Das rasante Tempo bei Innovationen auf Basis künstlicher Intelligenz und die jüngsten Entwicklungen generativer KI-Tools stellen Unternehmen vor die Herausforderung, wie sie KI-Tools sicher und effektiv nutzen können. Eine aktuelle Studie von Skillsoft zeigt, dass 96 Prozent der Befragten erwarten, dass generative KI beruflichen Rollen verändern wird. Corporate Learning-Experte Andreas Rothkamp von Skillsoft hat wichtige Aspekte für Unternehmen zusammengefasst, die den Einsatz von KI-Lösungen ausweiten möchten.
Künstliche Intelligenz (KI) bildet die Grundlage für hochmoderne Tools, die Unternehmen dabei unterstützen, Verhaltensweisen vorherzusagen, Schlüsselmuster zu identifizieren und die Entscheidungsfindung in einer Welt voranzutreiben, die zunehmend aus Daten besteht. In den letzten Monaten haben ChatGPT von Open AI, das neue ChatGPT-basierte Bing von Microsoft und Bard von Google die Diskussionen rund um die generative künstliche Intelligenz befeuert. Unter generativer KI versteht man Algorithmen-basierte Systeme, mit denen neue Inhalte in Form von Audio, Bildern, Texten und Videos erstellt werden können. Das Potenzial solcher Tools, das Mitarbeiter- und Kundenerlebnis, den Geschäfts- und IT-Betrieb und sogar die von Unternehmen angebotenen Produkte oder Dienstleistungen zu verändern, ist sowohl anziehend als auch besorgniserregend.
Daher sollten die folgenden Aspekte beim Einsatz von KI-Tools berücksichtigt werden:
Strategische Evaluation zur Vermeidung von Schatten-KI-Landschaften
Mit der rasanten Entwicklung neuer KI-basierter Lösungen auf dem Markt erleben viele Unternehmen eine unkoordinierte Verbreitung von Tools in verschiedenen Fachabteilungen. Neben kostenpflichtigen Tools betrifft dies auch Freeware, die die Mitarbeiter oft ohne Wissen der IT-Abteilungen nutzen. Dies hat ähnliche Folgen wie frühere Schatten-IT-Landschaften in anderen Bereichen.
Zu den Problemen, die durch den unkontrollierten Einsatz von KI-Tools verursacht werden, gehören Sicherheits- und Datenschutzlecks. Die Tools sammeln eine enorme Menge an Informationen, die auf die Nutzer und deren Organisation zurückgeführt werden können. Selbst durch die Verwendung gängiger kostenloser KI-Tools für Übersetzungen oder Texterstellung, wie ChatGPT oder Google Translate, geben Mitarbeiter oft unwissentlich vertrauliche Informationen weiter.
Es ist daher ratsam, eine strategische Integration von KI-Tools offen anzusprechen und zu planen. Dabei sollte evaluiert werden, in welchen Abteilungen und für welche Zwecke der Einsatz solcher Lösungen am vorteilhaftesten ist, um dann einen offiziellen Rollout-Plan zu gestalten.
KI Governance, um Risiken zu minimieren
Da sich generative KI immer weiter entwickelt und verbreitet, müssen Unternehmen eine Richtlinien und Kontrollmechanismen (Governance) für den Einsatz am Arbeitsplatz entwickeln. Diese sollten die Sicherheit, den Datenschutz, die Vertraulichkeit sowie die ethischen Auswirkungen berücksichtigen. Für einige Organisationen wird die erste Reaktion darin bestehen, die Nutzung vollständig zu untersagen. Allerdings können dadurch nur negative Anreize geschaffen werden.
Stattdessen sollten Unternehmen den Einsatz von KI regulieren und steuern. Eine effektive Governance-Struktur rund um die Entwicklung und Nutzung von KI, sollte Richtlinien und Verfahren, Schulung, Tests und Überwachung umfassen. Unternehmen sollten mit einer Risikobewertung beginnen und die Risiken (wie Missbrauch, Voreingenommenheit oder Plagiat) verstehen, die generative KI für und in ihrem Unternehmen mit sich bringt, bevor sie Richtlinien für Mitarbeiter rund um die Nutzung im Unternehmen erstellen. Sobald die Richtlinien erstellt wurden, müssen sie den Mitarbeitern von Anfang klar und Transparenz vermittelt werden und darlegen, was erlaubt ist und was nicht. Ausbildung und Schulung werden Organisationen dabei helfen, die Grundprinzipien für KI-Governance zu erkunden und die Vorteile sowie Risiken zu verstehen.
Die Schaffung einer ganzheitlichen Governance-Struktur, die nachhaltig, vertrauenswürdig und transparent ist, erfordert vor allem eine gemeinsame Verantwortung zwischen denjenigen, die die Tool entwickeln, und denen, die sie verwenden. Die Interessengruppen müssen zusammenarbeiten, um die Risiken und Auswirkungen zu verstehen und festzulegen welche Tools bereits genutzt werden oder eingeführt werden sollen. Compliance-Experten können nicht die gesamte Verantwortung tragen, aber sie können die richtigen Stakeholder zusammenbringen. Generative KI bietet eine große Chance für Unternehmen, daher müssen alle Mitarbeiter eine Rolle bei der Regulierung ihres Einsatzes spielen, um sicherzustellen, dass sie verantwortungsvoll entwickelt und genutzt werden.
Die Entwicklung von Skills als Schlüsselfaktor im Wettlauf um KI-Nutzung erkennen
Da generative KI-Tools immer ausgefeilter werden und immer schneller neue Anwendungen entstehen, wird sich auch die Art und Weise ändern, wie wir mit ihnen interagieren. Deshalb sind Ausbildung und Mitarbeiterentwicklung so wichtig. Anstatt um einen begrenzten oder nicht vorhandenen Talentpool zu konkurrieren, sollten Unternehmen sich auf die Entwicklung von Skills in ihrer vorhandenen Belegschaft konzentrieren, um die Technologie zu verstehen und Fähigkeiten aufzubauen, die es ihnen ermöglichen, KI-Tools zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Ein grundlegendes Verständnis über Funktionen, Vorteile und Risiken des Einsatzes von KI-Tools ist für alle Mitarbeiter wichtig. Darüber hinaus bieten sich einige Jobrollen und Kompetenzprofile an, um für eine vertiefende Schulung in Betracht gezogen zu werden. Für ein gezieltes Schulungsprogramm sollten Unternehmen überlegen, welche Arbeitsbereiche am stärksten von KI betroffen werden könnten und wo KI am vorteilhaftesten genutzt werden kann, um Qualifikationslücken zu schließen. Ob Datenanalyse oder sogar Softwareentwicklung – der Aufstieg der KI wird zweifellos Berufsbilder verändern und neue Arten von Jobrollen schaffen, die es vorher möglicherweise noch gar nicht gab. Das bestätigen auch die Ergebnisse einer Umfrage, die Skillsoft auf zwei großen L&D-Fachmessen durchführte. 96 Prozent der Befragten erwarten, dass generative KI beruflichen Rollen verändern wird. Infolgedessen streben 84 Prozent der Befragten an, ihre Karriere zukunftssicher zu machen. Dazu gehört die Entwicklung wichtiger Soft Skills wie Problemlösung, kritisches und kreatives Denken und Kommunikation. Doch während die Fachkräfte konkrete Auswirkungen von KI antizipieren und aktive Maßnahmen ergreifen, geben nur 37 Prozent der Befragten an, dass ihre Organisation im vergangenen Jahr KI-Schulungen organisiert hat.
Gezielte Schulungen zur Nutzung der Tools und Funktionen helfen auch zu verstehen, welche Fähigkeiten durch KI ergänzt oder sogar ersetzt werden könnten und welche Fähigkeiten in Zukunft noch wichtiger werden. Dies trägt dazu bei, sowohl die Organisation als auch die Mitarbeiter und ihre Fähigkeiten auf künftige Jobrollen vorzubereiten und zukunftssicher zu machen.
„Die Geschwindigkeit, mit der sich die Technologie weiterentwickelt und unsere Arbeitsweise verändert, kann besorgniserregend sein – und dies war noch nie so offensichtlich wie mit dem Aufstieg der KI“, erklärt Andreas Rothkamp, VP DACH bei Skillsoft. „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, einige Arbeitsfunktionen zu ersetzen und kann sogar dazu beitragen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Aber gerade in Bereichen, in denen KI frühere Funktionen von Mitarbeitern übernimmt, werden menschliche Fähigkeiten wie Problemlösung noch wichtiger als zuvor und dabei Innovationen vorantreiben – sei es in technologielastigen Bereichen wie der Programmierung oder in Bezug auf Führungsqualitäten. Eine große Bandbreite an Schulungen – von Einführungskursen über die Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von KI, über Frameworks für die Nutzung des KI-Lebenszyklus und des Data-Science-Prozesses bis zu Kursen für angehende Programmierer zur Nutzung generativer KI-Tools – können Unternehmen und Einzelpersonen dabei helfen, sich auf die Jobs von morgen vorzubereiten.“
Autor: Andreas Rothkamp