300 Unternehmer beim Norddeutschen Wirtschaftstag in Bremerhaven
Bremen, 26. April 2013 – Mehr Investitionen in die norddeutsche Logistik- und Infrastruktur, neuen Schub für die Offshore-Industrie und ein aktives Werben um Fachkräfte aus dem südlichen Bundesgebiet sind Forderungen, die Teilnehmer des Norddeutschen Wirtschaftstags in Bremerhaven erhoben. Unter dem Motto „Hanseregion: Grenzenlos stark“ kamen rund 300 Wirtschaftsvertreter aus Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zusammen.
Gemeinsamkeiten betonen und Kräfte bündeln, hatten sich die fünf norddeutschen Verbände bei ihrem Unternehmertreffen gestern in Bremerhaven auf die Fahnen geschrieben. So sehen sich die Wirtschaftsvertreter der fünf Nordländer bei den Kernthemen der Tagung über Landesgrenzen hinweg im selben Boot. Das Gelingen der Energiewende, Infrastrukturentwicklung und der Fachkräftebedarf treiben Unternehmen in Bremen ebenso um wie in Kiel, Hamburg oder Rostock.
Energiewende im Fokus
Die Themen Energiewende und Offshore Windenergie standen allerdings besonders im Fokus. Die Bremer Landeschefin des Wirtschaftsrats, Imke Goller-Wilberg, rief dazu auf, ideologiefrei über den Energiemix der Zukunft zu reden. Ihr mangelt es für den Offshore-Sektor an verlässlichen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. „Die Energiewende werde wird ohne Offshore nicht gelingen. Hohe Erwartungen der Politik an den Ausbau der Windparks auf See müssen auch mit konkreten Maßnahmen untermauert werden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz muss novelliert werden, aber ohne in bestehende Investitionen und Projekte einzugreifen“, so Goller-Wilberg. Zudem seien die hochkomplexen nationalen und internationalen Regelwerke vielfach nicht kompatibel. Den Mangel an Branchenfachkräften und die schleppende Netzanbindung bezeichnete sie als Knüppel zwischen die Beine der Offshore-Industrie. Auch bei der Finanzierung der Offshore-Vorhaben sei noch kein wirklicher Durchbruch erzielt, kritisierte die Bremer Unternehmerin.
Unterfinanzierung beenden
Ein Plädoyer für die maritime Wirtschaft hielt der Vertreter Schleswig-Holsteins, Jens Broder Knudsen. Er kritisierte: „Die maritime Verkehrsinfrastruktur ist seit Jahrzehnten auf Verschleiß gefahren worden.“ Nun müsse die „chronische Unterfinanzierung“ des Verkehrshaushaltes auf Bundesebene ein Ende haben. Der Norddeutsche Wirtschaftstag forderte für den Nord-Ostsee-Kanal als Bindeglied zwischen den deutschen Häfen eine gesetzlich gesicherte Zusage für ein Sonderausbauprogramm in Höhe von 1,3 Milliarden Euro bis 2025. Verlangt wurde auch eine verbesserte Bahnanbindung des Jade-Weser-Port an das Ruhrgebiet, anstatt des Ausbaus einer Schnellverbindung von Duisburg nach Rotterdam.
Aktiv um Fachkräfte werben
„Die nördlichen Bundesländer sollten intensiver um Fachkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet werben“, forderte Peter Hoffie vom Wirtschaftsrat Hamburg. Zukunftsweisende Branchen, wie die Logistik oder die Windenergie, dürften in ihrer Entwicklung nicht wegen eines Mangels an qualifizierten Mitarbeitern gebremst werden. Wenn ein Teil des Fachkräftebedarfs nur durch Zuzüge aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland zu decken sei, müsse eine Willkommenskultur in der Nordregion etabliert und aktiv auf Fachkräfte außerhalb der Region zugegangen werden. Damit dieses Werben erfolgreich sein könne, sollte die Politik stärker als bisher Verantwortung übernehmen, wie etwa bei Kinderbetreuung, Sicherheit und Bildungsqualität, so Hoffie weiter.