Außergerichtliche Sanierungen bieten Unternehmen in der Krise eine Möglichkeit, sich neu aufzustellen, ohne den Weg der Insolvenz beschreiten zu müssen. Die Reform der Insolvenzordnung im Jahr 2012 war ein wichtiger Schritt, um die Sanierungschancen zu verbessern – deshalb gilt es heute, eine Unternehmenskrise nicht in jedem Fall als das Ende, sondern als Chance zur Neuausrichtung zu sehen.
Eine Krise offenbart sich vor allem durch rückläufige Profitabilität und Liquidität, was die Handlungsfähigkeit des Unternehmens stark beeinträchtigt. Ein effektives Krisenmanagement, das frühzeitig ansetzt, ist an dieser Stelle wichtig: Hier spielt die außergerichtliche Sanierung eine entscheidende Rolle, da sie es erlaubt, durch gezielte Verhandlungen mit Gläubigern und anderen beteiligten Parteien schnell und diskret Lösungen zu finden. Solche Verhandlungsstrategien zielen darauf ab, ein Ergebnis zu erzielen, das den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht wird – und die Öffentlichkeit dabei weitestgehend ausspart.
Was versteht man unter einer außergerichtlichen Sanierung?
Eine außergerichtliche Sanierung in Krisensituationen bietet Unternehmen in der Krise eine Möglichkeit, sich zu erholen, bevor eine Insolvenz notwendig wird. Der Kern dieses Ansatzes liegt darin, dass das Unternehmen noch über genügend Liquidität verfügt, um Verhandlungen mit seinen Gläubigern zu führen und einen Vergleich zu erreichen. Die Erfolgsaussichten für solche Sanierungen steigen, wenn nur eine geringe Anzahl von Gläubigern involviert ist.
Bei der Durchführung einer außergerichtlichen Sanierung spielen erfahrene Insolvenzanwälte eine ausschlaggebende Rolle. Sie können den beteiligten Parteien die möglichen Alternativen aufzeigen und durch geschickte Verhandlungsstrategien dazu beitragen, dass schnell tragfähige und für beide Seiten vorteilhafte Lösungen gefunden werden. Diese Lösungen müssen dabei nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sein, sondern auch eine hohe Vertraulichkeit wahren.
Neben den wirtschaftlichen Maßnahmen ist auch die zwischenmenschliche Komponente zu berücksichtigen: Ungeklärte zwischenmenschliche Konflikte können eine betriebswirtschaftliche Sanierung behindern. In solchen Fällen eignet sich systemisches Businesscoaching, Mentoring und Mediation durch Experten – solche Ansätze helfen dabei, verfahrene Situationen zu entschärfen und eine Basis für eine nachhaltige Erholung des Unternehmens zu schaffen.
Außergerichtliche Sanierung – welche Gründe können vorliegen?
Unternehmen können aus zahlreichen Gründen in eine Krise geraten, die eine außergerichtliche Sanierung notwendig macht. Solche Krisen gehen häufig auch mit internen Konflikten oder externen Herausforderungen einher, die die Existenz des Unternehmens bedrohen können.
Häufige Ursachen sind beispielsweise Streitigkeiten unter Gesellschaftern, Konflikte mit Kunden oder Lieferanten, sowie Probleme mit Banken oder Behörden. Solche Auseinandersetzungen können schnell eskalieren und eine Unternehmensinsolvenz drohen lassen. Ohne schnelles und rechtssicheres Handeln seitens der Geschäftsführung führen diese Situationen im schlimmsten Fall nicht nur zum Verlust des Unternehmens, sondern können auch umfangreiche Haftungsrisiken nach sich ziehen, die bis ins Privatvermögen der Geschäftsführer reichen.
Indikatoren für eine Unternehmenskrise
Eine Unternehmenskrise zeigt sich in der Regel durch finanzielle und operationale Warnsignale, die es frühzeitig zu erkennen gilt, um schlimmere Folgen zu vermeiden. Zu den Indikatoren, die auf eine potenzielle Krise hindeuten, gehören vor allem finanzielle Kennzahlen: Wenn die Eigenkapitalquote unter 8% fällt und die fiktive Schuldentilgungsdauer über 15 Jahre liegt, signalisiert dies ernste finanzielle Probleme. Ebenso deutet negatives Eigenkapital in einem aktuellen Jahresabschluss auf Überschuldung hin.
Die gesetzlichen Anforderungen verlangen, dass das Management eine Prognose über die zukünftige Lebensfähigkeit des Unternehmens stellt. Das Rechnungswesen sollte daher monatlich prüfen, ob kritische Kennzahlen wie Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit erfüllt sind.
Weitere Symptome einer Krise können sein:
- Mangel an Finanzierungsoptionen: kein vorhandener Kreditrahmen.
- Liquiditätsprobleme: Unfähigkeit, fällige Verbindlichkeiten zu begleichen oder drohende Fälligstellungen von Krediten.
- Druck von Gläubigern: Lieferanten, Finanzämter und andere Gläubiger drängen auf Zahlungen.
- Operative Probleme: Laufende Exekutionen, Lieferungen nur gegen Vorkasse.
- Personalfluktuation: Wichtige Führungskräfte oder Mitarbeiter verlassen das Unternehmen.
- Marktveränderungen: Verluste des Hauptabsatzmarktes oder ein überholtes Geschäftsmodell.
Diese Anzeichen erfordern schnelle und entschiedene Maßnahmen vom Management, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen und eine Insolvenz zu vermeiden. Hier setzt eine außergerichtliche Sanierung an und unterstützt dabei, diese Herausforderungen zu bewältigen, indem sie Verhandlungen mit Gläubigern ermöglicht und Lösungen sucht, die die finanzielle und operationale Stabilität des Unternehmens wiederherstellen.