Interview: Mittelstand-Nachrichten.de trifft auf Heike Czalaun der Zahlwerk GmbH
Gummersbach/Münsing – Am heutigen Donnerstag (19.Februar 2014) war es soweit. Das vollständige Interview zwischen den Mittelstand-Nachrichten und Frau Heike Czalaun der Zahlwerk GmbH ist in der Redaktion eingetroffen. Was Frau Czalaun zum Thema „weibliche Führungskräfte“ zu sagen hat können Sie in folgendem Interview lesen:
Mittelstand-Nachrichten: Frau Czalaun, Sie selbst sind Geschäftsführerin des Unternehmens „Zahlwerk“. Wie fühlen Sie sich als Führungskraft eines Unternehmens?
Frau Czalaun: Ich fühle mich sehr gut. Ich kann selbst bestimmen und meine Ideen realisieren. Ich kann die Dringlichkeiten, die ich am Markt erkenne, direkt angehen und lösen. Diese Arbeit macht SINN und motiviert mich täglich neu. Ich fühle mich selbstbestimmt und kann meine Ideen und Konzepte realisieren.
MN: Haben Sie von Anfang an mit dem Gedanken gespielt einmal die Position der Führungskraft zu erlangen?
F.C: Nein, ich bin hineingewachsen. Als Diplom-Ökonomin habe ich zunächst ein Studium der Wirtschaftswissenschaften absolviert und erste Berufserfahrung gesammelt bei Arthur Andersen, einer der internationalen Big Five Prüfungsgesellschaften (Wirtschaftsprüfung und Marketing). Darauf folgten einige Jahre als Chefcontrollerin bei verschiedenen Unternehmen in der Software- und Modebranche, bevor ich dann vor über 10 Jahren den Schritt in die Selbständigkeit gewagt habe.
MN: Können Sie mir Vor- und Nachteile einer solchen Position nennen?
F.C:Vorteile: Selbstbestimmung, Flexibilität, man kann aktiv etwas bewegen
Nachteile: große Verantwortlichkeit, man arbeitet selbst und ständig, aber mir macht es Spaß
MN: Haben Sie selbst schon einmal negative Kritik als Führungskraft bekommen?
F.C: Frauen stellen sich und ihr Handeln generell häufig in Frage. Dies gilt auch für mich – ich selbst bin sicher einer meiner strengsten Kritiker. Als Führungskraft exponiert man sich immer. An eine wirklich negative Kritik kann ich mich allerdings nicht erinnern. Grundsätzlich halte ich professionelles Feedback, auch wenn es kritisch ist, immer für konstruktiv. Kritik an der Führung des eigenen Unternehmens kann man leicht verifizieren, denn ob ein Betrieb gut läuft und ob man es richtig macht, erkennt man immer auch an den Ergebniszahlen. Diese unternehmensrelevanten Kennziffern analysieren zu lernen und die betriebswirtschaftlich relevanten Schlüsse zu ziehen, vermittel ich seit 15 Jahren in Coachings, Seminaren und Kursen mit meinem Unternehmen ZAHLWERK GmbH für klein- und mittelständische Unternehmen, Selbständige und Startups. Wir machen vor allem Frauen fit, ein Unternehmen betriebswirtschaftlich zu verstehen und erfolgreich zu führen.
MN: Haben Sie einige motivierende Worte für Frauen, die selbst auch die Position einer Führungskraft erlangen möchten?
F.C:Aktiv sein, zupackend, Dinge sofort angehen – einfach tun! Man lernt alles und wächst in die Aufgaben hinein.
MN: Sie spezialisieren sich auf die Beratung der Frauen. Sind Sie dort auf unterschiedliche Zielgruppen gestoßen?
F.C:Unser Kundenspektrum ist extrem breit und umfasst die unterschiedlichsten Branchen vom Handwerk über Einzelhandel, Gastronomie bis zu mittelständischen Familienunternehmen (oft die heimlichen Marktführer), Frauen auf dem Sprung in die Selbstständigkeit, die Junior-Chefin, die die elterliche Firma übernehmen soll oder die Hüterin der Finanzen im Handwerksbetrieb des Partners – um nur einige Beispiele zu nennen: Im Berufsleben vieler Frauen spielen Zahlen eine wesentliche Rolle. Gerade in Handwerk und Mittelstand sind Controlling und Finanzbuchhaltung oft mit Quereinsteigern besetzt. Deshalb herrscht hier großer Fort- und Weiterbildungsbedarf, damit wertvolles Potenzial nicht verschenkt wird. Daher hat sich das Beratungsunternehmen ZAHLWERK mit Einsteigerkursen (Eine Reise durch die Betriebswirtschaft) und modular aufgebauten Aufbaukursen und Seminarangeboten, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind, spezialisiert.
MN: Sie beschäftigen sich größtenteils mit kleineren und mittelständischen Betrieben. Sind Ihnen dort öfter weibliche oder männliche Führungskräfte über den Weg gelaufen?
F.C: Erster Ansprechpartner ist meist der Mann als Entscheider, ausführende Kraft im Hintergrund und zweiter Ansprechpartner, wenn es um Buchhaltung und Betriebszahlen geht, ist in vielen Firmen eine Frau. Diese Strukturen finden Sie vor allem im Mittelstand.
MN: Betriebsvergleiche zeigen, dass Betriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern meist Verluste erwirtschaften. Was sagen Sie dazu?
F.C: Richtig, das ist auch meine Erfahrung. Kleine Betriebe beschäftigen sich zu wenig mit den betriebswirtschaftlichen Eckdaten und verfügen an wichtigen Schnittstellen nicht immer über hochqualifizierte, betriebswirtschaftlich ausgebildete Mitarbeiter . Deshalb erwirtschaften diese Betriebe schwieriger Gewinne. Oft verdienen die Geschäftsführer weniger als ihre Mitarbeiter. Eines der Hauptziele von ZAHLWERK ist, betriebswirtschaftliches Wissen zu vermitteln, damit unterm Strich dann mehr übrig bleibt.
MN: Zu guter Letzt möchte ich noch wissen, wie Sie die Zukunft der weiblichen Führungskräfte sehen. Meinen Sie, dass die Zahlen steigen werden?
F.C: Eindeutig. Unbedingt. Unaufhaltsam – die Zukunft gehört den Frauen.
MN: Ich danke Ihnen für Ihre Zeit und wünsche Ihnen weiterhin noch viel Erfolg als Geschäftsführerin des Unternehmens „ZAHLWERK“!
Weitere Informationen: Die nächsten Seminare „Betriebswirtschaft von Frau zu Frau“ finden am 23.2., 16.3. und 26.3. statt.