Es begann wie ein bundesweites, ungeplantes Experiment: Plötzlich mehr Flexibilität, Homeoffice, Video-Meetings, Vertrauen und ergebnisorientierte Arbeit. Die Krise hat die Arbeitswelt grundlegend verändert. „Plötzlich brechen verkrustete Strukturen auf – der Druck von außen hat vielerorts für einen Wandel gesorgt“, analysiert Martin Beims, geschäftsführender Gesellschafter der aretas GmbH. Doch wie sieht diese neue Normalität eigentlich aus? „Eines steht fest: Die gänzliche Rückkehr zu alten Mustern wird es nicht geben. Dämme brachen und New Work wurde selbst dort zum Thema, wo es bisher kaum jemand erwartet hatte.“ Doch sind die Neuerungen wirklich gekommen, um langfristig zu bleiben?
Remote erobert die Teams
Als wirklich neu erweisen sich die Veränderungen der Arbeitswelt nicht: Homeoffice, Konferenzen per Videoschalte und mobile Arbeit gab es vor der Corona-Krise auch schon. „Neu war hingegen der Zwang, sich großflächig mit diesen Themen zu beschäftigen und Lösungen für die Weiterführung der täglichen Arbeit anzubieten. Die Pandemie warf gewohnte Muster über Bord und Unternehmen mussten sich für neue Arten des Arbeitens öffnen“, berichtet Dr. Roland Fleischer, Mitbegründer der aretas GmbH. In der heißen Phase im Frühjahr nutzten über 40 Prozent der Beschäftigten die Option, regelmäßig aus dem Homeoffice heraus zu arbeiten, gleichzeitig nahm die Akzeptanz dieser flexibleren Arbeitsform erheblich zu und ganze 75 Prozent der Neulinge im Bereich Remotework gaben an, die neue Möglichkeit sehr zu schätzen zu wissen. Für die Post- Corona-Zeit wünschen sich drei Viertel ein hybrides Modell aus Büro und Homeoffice. Fleischer stellt heraus: „Auch nach der Corona-Krise hat die flexiblere Art zu arbeiten eine echte Chance auf Fortführung.“
Führung auf Distanz
Tief verwurzelt war die Präsenzkultur – doch mit der Zeit und der Erkenntnis, dass flexibleres Arbeiten funktionieren kann, wandelt sich auch langsam das Verständnis von Arbeit. „Zu beobachten ist in dem Zuge eine Entwicklung weg von der 40-Stunden-Anwesenheits-Woche zu einer stärker ergebnisorientierten Bewertung von Zeit“, betont Beims. „Es geht im Kern um die Erfüllung von vereinbarten Zielen und weniger darum, wo und wann die Ergebnisse entstehen.“ Langfristig kann sich dieses Modell aber nur durchsetzen, wenn sich die Führung wandelt, das meint auch der Geschäftsführer: „Besonders für hierarchisch gewachsene Unternehmen bedeutet dies eine einschneidende Umstellung, speziell was die Führung und Zusammenarbeit betrifft. Agile Arbeitsformen benötigen einen kooperativen Führungsstil: Vertrauen, Verantwortung, Empathie und Freiräume spielen hierbei eine große Rolle.“ Krisenbedingt hat sich bereits einiges getan – das Mindset vieler Führungskräfte beginnt sich mehr oder weniger gezwungenermaßen zu verändern. Die Rolle der Führung verschiebt sich stärker in Richtung Leadership, die Aktivitäten in Richtung Moderation, Motivation und Mentoring. Diese Entwicklung verlangt wiederum mehr Selbstmanagement und Eigenverantwortung von den Teams. Corona hat den Stein ins Rollen gebracht – doch was bleibt zukünftig von New Work und damit von mehr Führungsintelligenz, Empathie und Selbstbestimmung?
Back to normal oder New Work für immer?
Enden die neuen Errungenschaften vielleicht schneller als sie sich überhaupt durchsetzen konnten? Dagegen spricht: Die Fähigkeiten der Gegenwart sind auch in Zukunft gefragt. Zusätzlich dazu haben mittlerweile Mitarbeiter und Führungskräfte die Vorteile erkannt, 85 Prozent glauben, dass Homeoffice und mobile Arbeit sich als alternative Arbeitsform etabliert haben und dass digitale Kommunikations-Tools zukünftig zum Alltag gehören. „In der Arbeitswelt von morgen geht es daher um mehr Selbstständigkeit, Selbstorganisation, Verantwortung und Vertrauen. Alle Beteiligten entfalten ihre Potenziale und gestalten das Unternehmen maßgeblich mit“, führt Fleischer aus. Zukunftsorientiertes Leadership setzt auf einen moderierenden und auf den Kunden ausgerichteten Stil. So lassen sich Mitarbeitern Freiräume geben, vernetzte und agile Teams arbeiten selbstbestimmt. „Wünschenswertes Ziel ist eine Kultur der Offenheit in Bezug auf Spielräume, in denen Kreativität und Innovation gedeihen können“, fasst Beims zusammen. Das wirkt sich positiv sowohl auf den Einzelnen als auch auf die gesamte Organisation aus. Daher kommt daran in Zukunft – auch nach der Krise – fast keiner mehr vorbei.
Quelle: aretas GmbH