Benzinpreis steigt in Richtung 1,70 Euro pro Liter
Öl so teuer wie neun Monate nicht – Schwächerer Euro trifft die Autofahrer voll
Hamburg (dapd). Die Mischung aus hohen Rohölpreisen und einem schwächeren Eurokurs trifft deutsche Autofahrer mit voller Wucht: Der Preis für Superbenzin E10 stieg am Montag mit 1,64 Euro auf den höchsten Stand aller Zeiten. Die noch häufiger verkaufte Super-Sorte E5 kostete sogar mehr als 1,67 Euro pro Liter, wie der Marktführer Aral mitteilte. Diesel kostete über 1,53 Euro und lag damit nur knapp unter dem bisherigen Höchststand von 1,55 Euro aus dem Sommer 2008.
Nach Berechnungen des ADAC erreichte der Superpreis schon am Wochenende einem Höchststand. Im Bundesdurchschnitt kostete der Liter E10 laut Club am Sonntag rund 1,62 Euro. Diesel lag bei etwa 1,51 Euro. Ein ADAC-Sprecher erklärte, es sei zu befürchten, dass der Superpreis auf diesem Niveau bleibe.
Der Aral-Sprecher erklärte die hohen Preise mit weiter gestiegenen Wiederbeschaffungskosten für die Tankstellenbetreiber. Am Montagmorgen war der Ölpreis auf über 121 Dollar pro Barrel (159 Liter) geklettert. Als Öl zuletzt im Frühjahr 2011 so teuer war, schützte ein höherer Eurokurs die deutschen Autofahrer: Damals kostete ein Euro bis zu 1,48 Dollar, derzeit sind noch 1,33 Dollar. Öl wird aber weltweit in Dollar bezahlt. Dadurch schlägt dieser Währungsverlust von mehr als zehn Prozent voll auf die Ölverbraucher in Deutschland und dem übrigen Euroraum durch.
Nach dem Stopp iranischer Erdölexporte nach Großbritannien und Frankreich war der Ölpreis auf den höchsten Stand seit neun Monaten gestiegen. In London wurde die für Europa wichtigste Sorte Brent am Montag 1,52 Dollar höher mit 121,10 Dollar pro Barrel gehandelt, ehe der Preis wieder leicht nachgab.
Der Iran hatte am Sonntag im Konflikt um sein Atomprogramm Drohungen wahr gemacht und Erdölexporte nach Europa eingestellt. Lieferungen nach Frankreich und Großbritannien seien gestoppt worden, teilte das iranische Ölministerium mit. Der Schritt wurde als Vergeltungsmaßnahme Teherans für Sanktionen der EU gesehen, zu denen auch ein Öl-Embargo gegen den Iran gehört. Die EU bezieht etwa ein Fünftel der iranischen Ölexporte.
Als weiterer Preistreiber für Öl gilt eine Entscheidung der chinesischen Notenbank, die Höhe der Sicherheitsreserven zu senken, die Geschäftsbanken dort hinterlegen müssen. So werden Milliardensummen für neue Kredite und Investitionen frei, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das würde zu höherer Ölnachfrage in China führen.
Außerdem ziehen weltweit seit Wochen die Aktienkurse an. Der Anstieg gilt als Zeichen dafür, das Investoren die Angst vor einer großen Wirtschaftskrise abgeschüttelt haben und auf Wachstum setzen. Auch das würde die weltweite Ölnachfrage stärken. Spekulanten nehmen solche Entwicklungen vorweg und decken sich schon früher mit Öl ein.