Deutschlands Flughäfen haben kein Problem mit der Kälte
Lehren aus dem vergangenen Winter gezogen – Winterdienste massiv ausgebaut
Berlin (dapd). Die klirrende Kälte mit Temperaturen unter minus 20 Grad hat Deutschlands Flughafen-Betreibern bislang kein Kopfzerbrechen bereitet. „Generell sieht es gut aus in diesem Winter“, sagte Conrad Thätner, zuständig für Technik und Umwelt beim Flughafenverband ADV, am Freitag der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. Bei der derzeit trockenen Kälte sei auf den 22 internationalen und 17 regionalen Flughäfen ein Enteisen von Bodenflächen und Flugzeugen kaum nötig.
Nach dem Chaos im vergangenen Winter, als anhaltende Schneefälle und Engpässe bei Enteisungsmitteln den Flugverkehr in Europa zeitweise völlig lahmgelegt hatten, seien die Flughäfen und auch die Lieferanten von Enteiser nun besser vorbereitet, sagte Thätner. „Die haben aus dem gelernt, was passiert ist“, erklärte er.
Die Schweizer Clariant, ein führender Anbieter von Enteisern in Europa, kam damals in Lieferverzug wegen Problemen beim Nachschub eines Grundstoffs sowie Schwierigkeiten beim Lkw-Transport zu den verschneiten Flughäfen. Sogar ein kurzzeitiger Produktionsstopp war im Gespräch.
Für den Winter 2011/2012 habe Clariant neue Läger in Betrieb genommen, die Kapazität durch Auftragsfertigungen in Schweden und Russland erweitert und für die Kunden ein Online-Portal zum Lieferstatus eingeführt, sagte Sprecherin Stefanie Nehlsen. „Die ganze Industrie ist enger zusammengerückt“, erklärte sie.
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat für diese kalte Jahreszeit seinen Winterdienst massiv verstärkt. Allein fünf Millionen Euro wurden nach Angaben des Unternehmens in neue Räumfahrzeuge investiert, rund sechs Millionen in weitere Maschinen zur Enteisung der Flugzeuge.
Das Frankfurter Personal für den Kampf gegen Schnee und Eis wurde von 270 auf 450 Mitarbeiter aufgestockt. Bisher war so viel Vorsorge jedoch kaum vonnöten. „Bei trockener Kälte wird da nicht viel gemacht“, sagte Fraport-Sprecher Wolfgang Schwalm.
Auch der Flughafen Düsseldorf hat sich in Erwartung eines strengen Winters mit mehr Ausrüstung und Personal eingedeckt. 185 Beschäftigte stehen bereit, die Start- und Landebahnen sowie die Flieger von Eis und Schnee zu befreien. Da seien 15 mehr als im Winter zuvor, sagte Flughafensprecher Christian Hinkel.
Der Material-Bestand wurde ebenfalls erhöht. 2010 hatte der Düsseldorfer Airport 250.000 Liter Boden-Enteiser auf Lager, jetzt seien es 100.000 Liter mehr, erklärte Hinkel. Die Menge an Enteiser für die Flugzeuge stieg um 30 Prozent auf 180.000 Liter. „Doch bisher haben wir das kaum gebraucht“, sagte Hinkel. „Jetzt wird fast gar nicht enteist, weil es sehr trocken ist.“
An den Berliner Flughäfen sind die Betreiber ebenso mit dem bisherigen Verlauf des Winters zufrieden, auch wenn es am Freitagmorgen in der Hauptstadt etwas schneite. „Große Auswirkungen auf den Flugplan gab es nicht“, erklärte Sprecher Leif Erichsen. Enteist worden sei bisher selten.
Doch trotz aller Vorkehrungen gibt es noch keine Entwarnung für die Flughafenbetreiber. „Der Winter ist noch nicht vorbei“, sagte Thätner vom Flughafenverband. „Es kann immer noch was kommen.“