E.on sieht keinen Spielraum für Gaspreissenkungen
Düsseldorf (dapd). Günstigere Gas-Einkaufspreise in Russland und Norwegen haben Deutschlands größtem Energieversorger E.on im ersten Halbjahr eine deutliche Gewinnsteigerung beschert. Doch der Normalverbraucher wird wohl vergeblich auf eine Weitergabe der Preisabschläge warten.
Konzernchef Johannes Teyssen sagte am Montag, er sehe keinen Spielraum für Preissenkungen zugunsten der Kunden. Denn der Konzern habe in den vergangenen Jahren wegen seiner hohen Einkaufspreise „bei jedem Gasmolekül draufgezahlt“. Ohne die Zugeständnisse von Gazprom, Statoil und Co hätte der Konzern in diesem Jahr Teyssen zufolge im Gashandel erneut einen Milliardenverlust gemacht.
Ein Jahr nach der Energiewende geht es bei Deutschlands größtem Energieversorger E.on wieder aufwärts. Der Konzern hat nicht nur die Probleme mit dem Gasgeschäft in den Griff bekommen, sondern auch die milliardenschweren Belastungen aus der Stilllegung der Meiler Isar 1 und Unterweser im Zuge der Energiewende verdaut.
„Wir haben die Talsohle des letzten Jahres hinter uns gelassen „, schrieb Teyssen den Aktionären selbstbewusst anlässlich der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Der nachhaltige Konzernüberschuss fiel mit 3,3 Milliarden Euro rund dreieinhalbmal so hoch aus wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Umsatz stieg um 23 Prozent auf 65,4 Milliarden Euro.
Dennoch läuft noch längst nicht alles rund beim Düsseldorfer Energieriesen. Das Strom-Erzeugungsgeschäft des Konzerns leidet weiterhin unter der geringen Nachfrage nach Strom in Europa und den niedrigen Preisen an den Strombörsen. Teyssen kündigte an, der Konzern werde deshalb sein Kraftwerks-Portfolio optimieren und „wenn nötig auch die Schließung von Standorten prüfen“.
Sollten einzelne unrentable Anlagen für die Stabilität der Stromversorgung wichtig sein, werde der Konzern mit den zuständigen Institutionen – wie der Bundesnetzagentur – und den Netzbetreibern Lösungen suchen, um die Anlagen für einen Übergangszeitraum zu Reservezwecken zu erhalten.
Mit seinem Effizienzsteigerungsprogramm „E.on 2.0“, das unter anderem den Abbau von bis zu 11.000 Stellen weltweit vorsieht, kommt der Konzern Teyssen zufolge planmäßig voran. E.on habe seine Prozesse radikal auf den Prüfstand gestellt und seine Verwaltungsfunktionen bereits deutlich vereinfacht. Dies schaffe die Voraussetzungen dafür, auch in den nächsten Jahren zu den erfolgreichsten Unternehmen der internationalen Energiewirtschaft zu gehören,.
Der Konzern bekräftigte seine Prognose für das Gesamtjahr. Danach erwartet E.on für 2012 ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen zwischen 10,4 und 11 Milliarden Euro und einen nachhaltigen Konzernüberschuss zwischen 4,1 und 4,5 Milliarden Euro.
Die Börse zeigte sich erfreut. Bis zum Montagnachmittag gewann die E.on-Aktie rund 0,7 Prozent an Wert.