Amsterdam (dapd). Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ist künftig unabhängiger von politischem Einfluss. Die Aktionäre stimmten am Mittwoch auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Amsterdam mit einer Mehrheit von 98 Prozent für eine grundlegend veränderte Struktur der Anteilseigner. Die Länder Deutschland, Frankreich und Spanien werden damit künftig weniger als 30 Prozent an EADS halten. Mehr als 70 Prozent der Aktien werden in Streubesitz sein.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) begrüßte den Beschluss. „So wird die unternehmerische Entscheidungsfreiheit gestärkt“, sagte Rösler. „Zugleich kann die deutsch-französische Balance, die von jeher zentral für den Erfolg von EADS war, langfristig gewahrt werden.“
Die beiden Länder bleiben mit jeweils zwölf Prozent größte Anteilseigner. Die spanische Staatsholding SEPI hatte bereits vor der Hauptversammlung angekündigt, ihre Beteiligung von knapp 5,5 auf rund vier Prozent zu reduzieren. Der Deutsche Tom Enders hatte im vergangenen Jahr vom Franzosen Louis Gallois den Vorstandsvorsitz übernommen und dabei deutlich gemacht, dass er den Staatseinfluss bei EADS zurückfahren wolle.
Wie geplant scheidet auch EADS-Gründungsmitglied Daimler aus der Aktionärsvereinbarung aus. Noch hält der Konzern 7,5 Prozent der Anteile. Finanzvorstand Bodo Uebber betonte jedoch, dass sich das Automobilunternehmen auf sein Kerngeschäft konzentrieren und seine EADS-Aktien veräußern wolle.
Verwaltungsrat stimmt Aktienrückkauf zu
Die Aktionäre ermächtigten den Verwaltungsrat außerdem, den Rückkauf von bis zu 15 Prozent des ausstehenden EADS-Aktienkapitals zu einem Preis von bis zu 50 Euro pro Aktie zu planen. Die Anteilsscheine sollen eingezogen werden.
Außerdem stimmte die Hauptversammlung über die Zusammensetzung des Verwaltungsrats ab. Von deutscher Seite wurde Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff und Ex-BDI-Chef Hans-Peter Keitel gewählt, von französischer Seite der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Trichet und Ex-Areva-Chefin Anne Lauvergeon. Zu den weiteren Mitgliedern gehört auch der indische Stahlmagnat Lakshmi Mittal.
Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern hatte 2012 das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt. Mit Ausnahme der Rüstungssparte Cassidian steigerten alle Geschäftsbereiche die Erlöse. EADS erzielte einen Rekordumsatz von 54,5 Milliarden Euro. Allein die Flugzeugtochter Airbus steuerte 38,6 Milliarden Euro bei. Unter dem Strich blieb EADS ein Gewinn von gut 1,2 Milliarden Euro und damit fast ein Fünftel mehr als 2011. Allerdings hatte die Politik die von Enders betriebene Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems platzen lassen.