Arbeitslosigkeit sinkt auf niedrigsten November-Wert seit 20 Jahren
Noch gute Konjunktur und mildes Wetter begünstigen Neueinstellungen
Von Brigitte Caspary
Das ungewöhnlich milde Wetter und die noch immer robuste Wirtschaft haben die Arbeitslosigkeit im November erneut deutlich sinken lassen. Die Zahl der offiziell als arbeitslos gemeldeten Menschen nahm im Vergleich zum Vormonat um 24.000 auf 2,713 Millionen ab, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Das ist der niedrigste November-Wert seit 1991. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Rückgang 214.000. Die Arbeitslosenquote verringerte sich gegenüber Oktober um 0,1 Punkte auf 6,4 Prozent.
„Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert auch im November von der guten wirtschaftlichen Entwicklung. Es ist keine Eintrübung zu erkennen“, sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Er vertrat BA-Chef Frank-Jürgen Weise, der zu Haushaltsberatungen in Berlin weilte. Auch unter Herausrechnung saisonaler Effekte ging die Arbeitslosigkeit im November erneut zurück, und zwar um 20.000.
Beschäftigung in allen Bundesländern aufgebaut
Beschäftigung wurde laut Alt in allen Bundesländern und in fast allen Branchen aufgebaut. Aus dem verarbeitenden Gewerbe, den Branchen Verkehr und Logistik sowie Handel, wirtschaftliche Dienstleistungen ohne Zeitarbeit und Bau meldeten sich in den vergangenen elf Monaten weniger Menschen arbeitslos.
Dagegen nahm die Zahl der Jobsuchenden im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Zeitarbeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Alt erklärte dies mit den Worten: „Immer mehr Menschen finden hier einen Arbeitsplatz, verlieren ihn aber auch wieder“.
Gesucht würden vor allem Fachkräfte im Metall- und Elektrobereich, aber auch Maschinenbauer, Logistikfachleute, Verkäufer und Mitarbeiter in Gesundheitsberufen.
Nach BA-Hochrechnungen stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im September im Vergleich zum Vorjahr um 698.000 auf 28,97 Millionen. Dabei entstanden 369.000 neue Vollzeit- und 325.000 neue Teilzeitjobs. Alt sagte, dass fast die Hälfte der Menschen, die neu eingestellt werden, nur befristete Verträge bekämen. Diese Tendenz sei allerdings schon länger zu erkennen.
80.000 weniger Hartz-IV-Bezieher
Alt, der im BA-Vorstand für die Grundsicherung, also Hartz IV, zuständig ist, hob hervor, dass auch die Gruppe dieser Leistungsbezieher von der noch guten Konjunktur profitiere. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Hartz-IV-Empfänger sei verglichen mit dem Vorjahr um 80.000 und verglichen mit dem Vormonat um 15.000 auf 1,94 Millionen gesunken. Der größte Teil davon habe eine Arbeit aufgenommen, einige seien aber auch durch Rente oder andere Gründe aus dem Leistungsbezug verschwunden.
Insgesamt erhielten laut Bundesagentur im November 717.000 Menschen Arbeitslosengeld I – ein Rückgang um 3.000 im Vergleich zum Oktober – und 4,437 Millionen Menschen Arbeitslosengeld II beziehungsweise Hartz IV. Das waren 39.000 weniger als im Monat zuvor. Die meisten Hartz-IV-Bezieher sind nicht arbeitslos gemeldet, weil sie in der Ausbildung oder sehr niedrig entlohnt erwerbstätig sind, oder weil sie sich um Kinder oder Pflegebedürftige kümmern.
Noch hätten die „finanzpolitischen Turbulenzen“ nicht in die Realwirtschaft und die Beschäftigung durchgeschlagen, sagte Alt. „Und wir haben die Hoffnung, dass das auch noch eine Weile so bleibt“.
Sollte der Winter so milde und schneefrei bleiben wie bisher, dürfte die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr nicht mehr über drei Millionen steigen. Im Januar sei damit aber „mit einer hohen Wahrscheinlichkeit“ zu rechnen.