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BME: Einkauf muss die richtigen Weichen für morgen stellen

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Berlin/Frankfurt am Main – „Einkauf, Logistik und Supply Chain Management stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Sie müssen durch kluge Entscheidungen schon heute die richtigen Weichen für morgen stellen“, sagte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) am Donnerstag auf dem 51. BME-Symposium Einkauf und Logistik vor Journalisten in Berlin. Es gehe darum, die Wertschöpfungspartner enger zu vernetzen, die Digitalisierung der Wirtschaft voranzutreiben und die globalen Verflechtungen noch besser für den nachhaltigen Geschäftserfolg zu nutzen. Deshalb stehe Europas größter Kongress für Einkauf, Logistik und Supply Chain Management in diesem Jahr unter dem Motto „Agenda 2030: Agil und vernetzt“.

Der Verlauf dieses Jahres habe deutlich gezeigt, dass die internationale Wirtschaftsentwicklung uneinheitlich verläuft, die Märkte unberechenbar stark schwanken und die globalen Krisenherde zunehmen. Vor diesem aktuellen Hintergrund stellte Feldmann die neusten Trends im Einkauf vor:

Deutsche Konjunktur robust – globale Krisen belasten den Einkauf

Die deutsche Wirtschaft hat sich auch in diesem Jahr beachtlich geschlagen. Der Konjunktur-Motor läuft rund und der Aufschwung ist moderat – nicht zuletzt dank kräftigem privatem Konsum, schwunghaftem Wohnungsbau und stabilem Arbeitsmarkt. Diesen Trend bestätigt der aktuelle Markit/BME Einkaufsmanager Index (EMI), der seit fast zwei Jahren deutlich über der psychologisch wichtigen Wachstumsmarke von 50 Punkten notiert. Im Oktober konnte die deutsche Industrie einen Zahn zulegen und wuchs mit 55,0 so kräftig wie seit Anfang 2014 nicht mehr.

Jüngsten Prognosen zufolge wird die deutsche Wirtschaft auch in den kommenden Monaten nicht von ihrem Wachstumspfad abweichen. Es mehren sich aber auch warnende Stimmen, die zahlreicher werdenden internationalen Krisen nicht zu unterschätzen. Die externen Schocks beeinträchtigen die globalen Lieferketten und werden damit auch für den Einkauf zur Belastung. Das gilt insbesondere für das Brexit-Votum, dessen reale Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft noch nicht abzuschätzen sind.

Rohstoffpreise weiter volatil – Preisabsicherung für den Einkauf unerlässlich

Marktbeobachter sind sich weiter uneinig, wie lange die Bärenstimmung an den internationalen Rohstoffbörsen noch anhält. Die Analysten der DekaBank meinen: „Solange die Weltwirtschaft nicht nennenswert an Wachstumstempo zulegt, wird die globale Rohstoffnachfrage nur moderat steigen und ohne Verspannungen durch Produktion bzw. Lagerbestände bedient werden können.“

Im bisherigen Jahresverlauf konnten sich die Preise an den Rohstoffmärkten nach einem schwierigen Start und sehr niedrigen Notierungen erholen, heißt es bei der Commerzbank. Die moderaten Preise der vergangenen Monate haben allerdings dazu geführt, dass viele Rohstoffproduzenten ihre Investitionsbudgets deutlich kappten. In der Folgezeit sind geplante Projekte verzögert oder sogar komplett gestrichen worden. Das wiederum bremst die Angebotsentwicklung, so dass langfristig wieder mit höheren Preisen zu rechnen ist. Für den Einkauf bedeutet dies, sämtliche zur Verfügung stehenden Preisabsicherungsinstrumente auch in Zeiten fallender Rohstoffnotierungen parat zu haben. Die Palette reicht dabei von der Senkung der Materialkosten über den Abschluss sogenannter Futures-Kontrakte bis zum klassischen Hedging. Auch scheinbar profane Hilfsmittel wie der Einsatz eines Rohstoffrechners – spezielle Softwaretools ermöglichen die exakte Preiskalkulation für jede Commodity im Einkauf – können dabei zum Einsatz kommen. Um Risiken zu mindern und Kosten zu sparen, sollte sich der Einkauf auch an der Entwicklung neuer Produkte beteiligen. So kann er gegebenenfalls mit preiswerteren Substituten stark nachgefragte und damit teure Rohstoffe ersetzen. Doch nicht nur der gute Draht des Einkäufers zur Forschungs- und Entwicklungsabteilung ermöglicht das Heben brachliegender Potenziale; auch der Schulterschluss mit der unternehmenseigenen Treasury hilft, bei der Rohstoffbeschaffung beträchtliche Geldbeträge einzusparen.

Risikomanagement in der Lieferkette sichert Produktion und Profitabilität

Finanzkrise, Naturkatastrophen, Währungsschwankungen: In den vergangenen Jahren hat der Einkauf deren Auswirkungen erfolgreich abfedern können und aus den Bewährungsproben gelernt. Er weiß: Sicherer fährt, wer den schlimmsten Ernstfall vorausdenkt und so frühzeitig mögliche Bedrohungen und Risiken erkennt. Dazu gehören auch die sich weiter verschärfenden Wettbewerbsbedingungen, die den Kostendruck auf die Lieferketten stetig erhöhen. Um die Prozesse zu optimieren, reduzieren viele Unternehmen die Anzahl ihrer Lieferanten, bauen Personal, Kapazitäten und Lagerbestände ab oder zentralisieren Produktionen und Lager.

Der zunehmende Abbau von Eingangs-, Zwischen- und Endlagerbeständen steigert zwar die Effizienz der Lieferkette, macht sie jedoch auch störungsanfälliger für kurzfristige Nachfrageerhöhung oder einen Lieferausfall. Wirksame Abhilfe können Frühwarnsysteme schaffen. Sie ermöglichen die Überwachung und Bewertung von Risiken entlang der gesamten Supply Chain: von Lieferanten, Standorten, Ländern und logistischen Knotenpunkten – und das fast in Echtzeit. Das schafft wertvollen Zeitgewinn für Maßnahmen zum proaktiven Risikomanagement.

Professionelles Lieferantenmanagement wichtiger denn je
Der jüngste VW-Zulieferer-Streit hat gezeigt, dass an einem vorausschauenden und gut strukturierten Lieferantenmanagement in Einkauf, Logistik und Supply Chain Management kein Weg vorbei führt. Geschieht dies nicht, kann es beträchtliche Folgewirkungen für die gesamte Wertschöpfungskette haben. So wurde am Beispiel von Volkswagen deutlich, dass in einer just in time arbeitenden Branche wie der Automobilindustrie jede Störung der Supply Chain die Produktionsketten durcheinander bringt und zu massiven Verwerfungen führt.

Bei der Planung und Umsetzung eines professionellen Lieferantenmanagements im Unternehmen steht vor allem der Einkauf in der Pflicht. Von ihm hängt es maßgeblich ab, ob das bestehende Lieferantennetzwerk engmaschig genug geknüpft ist, um bei einem plötzlichen Ausfall sofort reagieren zu können. Sonst besteht die Gefahr, sich von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einzelner Supplier zu stark abhängig zu machen.

Der BME tritt seit langem für einen fairen Umgang mit Lieferanten ein. Denn: Partnerschaft, schafft Mehrwert. Konflikte lassen sich auf diese Weise bereits frühzeitig lokalisieren und schneller eindämmen. Zwar müssen alle Firmen kostenoptimiert einkaufen, dennoch sollte die Zusammenarbeit vertrauensvoll und wertig entlang der gesamten Prozesskette erfolgen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft, bei der sich der Einkauf als Werttreiber sieht, unerlässlich.

Industrie 4.0: Einkauf ist der Schlüssel zum Erfolg

Der digitale Strukturwandel der Industrie wird nach Einschätzung des BME ohne den Einkauf nicht erfolgreich sein. Allerdings gehen die Meinungen über dessen Rolle weit auseinander. Sie reichen von „aktiver Treiber“ bis „lediglich Unterstützer“. Deshalb muss sich der Einkauf stärker in die Diskussion um Industrie 4.0 einschalten. Als Innovationsscout und Experte für Technologie und Management findet er dann auch Gehör. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „Digitalisierung des Einkaufs – Einkauf 4.0″, die das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und der BME in Frankfurt veröffentlicht haben. Für weitergehende, detaillierte Untersuchungen zum Thema Einkauf 4.0 haben BME und Fraunhofer IML einen Think Tank gegründet. Dem hochkarätig besetzten Gremium gehören neben Experten beider Häuser auch 15 CPO namhafter deutscher Industrieunternehmen an. Sie werden die vorliegenden Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Vorstudie überprüfen und weiterentwickeln. Darüber hinaus soll der Think Tank als Vordenker neue Modelle erarbeiten und erste Best Practices zusammenstellen.

Dramatische Änderung des Berufsbildes: Einkauf am Scheideweg

Das Berufsbild des Einkäufers wandelt sich grundlegend. Seine traditionelle Rolle ist passé. Er wird zum digitalen Schnittstellenmanager nach innen und außen. Beschaffungsstrategien und -kompetenzen, die in der Vergangenheit als Erfolgsrezept galten, müssen vom Einkauf neu bewertet werden. So hat er beispielsweise den Wandel von der Bestellabwicklung zur strategischen Beschaffung schon hinter sich. Nun werden vom Einkauf neue Wertbeiträge erwartet. Dazu zählen unter anderem der Zugang zu Innovationen, faire Wertschöpfungspartnerschaften mit Lieferanten, gemeinsame Markterschließung sowie neue Geschäftsmodelle im Zeitalter der Digitalisierung. Beschaffung wird für den Einkauf zum komplexen (Beziehungs-)Netzwerk nach innen und außen. Wer sich nicht rechtzeitig zu vernetzten Wertschöpfungsketten zusammenschließt, könnte künftig das Nachsehen haben.

Einkauf als internationaler Brückenbauer

Bei der Umsetzung zukunftsfähiger Strategien spielen Einkauf, Logistik und Supply Chain Management eine Schlüsselrolle. Sie bilden das Rückgrat der globalen Warenströme und kreieren starke Supply Chains zur Absicherung gegen mögliche Risiken. Durch kollaborative und innovative Wertschöpfungsprozesse schaffen Einkauf, Logistik und Supply Chain Management einen Mehrwert jenseits des klassischen Cost Cuttings. Eine professionelle Organisation und die konsequente Nutzung neuer IT- und Logistik-Technologien bilden hierfür die Basis. So entstehen internationale Netzwerke, die Innovationen mitgestalten und diese täglich leben.

Einkauf, Logistik und Supply Chain Management sind auch die effektivsten Brückenbauer zwischen den Völkern. Allerdings lässt sich hier noch viel ungenutztes Potenzial heben. Deshalb forciert der BME seine politischen Kontakte zu ausländischen Regierungen und NGO. Gleichzeitig bietet er allen interessierten Staaten aktive Hilfe bei der Bildung von Supply-Partnerschaften an.

Der freie ungehinderte Waren- und Dienstleistungsverkehr ist dabei eine Grundvoraussetzung. Deshalb ist der BME strikt gegen jegliche Grenzkontrollen. Sie bedeuten nach Auffassung des Verbandes einen absoluten Rückschritt. Wegbrechende Lieferketten sind die Folge, eine Just-in-time-Produktion nicht mehr möglich. Die Unternehmen haben immer komplexere, flexible und volatile Lieferketten zu managen. Dafür brauchen sie offene Grenzen und freien Handel.

Internationalisierung des BME

Der BME hat die im Verband organisierten Einkäufer, Logistiker und Supply Chain Manager auch 2016 bei ihren Auslandsaktivitäten intensiv unterstützt. So reisten beispielsweise Ende September/Anfang Oktober hochkarätig besetzte Einkäuferdelegationen nach Südeuropa. In Norditalien und der Baskenstadt Bilbao konnten neue Brücken zwischen südeuropäischen Lieferanten und deutschen Beschaffern gebaut werden. Die Intensivierung des bilateralen Warenaustausches war Ziel einer im Juli von BME und BMWi organisierten Griechenland-Reise deutscher Vertreter von Verbänden, Unternehmen, Förderbanken sowie Bundestagsabgeordneten.

Ein großer Erfolg waren auch die zahlreichen Global-Sourcing-Fachveranstaltungen des BME. So endete die 2. Balkan-Sourcing-Konferenz „Einkauf kann Brücken bauen“ in der IHK Dortmund Anfang Juni mit einem Teilnehmerrekord: Über 45 deutsche Einkäufer knüpften neue Geschäftskontakte zu 125 ausgewählten Zulieferbetrieben aus der Westbalkan-Region.

Mithilfe seines China-Büros in Shanghai wird der BME auch 2017 im Rahmen seiner Internationalisierungsstrategie bestehende Serviceangebote für deutsche Einkäufer, Logistiker und Supply Chain Manager ausbauen.

Quelle: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

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