Reiseveranstalter in der Corona-Krise
Hart getroffen und doch optimistisch
Im Rahmen der ANGESAGTtour berichteten am Montag (31.08.2020) Repräsentanten der Reiseveranstalter Color Line, Coral Travel (Ferientouristik), vtours, Frosch Sportreisen, Spain B2B, DTS (Duppke Touristic Services GmbH) und 1AVista einem Publikum von Mitarbeitern und Besitzern von Reisebüros über Reisemöglichkeiten im nächsten Jahr, aber auch über die Schwierigkeiten mit denen sie während der Corona-Krise zu kämpfen hatten und noch immer haben.
Über die kanarische Insel La Gomera berichtete beispielsweise eine Vertreterin von Spain B2B über die im Juli angebotene Pressereise, die den Tourismus auf der Insel wieder anregen sollte. Inzwischen ist Spanien ein Risikogebiet mit Reisewarnung – Ausnahme: die Kanaren. Dennoch wurde auch die “Grüne Insel”, auf der viele Bewohner vom Tourismus leben, hart von der Corona-Krise getroffen.
Mails über Mails – und zeitgleich Kurzarbeit
Unsicherheit, Stornierungen und Reisewarnungen verursachten eine Vielzahl an Mails. Reiseveranstalter Coral Travel berichtete beispielsweise von 800 Mails pro Tag, in denen Reisende, Reisebüros und Personen, die demnächst reisen wollten, möglichst schnell eine Antwort erhalten wollten. Um sicher bald eine Antwort zu erhalten, wurden diese Mails an Geschäftsführer, Serviceteams und Abteilungsleiter versendet. Dieses Verhalten war aufgrund der schwierigen Situation natürlich verständlich, konnte bei der Vielzahl an Anfragen aber nicht zu einer schnelleren Bearbeitung führen. Statt schneller eine Antwort geben zu können, mussten die Unternehmen zum Teil Mitarbeiter abstellen, um die Mails zu sortieren und verschiedenen Vorgängen zuzuordnen. Bei dem mittelständischen Unternehmen mit ca. 60 Mitarbeitern fehlten dann natürlich genau diese, um die Mails anschließend zu bearbeiten.
Solche Schwierigkeiten in einer finanziell ohnehin bereits schwierigen Situation trafen viele Reiseveranstalter.
Stornierungen und Rückzahlungen
Trotz der Vielzahl an bearbeiteten Mails mussten selbstverständlich auch die Rückzahlungen möglichst schnell durchgeführt werden. Reiseveranstalter Coral Travel berichtet von ca. 22.000 IBANs, die manuell eingegeben werden mussten, um fast 20 Millionen Euro zurückzuzahlen. Bei vtours handelte es sich um ca. 60.000 Stornierungen und eine Rückzahlungssumme von ca. 50 Millionen Euro. Beide Unternehmen, die in den Jahren zuvor nach eigenen Angaben Umsatzsteigerungen hatten, mussten auf die Hilfe der Partnerkonzerne zurückgreifen, denen sie angehören.
Reiseveranstalter zeigen sich erfindungsreich
In Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind die Reiseveranstalter erfindungsreich in der Suche nach Lösungen. Viele sind bereits im Besitz zertifizierter Sicherheitskonzepte. 1AVista hatte bereits innerhalb der ersten 48 Stunden nach Ankündigung des Lockdowns Laptops für das gesamt Serviceteam und schaffte es, 50% der Stornierungen zu Umbuchungen umzuwandeln. Viele Reiseveranstalter wie zum Beispiel Kreuzfahrt- und Fährüberfahrt-Anbieter Color Line bieten auf ihren Websites aktuelle Informationen und Reisekonditionen, andere auch die jeweiligen Corona-Vorschriften der bereisten Länder.
Bei einem positiven Corona-Test bietet Coral Travel kostenfrei ein Quarantäne Ferienhaus an, andere erweitern ihre Stornierungsmöglichkeiten. Reiseveranstalter wie Frosch Sportreisen haben weniger mit den Corona-Auswirkungen zu kämpfen: Bei dem Anbieter für Aktivurlaub finden die meisten Aktivitäten im Sommerurlaub an der frischen Luft statt. Für die aktuelle Wintersaison weiß allerdings niemand sicher, wie die Skireisen in diesem Winter verlaufen werden. „Wir werden uns aber gemeinsam mit allen Beteiligten nach Kräften darum bemühen, ein sicheres Ski-Erlebnis zu verschaffen. Ganz sicher gehen wir nicht davon aus, dass ein Großteil unserer Winterreisen ausfallen muss.“ So die Aussage von Sebastian Rosendahl, Pressesprecher der Frosch Sportreisen GmbH.
Sowohl finanziell als auch kundenorientiert werden also auf den verschiedensten Ebenen Lösungen gesucht, gefunden und angeboten. Die Reisebranche wurde durch die Corona-Krise hart getroffen, doch die Reiseveranstalter sind noch nicht am Ende: Es wird eine Zeit nach Corona geben, und bis dahin zeichnen sie sich durch Erfindungsreichtum und Innovation aus.
Autorin: Amei Schüttler