Unrecht gezahlt wurde, wagt Marcus Lentz nicht. Aber er weiß aus Erfahrung, dass die Dunkelziffer relativ hoch ist: Denn viele Arbeitgeber reagieren selbst dann noch abwartend, wenn sich Krankmeldungen auffällig häufen. Konkretisiert sich der Verdacht, müssen sie dann allerdings irgendwann tätig werden: Im Interesse des Unternehmens und der ehrlichen Kollegen. Und auch das ist immer öfter der Fall: „Fälle von Lohnfortzahlungsbetrug machen inzwischen fast ein Drittel der Arbeit unserer Wirtschaftsdetektei aus“, verrät Marcus Lentz. Und der Verdacht trügt selten: Entsprechende, handfeste Beweise sichert Lentz bei fast 90 Prozent seiner Ermittlungen.
Erstaunlicherweise nutzen die Blaumacher die gewonnene Zeit dabei nicht einmal in erster Linie für mehr Freizeit. Viele bessern ihre Kasse durch Schwarzarbeit auf – und kassieren pro Tag damit gleich doppelt: Ihr Gehalt, an dem sich im Krankheitsfall auch die Krankenkasse beteiligt, sowie den Lohn, der am Fiskus vorbei in die eigene Tasche wandert. Aber auch wenn das Vorgehen noch so dreist ist, rät Lentz betroffenen Arbeitgebern entschieden davon ab, auf eigene Faust zu ermitteln: „Die Sicherung gerichtsfester Beweise und eine professionelle Observation sind nichts für Laien. Bemerkt der Verdächtige, dass er beschattet wird, gelingt es am Ende nie, ihn zu überführen.“ Wer einen professionellen, ZAD-geprüften Detektiv mit entsprechender Erfahrung einschaltet, hat hingegen gute Aussichten auf Erfolg – und ist rechtlich auf der sicheren Seite: Der Arbeitgeber darf in solchen Fällen ausdrücklich externe Fachleute einschalten und bekommt, wenn sich der Verdacht bestätigt, die Kosten für den Einsatz nicht selten sogar erstattet. Das spart den Unternehmen nicht nur weitere Ausfälle und Unkosten, sondern auch das Risiko eines langwierigen und kostspieligen Prozesses vor dem Arbeitsgericht.
Wirklich kranke Arbeitnehmer haben hingegen durch Kontrollen von Detektiven nichts zu befürchten, betont Lentz: „Der unangenehme Verdacht, dass der Arbeitnehmer die Krankheit vielleicht nur vorgetäuscht hat, kann durch den gezielten Einsatz von gut ausgebildeten, seriösen Ermittlern schnell und diskret ausgeräumt werden und ist so auch als vertrauenssichernde Maßnahme zu sehen.“ Mit einer Wahrscheinlichkeit von neun zu eins ist die Nachforschung für den Auftraggeber jedoch gut investiertes Geld – und setzt ein eindringliches Zeichen in der Belegschaft: „Blaumacher“ werden nicht geduldet. Wer dann noch gezielte Maßnahmen ergreift, um das Betriebsklima zu verbessern und die Motivation der Mitarbeiter zu steigern, kann in der Regel zuverlässig davon ausgehen, dass Krankmeldungen im eigenen Haus in Zukunft wirklich nur noch medizinische Gründe haben.
Quelle: HARTZKOM