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Die Herausforderungen des Mittelstands – Matthias Aumann im Interview

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Der Mittelstand in Deutschland steht aktuell vor der wohl herausforderndsten Zeit der letzten Jahre. Im Interview mit Unternehmer und Mittelstands-Experte Matthias Aumann sprechen wir über Chancen und Wege, um diese Zeit bestmöglich zu bewältigen. Neben seinem erfolgreichen Unternehmen hat Matthias Aumann die Mission Mittelstand gegründet. Mit seinem Team arbeitet er mit Unternehmern und KMU eng zusammen und berät diese bei der Weiterentwicklung.

Mit Ihrem Unternehmen sind Sie sehr nah am deutschen Mittelstand und bekommen täglich Herausforderungen und Probleme mit. Wie steht es derzeit um den Mittelstand in Deutschland?

„Der Mittelstand gilt seit dem Wirtschaftswunder als der Motor der deutschen Wirtschaft – und das hat auch heute noch seine Richtigkeit. Denn auf die etwa 2.500.000 kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland fallen 57 % der Wertschöpfung und sie bilden 83 % aller Lehrlinge aus. Doch zuletzt setzen ihnen vor allem die steigenden Gas- und Energiepreise, die Corona-Pandemie und fehlende Fachkräfte zu. Im Mittelstand steigt die Angst vor einer Rezession und daraus folgend vor vermehrten Insolvenzen.“

Was sind die größten Fehler bzw. Hürden, die vielen Mittelständler aktuell Probleme bereiten?

„Insgesamt ist es derzeit wirklich eine ganze Palette an Problemen, mit denen sich die meisten Mittelständler aktuell konfrontiert sehen. Dazu gehören vor allem der akute Mitarbeitermangel, doch oftmals kommt noch eine mangelhafte Mitarbeiterführung dazu. Vor allem tauchen allerdings auch viele Herausforderung und Probleme auf, da es noch in vielen unternehmerischen Aspekten fehlt. Vor allem Digitalisierung, zielgerichtete Systeme und Prozesse, Strukturen und Verantwortungsbereiche fehlen. Hinzu kommt anschließend noch fehlendes oder nicht funktionierendes Marketing und mangelnde Sichtbarkeit im Markt, wobei die fehlende Präsenz auf Social Media eine große Rolle spielt. 

Wer sich in solch herausfordernden Zeiten nicht richtig positioniert und nur als „einer unter vielen“ gilt, hat es umso schwerer. Unternehmer müssen sich auch selbst immer reflektieren. Wir bekommen immer wieder mit, dass viele nach einigen Jahren in ihrem Tagesgeschäft gefangen sind, 60 bis 80 Stunden Wochen schuften und dabei keine Zeit mehr für Urlaub oder Familie haben.“

Die Wirtschaft steht derzeit global vor großen Herausforderungen. Besonders in Deutschland trifft die Inflation viele Unternehmen hart und direkt. Wie reagiert aus Ihrer Sicht der Mittelstand darauf?

Im Mittelstand steigt die Angst vor einer Rezession. Matthias Aumann hat deswegen die Mission Mittelstand gegründet.
Fotoquelle: Mission Mittelstand/Matthias Aumann

„Eine große Angst herrscht derzeit im deutschen Mittelstand – die Angst vor der Rezession und infolgedessen vor der Insolvenz. Die Inflation – insbesondere die Preissteigerung beim Gas- und im Energiesektor – setzt den Unternehmern zu. Doch anstatt solche Krisen offensiv anzugehen, reagieren viele von ihnen bloß auf die Probleme. Oftmals sparen sie demzufolge an falscher Stelle: Notwendige Bereiche für den Unternehmenserfolg wie das Marketing werden dann aus finanziellen Gründen zusammengestrichen oder sogar eingespart, da sie vermeintlich am wenigsten Relevanz besitzen. Doch dadurch gerät der Unternehmer in einen selbst geschaffenen Teufelskreis aus Senkung der Kosten und zurückgehenden Umsätzen.“

In welchen Themenfeldern haben viele Unternehmen derzeit am meisten Nachholbedarf?

„Im Wesentlichen sind es drei große Kernthemen, bei denen deutsche Mittelständler großen Nachholbedarf haben und die wir mit unseren Partnerbetrieben angehen:

  1. Fehlende Systeme und Prozesse: Den meisten Unternehmen mangelt es an wiederkehrenden Abläufen für ihr Unternehmen, sodass sie im Tagesgeschäft gefangen bleiben.
  2. Erfolglose Mitarbeitersuche: Die meisten Unternehmer wissen nicht, wie sie die optimalen Mitarbeiter gewinnen. Sie setzen häufig auf klassische Methoden wie Zeitungsanzeigen, anstatt den digitalen Weg zu gehen. Infolge der dann schlechten oder fehlenden Bewerbungen klagen sie über einen angeblichen Fachkräftemangel.
  3. Ineffektives Marketing: Die meisten Unternehmer betreiben kein funktionierendes Marketing. Sie kennen nicht die dafür notwendigen Werkzeuge und Methoden. Zudem fehlt ihnen oft eine klare Positionierung. Somit fehlt ihnen auch die Sichtbarkeit im Markt und die Kundengewinnung wird zur großen Herausforderung.“

Aus welchem Antrieb haben Sie sich entschieden, mit Ihrem Unternehmen direkt in die Beratung der Branche zu gehen? Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?

„Mit nur 23 Jahren gründete ich im November 2012 mein erstes Unternehmen – das GaLaBau-Unternehmen “aumann:grün AG”. Anfangs war auch ich noch im Tagesgeschäft gefangen und wusste nicht, wie ich mein Unternehmen zum Erfolg führe. Doch nur vier Jahre nach der Gründung habe ich es geschafft, auf über 70 festangestellte Mitarbeiter zu wachsen. Daraufhin fragten mich zahlreiche Unternehmer nach meinem Erfolgsgeheimnis. Aus diesem Interesse entstand die Mission Mittelstand GmbH.

Wir haben es uns zur Pflicht gemacht, das gewonnene Wissen und die Erfahrung aus der Praxis an andere Unternehmer weiterzugeben. Anfangs in kleinem Rahmen in einer WhatsApp-Gruppe gestartet, beschäftigen wir mittlerweile knapp 140 Mitarbeiter. Jeder unserer Partnerbetriebe arbeitet mit zwei ganz persönlichen Beratern für seinen individuellen Erfolg zusammen (Management und Marketing). Unsere aktuell 27 Berater sind rund um die Uhr für unsere Partnerbetriebe da. Ziel ist es, das zu sein, was ich mir früher als Gründer selbst gewünscht hatte: ein starker Partner und Berater für Selbstständige und Geschäftsführer aus dem Mittelstand.“

Das Thema Digitalisierung ist sicher eines der wichtigsten und relevantesten auch bei Unternehmen aus dem Mittelstand. Wie können Mittelständler diese Thematik bestmöglich und schnell angehen? Auf welche Schritte kommt es direkt an?

„Im ersten Schritt wird den Partnerbetrieben immer empfohlen, Prozesse u. Ä. zu verschriftlichen – ganz einfach mit Stift und Papier. Im zweiten Schritt werden solche Dokumente dann digitalisiert. Ansonsten stellt die Implementierung verschiedener Tools einen Großteil des Digitalisierungsprozesses dar. Prozesse, die damit digitalisiert werden können, sind bspw. das Onboarding der Mitarbeiter, Kundenmanagement, Auftragsmanagement, Buchhaltung oder das Marketing.

Dabei ist vor allem zu beachten, dass Digitalisierung für viele Betriebe eine große Herausforderung ist. Dabei ist das oberste Ziel, den richtigen Schritt weg von den bisherigen Standards ins Heute zu schaffen. Die Digitalisierung ist dabei häufig gar nicht das erste Problem, sondern der Start, um etwas Neues zu beginnen.“

Auf welche Entwicklungen stellen Sie sich mit Blick auf die kommenden Monate in Bezug auf den deutschen Mittelstand aktuell ein?

„Voraussichtlich wird sich die wirtschaftliche Lage erstmal noch weiter verschlechtern. Speziell im Handwerk waren die Auftragsbücher bisher immer voll. Wenn das jetzt allerdings nachlässt, wird die Krise solche Betriebe auch hinsichtlich der Auftragslage treffen und nicht nur in Bezug auf das Recruiting. Der Markt ist derzeit durch Faktoren wie beispielsweise Zinswende und Inflation in sehr starker Bewegung.

Bei Mission Mittelstand sehen wir jede Herausforderung auch als eine Chance. Wir sind der Meinung, in den nächsten Monaten wird sich am Markt einiges ändern und Unternehmen, die flexibel sind, werden leichter damit fertig als diese, die sich auf alte Prozesse und Abläufe konzentrieren.“

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