Hamburg – Das Dialog- und Trainingsprogramm WE (Worldwide Enhancement of Social Quality) hat bei den strategischen Lieferanten von Tchibo Produkten zu besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen geführt. Dazu hatte Tchibo in einer Entwicklungspartnerschaft mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) das Programm entwickelt und in einer mehrjährigen Pilotphase erprobt. Inzwischen stammen 75 % aller Tchibo Produkte aus 320 WE Produktionsstätten in 9 Ländern.
Dialog statt erhobener Zeigefinger
„Wir setzen an einer der wesentlichen Ursachen für Missstände in den Betrieben an: An der schwierigen Beziehung zwischen den Beschäftigten und ihren Vorgesetzten vor Ort“, erklärt Nanda Bergstein, Leiterin des Geschäftsbereichs Lieferantenbeziehungen & Nachhaltigkeit Non Food bei Tchibo. Die Deutschinderin hat das innovative Dialog- und Trainingsprogramm in die Einkaufs- und Qualitätsprozesse bei Tchibo integriert. Die Erfahrungen hatten gezeigt, dass Kontrollen in den Produktionsstätten nicht zum Erfolg führten. „Die Fabrikmanager fühlten sich bevormundet und waren nicht bereit zu kooperieren. Wir haben uns damals gefragt, was wir anders machen können, damit die Fabriken aus eigenem Antrieb Verbesserungen einführen“, erinnert sich Bergstein. „Wir kamen zu dem Schluss, dass das nur über einen kontinuierlichen und offenen Dialog zwischen Beschäftigten und Management geht.“
Nachhaltige Verbesserung von Arbeitsbedingungen
Ziel von WE ist es, dass Sozialstandards in den Produktionsstätten internationaler Handelsunternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern etabliert und eingehalten werden. Davon sollen alle Beteiligten, insbesondere die Beschäftigten, dauerhaft profitieren. Dabei setzt WE thematische Schwerpunkte in den Bereichen mit dem größten Handlungsbedarf: Arbeitszeiten, Löhne und innerbetriebliche Kooperation zwischen Managern und Beschäftigten. Weitere Kernthemen wie das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Nicht-Diskriminierung am Arbeitsplatz sowie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind fester Bestandteil des Programms.
Implementierung durch lokale Trainer
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des WE Programms ist der Einsatz von Trainern aus den jeweiligen Ländern und Kulturkreisen. Tchibo hat in den neun WE Ländern Bangladesch, China, Indien, Kambodscha, Laos, Vietnam, Äthiopien, Thailand und die Türkei einen Pool von 40 Trainern aufgebaut, die für ihre Aufgaben intensiv ausgebildet wurden und von internationalen Beratern begleitet werden. Die Trainer vermitteln Fachwissen, fördern und moderieren den Dialog zwischen Managern und Beschäftigten in zahlreichen Workshops und Fabrikbesuchen. Das Ziel ist es, praktikable Maßnahmen für verbesserte Arbeits- und Produktionsbedingungen festzulegen.
WE zeigt Wirkung
Inzwischen sind 320 Produktionsstätten in das WE Programm integriert. Sie produzieren 75 % aller Tchibo Non Food Produkte. Seit Einführung des WE Programms sind in vielen Fabriken Löhne und Zusatzzahlungen gestiegen. In den meisten Betrieben gibt es inzwischen Arbeitnehmervertretungen. Die Rückkehrquote der Beschäftigten nach den großen Betriebsferien verbessert sich in der Regel stark und weist auf eine erhöhte Zufriedenheit der Mitarbeiter hin. Der Arbeitsschutz wurde deutlich verbessert und zusätzliche Sozialleistungen wie Unterkünfte, Kantinenessen und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung wurden eingeführt.
Dialog für Lösungen auf globaler Ebene
Einige Themen lassen sich nicht allein auf Fabrikebene vollständig lösen. Gewerkschafts- und Tarifverhandlungsfreiheit und ein vollständiges Erreichen von existenzsichernden Löhnen erfordern zusätzliche Lösungen. Für deren Überwindung bedarf es des Dialoges und der Kooperation von Politik, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften. Bereits 2012 beteiligte sich Tchibo als erstes europäisches Unternehmen zusammen mit dem amerikanischen Unternehmen Philip van Heusen, der Clean Clothes Campaign und der globalen Dachgewerkschaft INDUSTRIALL an der Entwicklung des Brandschutzabkommens Bangladesch. Derzeit baut Tchibo zusammen mit anderen internationalen Handelsunternehmen und INDUSTRIALL eine globale Initiative für die Durchsetzung von Tarifverhandlungen in allen Produktionsmärkten auf. Das WE Programm dient als Vorbild: Dialog für Veränderungen zwischen allen Parteien.
Quelle: ots