Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist im Rahmen der Konjunkturerwartungen um 1,5 Punkte auf 53,3 Zähler gefallen. Das ist der erste Rückgang seit Oktober 2014. Die aktuelle Lage bewerten die Experten jedoch immer noch als sehr gut.
Das ZEW hat in seiner Pressemitteilung vom 21.April mitgeteilt, dass sich die Erwartungen an die künftige Konjunkturentwicklung erstmalig seit Oktober wieder etwas verschlechtert hat. Zwar fällt der Index mit 1,5 Punkten auf 53,3 Punkte moderat aus. Dennoch ist dieser Dämpfer ein erstes kleines Warnsignal für die deutsche Wirtschaft. Der gute Arbeitsmarkt, die steigenden Löhne und der wachsende Konsum bedeuten bei der Bewertung der aktuellen Lage ein Plus von 15,1 Punkten und mit 70,2 Punkten einen Höchststand seit Juli 2011. Laut Präsident Prof. Dr. Fuest sind die Exportaussichten aufgrund der guten Lage ausgereizt; die Weltwirtschaft fungiert hier als zusätzlicher Dämpfer.
Europa mit Wachstumschancen, Deutschland verharrt auf hohem Niveau
Deutschland als Wirtschaftsmotor hat das Höchstmögliche vorerst erreicht, während die von der Krise stärker gebeutelte Eurozone mit 64,8 Punkten bei den Erwartungen noch zulegen konnte (+2,4 Punkte). Denn aktuell bewerten die Finanzmarktexperten die Lage auf dem Europäischen Markt mit 28,3 Punkten wesentlich schlechter (-8,3 Punkte). Die Ergebnisse der Umfrage unter Börsenprofis (hier das PDF mit allen Daten für April) förderte aber auch zutage, dass die Experten mit einem Zuwachs guter Erwartungen auf 55,3 Punkte gerechnet hatten, immerhin ein leichtes Plus von 0,6 Punkten.
Eurokrise als Ursache für verhaltenen Ausblick
Agnieszka Kępińska vom internationalen Finanzdienstleister CityIndex sieht neben der Griechenlandkrise auch normale Sättigungseffekte als Grund für den verhaltenen Konjunkturausblick: „Eine Pleite des griechischen Staates ist eine reale Gefahr für den Abschwung auch in Deutschland. Diese Angst trifft auf eine hervorragende Lage, die im Rahmen der aktuellen Weltwirtschaft kaum noch besser sein könnte.“ Von daher, so Kępińska, sei es auch keine Überraschung, dass die Auftragseingänge und die Industrieproduktion zuletzt bereits leicht zurückgingen. Auch der erstmalige Anstieg der Erzeugerpreise seit Monaten spreche für eine Stabilisierung der Lage statt für einen weiteren Aufschwung.
Mittelstand schon länger mit skeptischem Blick auf die Wirtschaftsentwicklung
Eine Studie aus dem Januar 2015 hat bereits die Stimmung der Mittelständler als krisenhaft bezeichnet, obgleich die Daten das kaum unterstützten. Das Mittelstandsbarometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young identifizierte damals einen weitreichenden Pessimismus. Gerade einmal 19 Prozent der Mittelständler rechneten mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage. Erst jetzt im April sollten sie wohl Recht behalten. Der prognostizierte konjunkturelle Rückschlag könnte bald bevorstehen. Nur ein Drittel der Mittelständler rechnet mit einer Verbesserung des Geschäftes in diesem Jahr. Gründe waren und sind, wie aktuell bei der ZEW-Prognose, die Konflikte in Griechenland und der Ukraine. Sinkendes Vertrauen in die Politik hinsichtlich der Wirtschaftspolitik und nachlassende Investitionen infolgedessen vervollständigen das Bild von den verhaltenen Erwartungen deutscher Mittelständler.
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