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Vom Tellerwäscher zum Weltmarktführer

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Rosenthal – Ein Mythos. Zwei Männer schreiben Geschichte

Bislang größte Ausstellung rund um die zwei herausragenden Unternehmer

SELB. Rosenthal, einer der weltweit führenden Anbieter zeitgemäßer Tisch- und Wohnkultur, hat den Geschmack von Generationen geprägt. Dies ist vor allem zwei bedeutenden Unternehmerpersönlichkeiten zu verdanken, die nicht nur für eine beispiellose Firmengeschichte stehen, sondern auch für eine besondere Unternehmenskultur und nicht zuletzt ein Stück deutscher Kulturgeschichte. Philip Rosenthal jun., der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern würde, und seinem Vater Philipp sen., der vor 125 Jahren mit seiner eigenen Porzellanproduktion begann, widmet das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan Hohenberg an der Eger/Selb die bislang größte Ausstellung rund um die beiden herausragenden Unternehmer. Die Schau „Rosenthal – Ein Mythos. Zwei Männer schreiben Geschichte“ wird vom 2. Juli bis 13. November 2016 an beiden Standorten des Museums präsentiert. Am authentischen Ort, dem Brennhaus der 1969 stillgelegten Rosenthal-Fabrik in Selb, wird die bisherige Rosenthal-Abteilung neu gestaltet und in vier Themeninseln die Geschichte des Unternehmens sowie von Vater und Sohn auf ca. 600 Quadratmeter gegenübergestellt.

1929: 50 Jahre Unternehmer: Geheimrat Dr. h. c. Philipp Rosenthal, einer der wichtigsten Unternehmerpersönlichkeiten der deutschen Porzellanindustrie und Chef eines Konzerns mit 7000 Mitarbeitern. Selbst in der Fabrik in Selb tritt er derart elegant gekleidet auf ©Porzellanikon, Rosenthal-Archiv Selb, Dauerleihgabe Oberfrankenstiftung Foto: Rosenthal-Archiv
©Porzellanikon, Rosenthal-Archiv Selb, Dauerleihgabe Oberfrankenstiftung
Foto: Rosenthal-Archiv

Historische Dokumente, Zeichnungen, Modelle und Fotos – darunter zahlreiche bisher unveröffentlichte Archivmaterialien – geben spannende Einblicke in die Unternehmensgeschichte sowie in Leben und Wirken der beiden Männer: Der Vater, eine klassische Unternehmerpersönlichkeit, der vor genau 125 Jahren den Grundstein für die Erfolgsgeschichte legte, und der Sohn, der als Visionär und moderner Marketingmann das Profil von Rosenthal schärfte.

Als Philipp Rosenthal sen. (1855 Werl/Westfalen bis 1937 Bonn) im Jahr 1872 mit 17 Jahren nach Amerika ging, konnte er noch nicht ahnen, dass dies der Beginn einer Bilderbuch-Karriere war. Nachdem er sich buchstäblich vom Tellerwäscher zum Mitarbeiter einer Porzellanimportfirma hochgearbeitet hatte, richtete er 1880 im Schloss Erkersreuth in der Nähe von Selb eine Porzellanmalerei ein. 1891 gründete er dann in Selb seine eigene Porzellanfabrik. Von Anfang an stellte Rosenthal dabei die Qualität und nicht den Preis in den Vordergrund. Sehr früh schon beobachtete er aufmerksam den Markt, die kunstgewerblichen Strömungen sowie den Geschmack des Publikums und setzte auf Innovation: So gründete er 1910 als erster bayerischer Privatunternehmer eine eigene Kunstabteilung. Auch mit der Platzierung seines Namenszugs unter jedes Produkt betrat er Neuland im Bereich der Porzellanindustrie. Mit der Porzellanform „Maria“, die 1916 auf den Markt kam, schuf er die erste Geschirrform in weißer Ausführung, eine der umfangreichsten und meistverkauften Serien aller Zeiten.

So sehr Philipp Rosenthal als Firmenchef ein patriarchalischer Autokrat war, der sich von niemandem reinreden ließ, so sehr lag ihm die Fürsorge für seine Leute am Herzen. Bereits um 1905 gab Rosenthal seinen Angestellten, die die bestbezahlten der ganzen Branche waren, vollbezahlten Urlaub, auch werdenden Mütter – und dies noch bevor es hierzu eine gesetzliche Regelung gab. Dazu baute er Wohnungen für Arbeiter, die er ungewöhnlich günstig vermietete, finanzierte die Einrichtung von Kinderkrippen und die Anlage von Schrebergärten. Er verschaffte dem Firmennamen Rosenthal einen solchen Weltruf, dass dieser 1934, als der Firmenchef aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus dem Unternehmen ausscheiden musste, weitergeführt werden durfte.

Nach Kriegsende, im Jahr 1950, trat Philip Rosenthal jun. (1916 Berlin bis 2001 Selb) als Werbeleiter in den väterlichen Betrieb ein. Bereits 1952 übernahm er die Leitung der Produktgestaltung. Der Visionär, innovative Manager und Querdenker, Kosmopolit und exaltierte Kunstliebhaber revolutionierte nicht nur das Unternehmen, sondern zugleich die gesamte Porzellanindustrie und die deutsche Wohnkultur. Mit seinem ausgeprägten Gespür für Produkte, Markt und Öffentlichkeit krempelte er das bestehende Image um und machte die damalige Rosenthal AG zu einem Vorreiter für modernes Produktdesign. Dabei arbeitete er eng mit den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit, darunter Tapio Wirkkala, Bjørn Wiinblad, Henry Moore und Salvador Dali zusammen. Mit der Einführung der Rosenthal Studio-Abteilungen in Porzellanhandel und Warenhäusern und ab 1960 eigenen Rosenthal Studio-Häusern sowie der „Rosenthal Studio-Linie“, der Produktlinie für avantgardistische Kollektionen, festigte er den Ruf des Unternehmens als „Vorreiter im Design“ – eine Rolle, die bis heute durch über 450 Designpreise und zahlreiche Referenzen in international anerkannten Museen belegt wird. Auch die Firmengebäude, entworfen von namhaften Gestaltern wie Walter Gropius, Friedensreich Hundertwasser, Otto Piene und Marcello Morandini, zeugen vom hohen ästhetischen Anspruch Rosenthals.

Schließlich bezog er Glas, Bestecke, Keramik und ausgewählte Möbel in die Produktpalette ein und baute den traditionellen Porzellanbetrieb so zu einem fortschrittlichen „Unternehmen für Tisch- und Wohnkultur“ mit selbständig am Markt operierenden Einzelgesellschaften um. Philip Rosenthal jun. war zudem Vorreiter für Unternehmens-CI und eine hochwertige Markeninszenierung. Schon früh forderte er die Schaffung eines „Markenbildes“. Sein Werk „Das Markenbild von heute ist der Umsatz von Morgen“ war wegweisend für Marketing-Fachleute. Zu Philip Rosenthals Maximen zählte auch das Streben nach sozialer Gerechtigkeit. So führte er als einer der ersten deutschen Unternehmer 1963 ein Beteiligungssystem für seine Arbeitnehmer ein, legte beim Bau neuer Produktionsstätten großen Wert auf die Humanisierung der Arbeitsplätze und sorgte so mit dafür, dass sich die Mitarbeiter stark mit ihrer Arbeit und der Firma identifizierten.

Seine Liebe für das Reiten und das vierspännige Kutschieren brachte Philipp Rosenthal wohl aus Amerika mit. „Das Schönste auf Erden sind das Weib und das Pferd.“ ©Porzellanikon, Rosenthal-Archiv Selb, Dauerleihgabe Oberfrankenstiftung Foto: Rosenthal-Archiv
Seine Liebe für das Reiten und das vierspännige Kutschieren brachte Philipp Rosenthal wohl aus Amerika mit. „Das Schönste auf Erden sind das Weib und das Pferd.“ ©Porzellanikon, Rosenthal-Archiv Selb, Dauerleihgabe Oberfrankenstiftung – Foto: Rosenthal-Archiv

Sein politisches Engagement brachte ihm neben einem Bundestagsmandat für die SPD auch für kurze Zeit die Ernennung zum Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium unter Karl Schiller ein. Sein Plan, hier das Rosenthalsche Beteiligungskonzept im großen Maßstab umzusetzen und aus den Gewinnen der großen deutschen Unternehmen jährlich mehrere Milliarden Mark für die breite Streuung von Vermögen in Arbeitnehmerhand abzuzweigen, scheiterte allerdings.

Quelle: projekt2508 GmbH

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