Deutsche Konjunktur soll nur kurz schwächeln
DIW erwartet leicht schrumpfende Wirtschaft im Winter und neuen Aufschwung im Sommer
Berlin (dapd). Der erwartete Abschwung in der Eurozone wird die deutsche Konjunktur nach Auffassung von Wirtschaftsforschern nur vorübergehend dämpfen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) prognostizierte am Mittwoch in Berlin nur für den Winter eine leichte Rezession, der aber schon im Sommer eine kräftige wirtschaftliche Erholung folgen soll. Auch der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sagte der „Bild-„Zeitung“, die deutsche Wirtschaft werde dieses Jahr zwar nicht toll wachsen, eine Rezession bleibe ihr aber erspart.
Das DIW rechnet für das gesamte Jahr mit 0,6 Prozent Wachstum in Deutschland und sagt für 2013 sogar ein Plus von 2,2 Prozent voraus. Gegenwärtig seien die deutschen Konsumenten allerdings verunsichert, die Unternehmen hielten sich mit Investitionen zurück, und die Exporte liefen schwächer, sagte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner bei der Vorstellung der jüngsten Prognosen des Instituts. Das führe dazu, „dass die deutsche Wirtschaft in eine leichte Rezession reinrutschen wird“.
Laut DIW-Prognose ist die deutsche Wirtschaftsleistung bereits im vierten Quartal 2011 um 0,2 Prozent geschrumpft und wird im ersten Quartal dieses Jahres um weitere 0,1 Prozent zurückgehen. Schon von April bis Juni rechnet das Institut aber wieder mit einem Plus von 0,2 Prozent.
Auch Ifo-Chef Sinn betonte, Deutschland bleibe „die Rezession erspart, die der Rest der Eurozone erleben wird“. Als Grund nannte er eine zunehmende Bautätigkeit in Deutschland. „Betongold ist wieder gefragt, und das schafft eine Binnenkonjunktur, die uns schützt“, sagte der Wirtschaftsforscher.
Auch das DIW erwartet für die gesamte Eurozone dieses Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent. In den USA dürfe man ebenfalls kein hohes Wachstum erwarten, und zudem würden die Zuwachsraten der Schwellenländer in den kommenden Quartalen deutlich niedriger ausfallen, sagte DIW-Konjunturchef Fichtner.
Die vom DIW im Winter erwartete kurze Rezession soll nur zu einem leichten Rückgang der Beschäftigung führen. Durch Kurzarbeit und Abbau von Arbeitszeitkonten könnten die Unternehmen voraussichtlich weitreichende Entlassungen vermeiden, sagte DIW-Deutschlandexperte Simon Junker. Schon in der zweiten Jahreshälfte rechne man mit einem Wiederanziehen der Beschäftigung, und im Jahresschnitt sei sogar ein kleines Plus zu erwarten.
Nach Angaben von Konjunkturchef Fichtner geht die DIW-Prognose von einer schnellen Beendigung der Krise im Euroraum aus. Das könne etwa durch ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank herbeigeführt werden. Falls die Unsicherheit in Europa über das Frühjahr hinaus anhalte, könne auch die deutsche Wirtschaft eine längere Schwächephase mit erheblichen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt durchlaufen, sagte er. Dann könne das deutsche Bruttoinlandsprodukt im ganzen Jahr 2012 um 0,3 Prozent schrumpfen.