Berlin – Die makroökonomische Krisenampel für die Euro-Zone von quirin bank und FutureValue Group für das vierte Quartal 2014 liefert für sechs von insgesamt zwölf volkswirtschaftliche Krisentypen Warnsignale. Krisen, die auch für Anleger Gefahren darstellen, schwelen demnach bei den Themen Staatsschulden, Bankenbonität, Preisentwicklung bei einzelnen Anlageklassen, Deflation, aktuelle politische Konflikte sowie der Beeinträchtigung des globalen Handels durch politische Konflikte.
Fragile Konjunktur der Euro-Zone leidet unter aktuellen politischen Konflikten
Vor allem der zwischenzeitlich stark eskalierte und nach wie vor nicht beigelegte Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie der neue Gewaltausbruch im Nahen Osten stellen derzeit eine erhebliche Bedrohung für die weltwirtschaftliche Entwicklung und damit auch für die Märkte dar. Nicht zuletzt die damit möglicherweise einhergehende Behinderung von Transport- und Handelswegen oder eine eingeschränkte Versorgungssicherheit von Energie- und anderen Rohstoffen tragen hierzu bei. Insbesondere die ohnehin nach wie vor fragile Konjunktur der Euro-Zone leidet unter dieser Entwicklung. So stagnierte etwa die Wirtschaftsleistung in Frankreich im zweiten Quartal; diejenige von Italien fiel sogar im zweiten Quartal in Folge – hier liegt damit bereits eine Rezession vor. Vor diesem Hintergrund treten die öffentlichen Sparanstrengungen und Strukturreformen gegenüber einer schuldenfinanzierten Konjunkturstimulierung eher wieder in den Hintergrund. Dies dürfte das europäische Staatsschuldenproblem tendenziell verschärfen.
Trend zu dauerhaft niedrigen Inflationsraten belastet Währungsraum
Zu kämpfen hat der gemeinsame Währungsraum vor allem auch mit einem Trend zu dauerhaft niedrigen Inflationsraten, der sich in den letzten Monaten zwar nicht mehr deutlich verschärft, aber doch merklich verfestigt hat. Nach wie vor dominieren die konjunkturelle Schwäche, sinkende Rohstoffpreise und – bis zur jüngsten deutlichen Abwertung – ein starker Euro-Wechselkurs diese Entwicklung. Auch wenn daher von einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale bei Preisniveau und wirtschaftlicher Dynamik bisher kaum auszugehen ist, bleiben die Risiken erhöht. Hierzu trägt auch die noch immer mehr als schleppende Kreditvergabe seitens der europäischen Geschäftsbanken – insbesondere in der Peripherie der Euro-Zone – bei, was nicht zuletzt auch Ausdruck der noch immer schwelenden Vertrauens- und Bonitätskrise im europäischen Bankensektor ist. Die Verstaatlichung der portugiesischen Banco Espírito Santo vor einigen Wochen unterstreicht diesen Problemkomplex eindrücklich.
Tendenzen zu Überbewertung und Blasenbildung bei Staatsanleihen höchster Bonität, Wohnimmobilien und Aktien
Auch an den Kapitalmärkten wirkten sich die genannten Krisenszenarien – besonders die vielfach drastische Verschärfung der kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit – zwischenzeitlich teilweise deutlich negativ aus. Nicht zuletzt die europäischen Aktienmärkte mussten von Anfang Juli bis Mitte August teils erhebliche Verluste hinnehmen. In vielen anderen Aktienmärkten der Welt – etwa auch dem US-amerikanischen – fielen die Korrekturen geringer aus und konnten inzwischen mehr als wettgemacht werden. Treibender Faktor dieser Entwicklung dürfte noch immer die enorm expansive Liquiditätsbereitstellung durch die Notenbanken sein, die mit den jüngsten Maßnahmen der EZB hierzulande zudem neuerlichen Auftrieb erhalten hat. Das auf diese Weise künstlich niedrig gehaltene Zinsumfeld treibt die reichlich vorhandene Liquidität nach wie vor in einige Segmente der Anlagemärkte, die eine auskömmliche, wenn auch nicht risikoangemessene Rendite versprechen – beispielsweise Aktien oder Immobilien -, oder solche, die die unverändert hohen Sicherheitsanforderungen vieler institutioneller Anleger erfüllen, wie etwa Staatsanleihen höchster Bonität. In einigen der genannten Bereiche verfestigt sich somit die Tendenz zu Überbewertung und Blasenbildung. Nicht zuletzt einzelne Segmente des deutschen Wohnimmobilienmarktes zählen zu diesem Kreis. Aber auch an den Aktienmärkten nimmt die Gefahr von Überbewertungen angesichts teilweise steigender Kurse bei gleichzeitig eher verhaltenen Konjunktur- und damit Gewinnaussichten für die notierten Unternehmen derzeit zu.
Krisenampel als Frühwarnsystem für Anleger
Die von der quirin bank und der FutureValue Group entwickelte Krisenampel ist ein Frühwarnsystem, um negative makroökonomische Auswirkungen auf die Kapitalanlage frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig vermögenssichernde Maßnahmen für Anleger zu ergreifen. Neu ist dabei die Nutzung der wirtschaftshistorischen Erkenntnis, dass die in den letzten Jahrhunderten zu beobachtenden schweren Krisen auf eine überschaubare Anzahl von „Standardkrisentypen“ zurückgeführt werden können. Diffuse Drohkulissen lassen sich so in klar abzugrenzende Einzelkrisen systematisieren. Um eine Einschätzung über das Drohpotenzial der einzelnen Krisen für die Gesamtwirtschaft zu erhalten und die Wechselwirkung der Krisentypen für die Anlageentscheidung handhabbar zu machen, wird jedem Krisentyp im jeweiligen Betrachtungszeitpunkt eine Ampelfarbe zugeordnet. Dabei signalisiert „Rot“ eine akute Krise, wogegen „Grün“ für eine aktuell ungefährlich-krisenfreie Situation steht. „Gelb“ signalisiert eine mögliche drohende Krise und sollte in der Steuerung der Vermögensanlage als Signal für erhöhte Alarmbereitschaft und Vorbereitung auf eine bevorstehende Krise verstanden werden. Anlegern kann die Krisenampel dabei helfen, die Risiken besser zu erkennen und gemeinsam mit ihrem Honorarberater geeignete Strategien zur Bekämpfung möglicher Anlageverluste zu entwickeln. Die quirin bank veröffentlicht die Krisenampel vierteljährlich auf ihrer Website.
Quelle: ots