Wiesbaden/Berlin. Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr stärker eingebrochen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank gegenüber 2008 um 5,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Das war der erste Rückgang seit sechs Jahren und der stärkste Einbruch in der Geschichte der Bundesrepublik.
Experten hatten durchschnittlich lediglich einen Rückgang von 4,8 Prozent erwartet. Im Vorjahr war es noch um 1,3 Prozent gestiegen, 2007 um 2,5 und 2006 um 3,2 Prozent. Für das laufende Jahr rechnen Experten wieder mit einem Anstieg zwischen 1,0 und 2,0 Prozent.
In Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise konnte Deutschland auch die EU-Verschuldungskriterien erstmals seit vier Jahren nicht einhalten. Das Staatsdefizit lag 2009 bei 3,2 Prozent des BIP. Die EU erlaubt ihren Mitgliedsstaaten eine Verschuldungsquote von maximal 3,0 Prozent des BIP.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sieht den Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung als durchschritten an. «Die weltweiten und nationalen Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur haben dazu beigetragen, den schlimmsten Einbruch der deutschen Wirtschaftsleistung seit Bestehen der Bundesrepublik zu überwinden», sagte er. Als besonders erfreulich bezeichnete er, dass sich der Arbeitsmarkt angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs erstaunlich widerstandsfähig und «sichtlich robust» gezeigt habe.
«Nun kommt es darauf an, das Wachstum der Wirtschaft weiter zu beschleunigen und den Grundstein für einen sich selbst tragenden Aufschwung zu legen», sagte Brüderle. Am 27. Januar will die Bundesregierung ihren Jahreswirtschaftsbericht 2010 vorlegen, der über die Wirtschafts-, Finanz-, und Arbeitsmarktpolitik im laufenden Jahr informieren wird. Zudem wird er die von der Bundesregierung für 2010 erwartete konjunkturelle Entwicklung darlegen. Derzeit rechnet sie mit einem BIP-Plus von 1,2 Prozent.
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