Studie: Deutsche Banken beschleunigen MiFID-II-Umsetzung
Die Banken in Deutschland starten bei der Umsetzung der MiFID II-Richtlinie (Markets in Financial Instruments Directive) durch. 70 Prozent der Institute haben bereits Projekte begonnen. Zum Vergleich:
Im Frühjahr standen zwei von drei Instituten noch nicht mal in der Startlöchern. Dennoch läuft das Gros der Banken dem Zeitplan hinterher. Die aktuelle MiFID-II-Readiness liegt bei 28 Prozent. Eigentlich sollten es Stand September 50 Prozent sein. Das zeigt die dritte Auflage der Bankenstudie „MiFID II Readiness Index“ der Unternehmensberatung PPI AG.
Die EU-Kommission steht aktuell ebenfalls unter Zeitdruck: Die Behörde überlegt deshalb, den Start der Finanzmarktreform um ein Jahr auf Januar 2018 zu verschieben. Das würde den Banken bei der Umsetzung gerade recht kommen. „Eine Verschiebung würde viele Banken mit Nachholbedarf entlasten. Die Institute erfahren im Frühjahr 2016 verbindlich, worauf sie sich einstellen müssen und müssten diese Anforderungen dann nicht innerhalb weniger Monate realisieren“, sagt Christian Appel, Experte für Banken-Compliance bei PPI.
Viele Informationen liegen den Banken allerdings schon seit dem 29. Juni 2015 vor und starten deshalb mit der Projektplanung. Die Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hatte in ihrem finalen Bericht über technische Regulierungs- und Durchführungsstandards für mehr Klarheit gesorgt. Etwa drei Viertel der Banken und Sparkassen rechnen auf dieser mit Gesamtkosten von nicht mehr als einer halben Million Euro, um die MiFID-II-Auflagen zu erfüllen. 82 Prozent sehen zudem erheblichen Handlungsbedarf, ihre IT-Systeme MiFID-II-konform umzurüsten. Einer der Hauptaufwandstreiber ist die künftige Einhaltung der neuen Regeln zur Aufzeichnung von Telefongesprächen oder elektronischen Mitteilungen in Bezug auf Kundenaufträge. „Wie hoch der Anpassungsbedarf konkret ausfallen wird, wird sich erst zeigen, wenn MiFID II in nationales Recht umgesetzt worden ist. Es kann gut sein, dass Institute im Frühjahr ihre Budgetplanungen noch einmal korrigieren“, sagt Christian Appel.
Die größten Erlösausfälle erwarten die Banken durch die Einschränkung der Zuwendungen. 40 Prozent rechnen mit einem starken Einbruch in der Anlageberatung durch den Stopp von Vertriebsprovisionen. Für 20 Prozent reißt das Verbot der Zuwendungen in der Portfolioverwaltung Löcher in die Erlöskasse. MiFID II bietet durchaus Spielräume, negative Auswirkungen auf das Geschäftsmodell zu verringern. Studienleiter Christian Appel empfiehlt, das Regelwerk auf Handlungsoptionen genau anzuschauen: „Das Zuwendungsverbot betrifft beispielsweise nur die „unabhängige“ Beratung und die Vermögensverwaltung. Ein Finanzdienstleister ist allerdings nicht gezwungen, sich als „unabhängig“ zu bezeichnen und sich dadurch zum Angebot einer eigenen breiten Produktpalette und zum Verzicht auf Provisionen von Produktlieferanten zu verpflichten.“
Quelle: PPI Aktiengesellschaft