Stuttgart – Innovationen sind der Schlüssel zum Erfolg: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen daher gerade im Bereich Innovationsmanagement neue Wege gehen. Beim Stuttgarter Gespräch an der FOM Hochschule stellten die beiden Experten Prof. Dr. Thomas Abele und Adrian Gerber neue Ansätze aus dem Bereich Open Innovation vor, mit denen Firmen sich zukunftsfähig aufstellen können.
„Es ist für Unternehmen heutzutage nicht leicht, einen innovativen Durchbruch zu erzielen“, betonte Prof. Dr. Thomas Abele, Professor für allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Technologie- und Innovationsmanagement sowie Gründer von TIM CONSULTING, zu Beginn seines Vortrags. Dabei gebe es auch einen einfacheren Weg zum Erfolg: Cross-Industry Innovation. „Unter Outside-In wird verstanden, dass Unternehmen sich für die Lösung von Problemen aus unterschiedlichen Branchen inspirieren lassen“, erklärte der Experte. Beispiele dieser Perspektive von Cross-Industry Innovation ließen sich bereits heute vielfach beobachten. So adaptierte BMW den Joystick einer Spielekonsole für die Steuerung eines Infotainmentsystems im Auto. Auch Förderbänder, die am Flughafen Gepäckstücke transportieren, können eine neue Anwendung finden – beispielsweise im Sushi-Restaurant.
Andererseits verfügen Unternehmen auch über hervorragende Kompetenzen, welche sich – Inside-Out – in anderen Anwendungsbereichen einsetzen ließen. Prof. Dr. Abele erläuterte hierzu seine Methode, mit deren Hilfe sich neue Geschäftsfelder identifizieren lassen: Im ersten Schritt sollten bestehende Produkte auf ihre Eigenschaften und Funktionen hin abstrahiert werden, um im zweiten Schritt auf dieser Basis eine kompetenzbasierte Recherche durchzuführen. Mithilfe von Patentdatenbanken, Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken wie Xing könnten so neue Zusammenhänge erschlossen werden. „Cross-Industry Innovation ist risikoarm, liefert schnelle Ergebnisse und lässt sich auf alle Branchen übertragen“, fasste Prof. Dr. Abele die Vorteile der Methode zusammen.
Der Vortrag von Adrian Gerber, Geschäftsführer und Partner von ATIZO 360° – Innovation Partners, drehte sich im Gegenzug um den Ansatz, sich innovative Ideen von außen zu holen. Mithilfe von Crowdsourcing können Unternehmen sich das Wissen und die Kreativität der Schwarmintelligenz zunutze machen. Dabei stellen die Unternehmen ihre Projekte mit detaillierten Fragestellungen und Vorgaben auf eine Plattform wie Atizo. Die Crowd, häufig eine heterogene Gruppe, liefert dem Unternehmen dann Ideen, Anregungen oder sogar konkrete Lösungsvorschläge.
Mit Erfolg: Viele Großkonzerne wie BMW setzen mittlerweile auf Innovationen von außen. Die Motivation der Mitglieder einer Crowd beruht dabei häufig auf dem Wunsch, ihr eigenes Wissen einzubringen und kann daher auch als Marketinginstrument herangezogen werden. „Crowdsourcing funktioniert nicht als kommunikative Einbahnstraße. Es ist vielmehr ein gegenseitiger Austausch auf Augenhöhe. Darüber hinaus sind die Kunden direkt an der Entstehung eines Produkts beteiligt, das sie sich selbst auch kaufen möchten.“ So forderte beispielsweise der Schweizer Getränkehersteller Rivella die Benutzer auf, Vorschläge für eine neue Geschmacksrichtung einzureichen. Der Luxusjuwelier Bucherer fand mit Hilfe von Crowdsourcing einen Namen für seine neue Diamantenkollektion „Vive Elle“, den das Unternehmen aus insgesamt 700 Vorschlägen auswählte.
„Crowdsourcing ist sehr vielseitig und kann sowohl für B2C als auch für B2B eingesetzt werden“, so Gerber. Noch immer sei die Hemmschwelle gerade im mittleren Management jedoch hoch, sich externes Know-how ins Haus zu holen. Laut Gerber ein Denkfehler, der den Vorsprung zur Konkurrenz kosten könne: „Firmen werden immer mehr Wissen außerhalb ihres Unternehmens als innerhalb finden, dessen sollten sie sich bewusst sein. Mithilfe von Crowdsourcing lässt sich diese Tatsache zum eigenen Vorteil nutzen. Für die meisten Unternehmen kann ein von Spezialisten begleitetes Initialprojekt helfen, vorhandene Hemmschwellen abzubauen“, fasste der Experte zusammen.