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Verschärfte Regularien zwingen Banken zu strategischer Neuausrichtung

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München, Zürich – Deutsche Banken müssen ihr Portfolio in den kommenden drei Jahren deutlich verschlanken. Der Grund: Im Rahmen der einheitlichen Bankenaufsicht (Single Supervisory Mechanism) verlangt die Europäische Union von den Kreditinstituten detaillierte sowie vorausschauende Kapital- und Liquiditätsberichte. Der Aufwand für die Erstellung und Prüfung dieser Analysen in der geforderten Detailtiefe ist jedoch enorm – vergleichbar sogar mit umfangreichen M&A-Transaktionen. Nach umfassender Überprüfung dürften etliche der heutigen Geschäftsfelder als unwirtschaftlich und nicht nachhaltig bewertet werden und eine grundlegende strategische Neuausrichtung in vielen Banken nach sich ziehen. Dies zeigen Marktbeobachtungen der internationalen Managementberatung Bain & Company.

Quellenangabe: "obs/Bain & Company"
Quellenangabe: „obs/Bain & Company“

Die neuen Berichtspflichten lösen die bisherige Praxis ab, wichtige Bankkennzahlen wie die Eigenkapitalquote auf Basis historischer Betrachtungen zu ermitteln. Fortan erwartet die EU-Bankenaufsicht, dass die Kreditinstitute regelmäßig darlegen, wie sie die zu erwartenden Risiken einzelner Geschäftsfelder einschätzen und mit welchen Auswirkungen sie auf ihr Geschäftsmodell rechnen (Abb. 1 und 2). „Vielen Banken fehlen geeignete Modelle, um künftige Entwicklungen im eigenen Risikoprofil abzubilden und frühzeitig Anpassungen bei der Eigenkapitaldeckung vorzunehmen“, erklärt Dr. Jan-Alexander Huber, Partner bei Bain & Company und Bankenexperte. „Die Konzentration auf nachhaltig profitable Geschäftsfelder ist daher eine logische Konsequenz, um den aufsichtsrechtlichen Anforderungen zu entsprechen.“

Internationale Großbanken wie Citibank oder HSBC haben dieser Entwicklung bereits vorgegriffen und aufgrund regulatorischer Erfordernisse in den USA und Großbritannien ihr Portfolio verschlankt. Ein kleineres Portfolio bedeutet weniger Risikofaktoren und mehr Stabilität in der Eigenkapitalausstattung der Banken. Um gleiche oder ähnliche Risikogruppen zu bündeln, sind allerdings radikale Einschränkungen im Angebot, aber auch organisatorische Trennungen nötig. So wird verhindert, dass ein in Schieflage geratenes Geschäftsfeld die gesamte Bank in Mitleidenschaft zieht.

„Global Multi Banks“ gehört die Zukunft

Die europäische Bankenlandschaft wird sich deutlich verändern. Statt weniger großer Institute, die alles anbieten, geht der Trend hin zu einem Netzwerk aus Tochtergesellschaften mit spezialisierten Geschäftsfeldern. Vorbild sind Entflechtungsprozesse, wie sie die Branchengrößen UBS und Credit Suisse längst angestoßen haben. „Diese Banken folgen einer Strategie, die der Gesetzgeber mit der Trennung von Investment-Banking und Einlagengeschäft bereits vorgezeichnet hat“, so Huber. „Tatsache ist: Die Zeit der großen Universalbanken geht zu Ende.“ Aktuelle Entwicklungen auch in Deutschland bestätigen diese Tendenz.

In den europäischen Banken ist entschlossenes Vorgehen bei der Restrukturierung gefragt. Die Zeit drängt. Angloamerikanische Kreditinstitute kennen das Instrument der organisatorischen Trennung schon länger. Entsprechend sind sie bei der Umsetzung vielen europäischen Wettbewerbern gegenüber im Vorteil und haben gute Chancen, etablierten Anbietern im Euroraum Marktanteile abzunehmen.

Auch Refinanzierung auf dem Prüfstand

Eigenständige Geschäftseinheiten mit klarem Fokus sollten darüber hinaus die Refinanzierung erleichtern. Aus regulatorischer Sicht eignen sich dafür unter anderem Instrumente, die bei der Eigenkapitaldeckung hohe Flexibilität bieten. Dazu gehören etwa sogenannte CoCo-Bonds, die besonders schnell die Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital ermöglichen. Seit 2009 haben die global als systemrelevant eingestuften Banken Risikoaktiva von rund einer Billion US-Dollar abgebaut und gleichzeitig Eigenkapital sowie Rücklagen um 80 Prozent gesteigert. „Diese strukturellen Anpassungen reichen aber nicht aus, um kurzfristig auf ein verändertes Risikoprofil zu reagieren“, betont Bankenexperte Huber. „Darüber hinaus brauchen die Banken flexible Möglichkeiten der Refinanzierung.“

Über den Single Supervisory Mechanism (SSM)

Seit November 2014 stehen 120 Banken im Euroraum unter direkter Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB). Die verschärften Berichts- und Kontrollpflichten betreffen Häuser mit einer Bilanzsumme von mindestens 30 Milliarden Euro oder 20 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Landes. Kreditinstitute, die während der Finanzkrise staatliche Unterstützung erhalten haben, stehen ebenfalls unter besonderer Aufsicht. Der EU-Gesetzgeber hat mit dem Single Resolution Board (SRB) zudem ein Zentralgremium geschaffen, um die Abwicklung maroder Banken zu erleichtern. Die entsprechenden Regelungen treten im Laufe des Jahres 2015 in Kraft.

Quelle: ots

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