IWP-Studie: Greenpeace-Energy ist „Deutschlands nachhaltigster Stromanbieter“
Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigt: Greenpeace Energy ist „Deutschlands nachhaltigster Stromanbieter“. Das Institut für Wirtschaftsprüfung (IWP) der Universität des Saarlandes hatte 18 deutsche Energieversorgungsunternehmen auf ihre ökonomische Nachhaltigkeit hin überprüft. Im Interview spricht Greenpeace-Energy-Vorstand Nils Müller über die Bedeutung derartiger Rankings für Verbraucher und Nachhaltigkeit als Kern der Unternehmens-Philosophie.
Frage: Für Greenpeace Energy ist das gute Abschneiden im IWP-Ranking eine Bestätigung der eigenen Arbeit. Aber was hat der Stromkunde von einer solchen Untersuchung?
Müller: Für den Kunden ist es wichtig, dass er weiß: Wie sicher ist eigentlich meine Energieversorgung? Wie solide ist mein Energieversorger aufgestellt? Und mit so einem Ranking, da weiß der Verbraucher, ob er mit seinem Anbieter auf der sicheren Seite ist. Wir haben ja in der letzten Zeit mehrere Insolvenzen im Energiebereich gesehen – und zugleich geben sich einige Unternehmen in der Branche sehr intransparent. Ich glaube, dass viele Verbraucher deshalb verunsichert sind, was ja auch dazu führt, dass sie ihren Stromanbieter nicht wechseln – aus Sorge, an ein „schwarzes Schaf“ in der Branche zu geraten. Hier bietet die Untersuchung des IWP sicherlich eine Hilfestellung für den Stromkunden.
Frage: Sollte der Verbraucher generell ein stärkeres Augenmerk darauf legen, wie ökonomisch und ökologisch „nachhaltig“ ein Stromanbieter aufgestellt ist – und eben nicht nur auf die Höhe der angebotenen Stromtarife schauen?
Müller: Ja, das wird immer wichtiger. Und ein wechselwilliger Stromkunde sollte vielleicht auch mal darauf achten: In welcher Rechtsform ist ein Stromversorger organisiert? Greenpeace Energy ist eine Genossenschaft, jeder Stromkunde kann sich hier bis zu einem bestimmten Grad mit seinem Geld beteiligen. Die Höhe dieser Beteiligung ist aber begrenzt, damit sich keine Mehrheiten bilden, die das Unternehmen beherrschen. Und schon dieser Aspekt der Unternehmensstruktur schafft ja bereits eine gewisse Sicherheit und Verlässlichkeit für Kunden, die sagen: Ich will nicht zu einem rein wirtschaftlich getriebenen Unternehmen, das nur auf Profitmaximierung aus ist – sondern zu einem Versorger, der umsichtig, nachhaltig und noch dazu ökologisch wirtschaftet. Die Studie des IWP zeigt ja, dass wir genau das tun.
Frage: Die Untersuchungsergebnisse basieren auf den Geschäftsjahren 2012 und 2013. Ist das gute Abschneiden von Greenpeace Energy auch Ansporn, diesen Weg weiter zu verfolgen?
Müller: Der Ansporn, möglichst nachhaltig weiterzumachen, der ist allein schon durch das Wesen der Genossenschaft gegeben. Da wir uns über das Kapital unserer Genossenschaftsmitglieder finanzieren und diesen auch verpflichtet sind, werden wir mit Sicherheit immer unsere Liquiditätszahlen auch in Zukunft ganz genau im Auge haben. Und wir werden – anders als einige rein privatwirtschaftliche Unternehmen – nicht nur auf reines Wachstum setzen in einem schwierigen Markt, wo einige Player ganz gezielt darauf setzen, schnell große Kundengruppen zu gewinnen. Das ist nicht unser Ziel. Wir wollen unser Geschäft auch noch in 20 oder 30 Jahren machen und deshalb wird es für uns wichtig bleiben, dass wir wirtschaftlich sauber agieren und nicht um jeden Preis Kundenwachstum generieren.
Frage: Ein zentrales Kriterium der Untersuchung war ja die Berechnung der so genannten „Liquidität ersten Grades“. Hier hebt sich Greenpeace Energy mit einer Quote von rund 350 Prozent deutlich von den anderen Unternehmen ab. Was bedeutet diese Zahl – und warum ist eine hohe Liquidität wichtig?
Mülller: Der Wert selber ermittelt sich ja aus dem Verhältnis von dem, was in der Kasse ist zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Konkret bedeutet es also: Wir könnten sämtliche Verbindlichkeiten, die wir in den nächsten zwölf Monaten haben mehr als dreieinhalb-fach abdecken. Das gibt uns zum einen die Sicherheit, dass unsere Existenz auch noch in einigen Jahren garantiert ist. Und: Dieses finanzielle Polster verleiht uns auch die Schlagkraft, bei Bedarf in neue Projekte zu investieren.
Frage: Das IWP hat auch die „Publikationspolitik“ der Unternehmen in sein Ranking einfließen lassen – also die Frage, wie schnell Jahresabschlüsse erstellt und veröffentlicht werden. Hier fällt auf, dass einige Unternehmen ihre Bilanzen nicht allgemein zugänglich im Internet oder innerhalb vorgegebener Fristen veröffentlichen. Warum setzt sich Greenpeace Energy auch hier deutlich positiv von anderen Unternehmen ab?
Müller: Eine Philosophie der Transparenz gegenüber unseren Kunden und Mitgliedern ist für uns unerlässlich. Unsere geprüften Jahresabschlüsse machen wir spätestens zur Mitte des Folgejahres publik – und diesen Zeitplan halten wir auch ganz bewusst ein. Denn unsere Selbstverpflichtung ist ja, dass wir unseren Geschäftsbericht pünktlich zur Vertreterversammlung der Genossenschaftsmitglieder vorlegen. Da sind wir auch an unsere eigene Satzung gebunden. Ich würde mir wünschen, dass alle so transparent und schnell mit der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse wären wie Greenpeace Energy. Aber: Es ist vielleicht auch nicht verwunderlich, dass andere Unternehmen weniger offen und schnell mit ihren Publikationen sind – zum Beispiel, wenn sie mit nicht so positiven Entwicklungen ihrem eigenen Börsenkurs schaden würden. Da wird die Veröffentlichung dann eben etwas „verschleppt“.
Frage: Als „nachhaltigster Stromanbieter Deutschlands“ hat man ja auch Vorbildfunktion. Welche Ratschläge hat Greenpeace Energy für andere Unternehmen – zum Beispiel für große Energieversorger, die ja angekündigt haben ihre Geschäftsmodelle in Zukunft ökologischer ausrichten zu wollen?
Müller: Ich glaube, diese Unternehmen sollten vor allem von uns lernen, wirtschaftlich nachhaltiger zu agieren und nicht nur auf ihre Börsenkurse und ihr Wachstum zu schauen – sondern sich die Frage zu stellen: Wo stehen wir eigentlich in zehn oder fünfzehn Jahren? Denn gerade die großen Energieversorgungsunternehmen wollen jetzt ja stärker auf Ökostrom setzen, um das Ruder wirtschaftlich herumzureißen und um groß zu bleiben. Das funktioniert aber nur, wenn ihnen die ökologischen Anliegen auch wirklich ernst sind und nicht nur auf den schnellen Gewinn geschielt wird.