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Chinas Antibiotikaeinsatz fördert resistente Krankheitskeime

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Washington/Hamburg (dapd). Chinas Massentierhaltung ist gefährlich für das globale Gesundheitssystem. 149 verschiedene Resistenzgene gegen Antibiotika fanden Forscher in Tierkot und Erde von drei großen Schweinefarmen. Alle wichtigen Wirkstoffklassen der Antibiotika könnten so ihren Nutzen verlieren, warnen die Forscher im Wissenschaftsmagazin „PNAS“ (doi: 10.1073/pnas.1222743110).

Ebenso wie beim Menschen führt die unsachgemäße Behandlung bei Tieren dazu, dass sich Erreger herausbilden können, die gegen die genutzten Antibiotika resistent sind. Vor allem über die Ausscheidungen der Tiere gelangen resistente Bakterien und die für die Resistenz entscheidenden bakteriellen Gene in die Umwelt. Dort können Krankheitserreger sogar mehrere unterschiedliche Resistenzgene in sich ansammeln. Es entstehen für den Menschen gefährliche Bakterienstämme, die gegen eine Vielzahl der üblichen Antibiotika unempfindlich sind.

So hat zum Beispiel der Krankenhauskeim Acinetobacter baumannii in den vergangenen 30 Jahren 45 verschiedene Resistenzgene in sein Erbgut integriert, darunter einige aus der Umwelt. Die Behandlung der betroffenen Patienten mit den entsprechenden Antibiotika bleibt nutzlos. In Einzelfällen steht kein einziges wirksames Mittel mehr zur Verfügung.

Die letzten 35 Jahre haben gezeigt, dass das Auftreten von Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika mit dem Einsatz des jeweiligen Mittels in der Viehzucht korreliert. In der Europäischen Union sind Antibiotika in der Viehzucht deshalb streng reguliert und überwacht. China ist der weltweit größte Konsument von Antibiotika. Die in der Viehzucht genutzte Menge ist vier Mal größer als in den USA. Kontrollen gibt es in China jedoch nicht. Chinesische und US-amerikanische Forscher um Yong-Guan Zhu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften haben nun bei drei Schweinefarmen, die jährlich jeweils mehr als 10.000 Tiere produzieren, Stallmist, daraus gewonnen Kompost und Erde analysiert.

Die Forscher konnten 149 von 244 getesteten unterschiedlichen Resistenzgenen nachweisen, vier Mal so viele wie in Kontrollproben, die nicht mit Antibiotika belastet waren. Gegenüber Betrieben, die ohne Antibiotika arbeiten, war die Konzentration dieser Gene in den Stallmist-Proben zudem durchschnittlich 192 Mal so hoch. Im Einzelfall betrug die Konzentration das 28.000-fache. Außerdem fand das Team um Zhu in den Proben einen direkten Zusammenhang zwischen der Konzentration der Resistenzgene und der Rückstände von Antibiotika. Selbst in Bodenproben der drei Schweinefarmen lag die Konzentration der Antibiotikaresistenzgene im Durchschnitt fast 100 Mal höher als bei den Kontrollproben, im Einzelfall rund 1000 Mal so hoch.

Besorgniserregend fanden die Forscher einen weiteren Befund: Auch die Konzentration des Enzyms Transposase hing sowohl in den Stallmist- als auch in den Bodenproben mit der Konzentration der Resistenzgene zusammen. Transposasen sind daran beteiligt, neue Elemente in das Erbgut der Bakterien einzufügen – also beispielsweise ein neues Resistenzgen aufzunehmen. Einen Hinweis auf den intensiven Austausch der Resistenzgene gibt auch das Ergebnis, dass manche der in den Proben stark gehäuften Resistenzgene sich gegen Mittel richten, die an der dortigen Farm gar nicht verabreicht wurden.

„Unsere Forschung fand in China statt, aber sie reflektiert, was an vielen Orten in der Welt geschieht“, erklärte Koautor James Tiedje von der Michigan State University in East Lansing. Diese freigesetzten Gene blieben aber nicht an einem Ort. Studienleiter Zhu ergänzte: „Es ist dringlich, dass wir die Wirksamkeit unserer heutigen Antibiotika schützen, denn neue zu entdecken, ist extrem schwierig.“

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