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Bei Schlecker wird es dunkel

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Angebote der Investoren laut Insolvenzverwalter nicht akzeptabel

Ehingen/Berlin (dapd). Bei Schlecker gehen die Lichter aus, 13.200 Mitarbeiter stehen bald auf der Straße: Das zahlungsunfähige Unternehmen wird zerschlagen, weil die Verluste und die Risiken zu hoch waren – und sich deswegen kein Investor finden ließ. Der Gläubigerausschuss habe keine Perspektive für eine wirtschaftlich vertretbare Fortführung oder die Veräußerung des Gesamtkonzerns an einen Investor mehr gesehen, hieß es nach der entscheidenden Sitzung des Gremiums am Freitag in Berlin.

Der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz verkündete das aus.
Der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz verkündete das aus.

„Aus diesem Grund wurde die Zerschlagung des Konzerns beschlossen“, sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Die Kündigungen an die 13.200 betroffenen Mitarbeiter von Schlecker Deutschland sollten bis Ende Juni verschickt werden. Schlecker starte nun zeitnah den Ausverkauf in seinen rund 2.800 deutschen Märkten.

Gleichzeitig sollen die Gespräche zu einem Verkauf der Auslandstöchter fortgeführt und zu einem schnellen Abschluss gebracht werden. Auch den Verkauf der Vermögenswerte, etwa der Logistikstandorte und Immobilien des Unternehmens, will Geiwitz den Angaben zufolge zügig abschließen.

Vorausgegangen war ein vier Monate währender Überlebenskampf des Unternehmens. Ende Januar meldete Schlecker Insolvenz an, bis zuletzt hatte Geiwitz auf Investoren gehofft, die das Unternehmen weiterführen würden. Er hatte den verbliebenen beiden Interessenten vergangene Woche ein Ultimatum gesetzt: Sie sollten bis Freitagmorgen ein belastbares und für die Gläubiger akzeptables Angebot einreichen. „Die Angebote waren nicht akzeptabel, weil sie deutlich unter einer Zerschlagung lagen“, sagte Geiwitz nun.

Der Milliardär Nicolas Berggruen hatte sein Interesse angemeldet. Doch nachdem er Karstadt aus der Insolvenz übernommen hatte, bekommt er nach einem vergeblichen Anlauf bei Kaufhof nun erneut nicht den Zuschlag. Auch der US-Finanzinvestor Cerberus galt als Interessent.

Ohne einen finanzstarken Investor war das Aus für Schlecker besiegelt. Laut Geiwitz ist es zwar gelungen, die Verluste von 200 Millionen Euro 2011 auf voraussichtlich 25 Millionen in diesem Jahr zu drücken. „Das ist einerseits zwar ein großer Erfolg, andererseits aber immer noch ein Verlust – und den darf ein Insolvenzverwalter auf Dauer nicht machen“, betonte er.

Zudem standen hohe Personalkosten im Weg. Laut Geiwitz hätten die Mitarbeiter zeitweise auf 15 Prozent ihres Lohnes verzichten müssen. Die Gewerkschaft ver.di bot allerdings lediglich einen Verzicht von 10,5 Prozent an. Kündigungsschutzklagen von mehr als 4.000 entlassenen Mitarbeitern bedeuteten zudem ein finanzielles Risiko von mehr als 100 Millionen Euro.

Top-Managern des Unternehmens zufolge war die Pleite schon lange absehbar. „Wenn wir ehrlich sind, dann funktionierten wir ab Mitte der 90er-Jahre wie ein Schneeballsystem. Es ging nur weiter, weil wir es ständig erweiterten“, zitierte das „Handelsblatt“ einen sogenannten Altdirektor, angeblich einen der engsten Vertrauten von Firmenpatriarch Anton Schlecker.

Schlecker hatte auf dem Höhepunkt seines Wachstums mit über 8.000 Filialen in Deutschland mehr als doppelt so viele Märkte wie die gesamte Konkurrenz. Allerdings erwirtschafteten Rossmann und dm in attraktiveren Lagen und mit einem größeren Sortiment mit der Zeit immer mehr Gewinn, während er bei Schlecker zurückging. „Das ist die eigentliche unternehmerische Leistung von Schlecker, dass er die Pleite so lange hinausgezögert hat“, sagte der Altdirektor.

Die Gewerkschaft ver.di hat für den Nachmittag zu einer Kundgebung und Demonstration der Schlecker-Frauen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin aufgerufen. Als Redner wird unter anderen der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Frank Bsirske, erwartet. In Berlin kamen zeitgleich zum Gläubigerausschuss auch Hunderte Betriebsräte von Schlecker zu einer Konferenz zusammen.

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