E-Book, Tablet und Co. zum Trotz: Bei Krimi, Liebesroman und Sachbuch greifen Dreiviertel der deutschen Leser lieber zum „guten, alten Buch“. In dem steckt neben spannenden Geschichten oder wertvollen Informationen auch seitenweise echtes Handwerk.
Berlin – Der Bücherhunger der Deutschen ist nach wie vor groß: Jährlich wächst der Literaturmarkt hierzulande um rund 80.000 Neuerscheinungen. Von der Lust aufs gedruckte Wort profitieren auch Buchbinder, Drucker und Mediengestalter: Sie sorgen für handwerkliche Qualität in der deutschen Printbranche – und präsentieren sich im digitalen Zeitalter von einer ganz neuen Seite.
Sinnlichkeit zum Blättern
In ihrem Atelier Artes et Libri im Grafischen Centrum Empelde bei Hannover arbeitet Buchbindermeisterin Inka Biedermann Tür an Tür mit Werbeagenturen, Verlagen und Print-Unternehmen: „Wir stehen jedoch nicht in Konkurrenz zueinander, sondern inspirieren uns gegenseitig“, so Biedermann. Die Werbe- aber auch Filmbranche wendet sich an die Meisterin, um mit besonderen Buch-Kreationen die Gunst von Investoren und Endkunden zu gewinnen. Denn ein gut gemachtes Buch wirkt – auch in Zukunft: „E-Books und Co. sind zwar praktisch“, meint Biedermann, „verglichen mit der sinnlich erfahrbaren Haptik eines gedruckten, handgebundenen Buches aber eher Fastfood.“ In ihrem Ein-Frau-Betrieb wickelt die Buchbinderin Bestellungen bis zu 100 Exemplaren ab. „Meistens wenden sich Privatleute oder Firmen mit ganz individuellen Wünschen an mich. Ausstellungsbände, kleinere Publikationen und Restaurierungen gehören zu meinem Tagesgeschäft.“ Dabei setzt die 44-Jährige auch auf die digitalen Medien und möchte ihre Firmen-Homepage zum Online-Shop ausbauen: „Obwohl ich vom gedruckten Wort lebe, dient mir auch die virtuelle Welt dazu, neue Kunden zu gewinnen.“ Neben den handwerklichen Tätigkeiten wie Falzen, Schneiden, Färben, Leimen und Prägen hat der Kundenkontakt in Biedermanns Berufsalltag einen hohen Stellenwert: „Viele meiner Kunden geben wertvolle, alte Bücher zur Restauration in meine Obhut. Da ist Vertrauen wichtig.“
Druckreif für die Zukunft
Auch die Mediengestalter der Frischmann Druck und Medien GmbH spüren die Nachfrage nach hochwertigen Printprodukten: Etwa 9.500 Aufträge erledigt der 75 Mitarbeiter zählende Familienbetrieb aus dem oberpfälzischen Amberg jährlich. Denn Unternehmen aus der Verlags-, Werbe- und Modebranche setzen nach wie vor auf Druckerzeugnisse jeder Art: „Klassische Werbemittel wie Broschüren, Kataloge oder Großplakate werden nie aussterben“, so Projektmanager Uli Frischmann, „Sie funktionieren noch immer – intuitiv.“ Dennoch haben sich die Wünsche seiner Kunden in den vergangenen Jahren geändert. Viele Firmen betrauen den bayerischen Handwerksbetrieb heute mit kompletten Marketing-Abläufen. „Mittlerweile sind wir zu einer Full-Service-Agentur geworden – betreuen unsere Kunden von der Vorplanung, über die Produktion bis hin zum Logistikprozess.“ Außerdem greifen Print und Digital mittlerweile stark ineinander: Neben Website und Online-Werbespot haben sich Katalog und Co. im Medienmix der Unternehmen neu positioniert. „Wir reagieren gerade im Ausbildungsbereich auf die aktuellen Anforderungen der Printbranche“, erklärt Frischmann. Seine angehenden Medientechnologen müssen Druckmaschine und Software gleichermaßen gut beherrschen. „Trotz der anspruchsvollen IT-Aufgaben darf es unseren Azubis aber nicht an Fingerspitzengefühl fehlen. Denn Medientechnologe ist nach wie vor ein echter Handwerksberuf.“
Quelle: Kampagnenbüro Handwerk Deutscher Handwerkskammertag