In einer sich schnell verändernden Welt gewinnen die Themen Umweltschutz, soziale Verantwortung und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance – ESG) für Unternehmen, Investoren und die breite Öffentlichkeit zunehmend an Bedeutung. Moderne Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, nicht nur finanziell erfolgreich zu sein, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. ESG-Reporting dient dabei nicht nur der Erfüllung von Berichtspflichten, sondern ist ein Instrument, mit dem Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele steuern und transparent darstellen können.
Was genau versteht man unter ESG-Reporting und wie können Unternehmen mit ihren Daten die Zukunft mitgestalten? Diesen Fragen gehen wir in diesem Beitrag nach.
Was ist ein ESG-Report?
ESG-Reporting bietet einen umfassenden Überblick über die Maßnahmen eines Unternehmens in den Bereichen Umwelt, soziale Verantwortung und Unternehmensführung.
Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff ESG?
Die Abkürzung steht für Environmental, Social and Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Ursprünglich aus dem Finanzsektor stammend, dient das ESG-Reporting Investoren und anderen Stakeholdern als Grundlage für fundierte Entscheidungen über nachhaltige Investitionen. Es ermöglicht die Bewertung und den Vergleich von ESG-Kennzahlen.
Seit 2017 ist ESG-Reporting durch die Non-Financial Reporting Directive (NFRD) für Versicherungen, Banken und große börsennotierte Unternehmen in der EU verpflichtend. Mit dem 2019 verabschiedeten „European Green Deal“ hat sich die EU zudem das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird unter anderem nachhaltiges Wirtschaften gefördert, wozu auch die Transparenz von Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen gehört.
Die ESG-Berichterstattung trägt somit direkt zur Umsetzung des Green Deal bei.
Was sind ESG-Kennzahlen?
ESG-Kennzahlen spielen für Investoren eine zentrale Rolle bei der umfassenden Analyse von Unternehmen. Unternehmen, die eine Vielzahl von ESG-Kriterien erfüllen, präsentieren sich in ihrer Berichterstattung als verantwortungsbewusste und nachhaltige Akteure. Typische ESG-Kennzahlen sind der CO2-Ausstoß, der Energie- und Wasserverbrauch, das Abfallaufkommen, die Vielfalt im Unternehmen, die faire Entlohnung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das Vorkommen von Korruption.
Darüber hinaus ist es für Investoren und andere Stakeholder wichtig zu wissen, wie gut Unternehmen auf potenzielle ESG-Risiken in der Zukunft vorbereitet sind. Dazu gehören insbesondere Risiken, die durch den Klimawandel verursacht werden, wie extreme Hitze, Wasserknappheit oder Überschwemmungen.
Wer ist zu einem ESG-Reporting verpflichtet?
Während die ESG-Berichterstattung derzeit für viele noch freiwillig ist, müssen bereits heute alle kapitalmarktorientierten Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Aufgrund der Corporate Sustanability Reporting Directive (CSDR) gilt ab dem 01.01.2025 diese Pflicht auch für alle großen Unternehmen. Dazu zählen
- haftungsbeschränkte Personenhandelsgesellschaften
- Kreditinstitute
- Versicherungsunternehmen
Die Pflicht zur ESG-Berichterstattung gilt dann allerdings nur, wenn die großen Unternehmen mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen:
- Mindestens 250 Mitarbeiter
- Nettoumsatzerlöse von mindestens 40 Millionen Euro
- Bilanzsumme von mindestens 20 Mio. Euro
Ab dem 01.01.2026 gilt die ESG-Berichtspflicht auch für kleine und mittlere Unternehmen, wenn sie kapitalmarktorientiert sind und mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllen:
- Mindestens zehn Mitarbeitende
- Bilanzsumme mindestens 350.000 Euro
- Umsatz von mindestens 700.000 Euro
So können Anlegerinnen und Anleger sehen, wo sie ihr Geld anlegen. Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen, die nicht kapitalmarktorientiert sind, bleiben von der Berichtspflicht ausgenommen.
Ziele des ESG-Reportings
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Transparenz schaffen
Warum es wichtig ist: In der heutigen Geschäftswelt wächst die Nachfrage nach mehr Transparenz. Stakeholder wie Investoren, Kunden und Mitarbeiter wollen genau wissen, wie Unternehmen in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und gute Unternehmensführung agieren.
Auswirkungen: Durch die Bereitstellung detaillierter Informationen über ihre ESG-Praktiken können Unternehmen Vertrauen aufbauen und gleichzeitig sicherstellen, dass sie ethisch und nachhaltig handeln. Dies trägt nicht nur zu einer positiven Markenwahrnehmung bei, sondern hilft auch, finanzielle Risiken zu minimieren, die mit unzureichenden ESG-Praktiken verbunden sein können.
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Mehr Verantwortung
Warum es wichtig ist: Verantwortung bedeutet, dass Unternehmen ihren Verpflichtungen nachkommen und für ihre Handlungen und deren Auswirkungen in den ESG-Bereichen rechenschaftspflichtig sind.
Auswirkungen: Durch die Festlegung klarer Ziele und die regelmäßige Berichterstattung über Fortschritte und Herausforderungen können Unternehmen sicherstellen, dass sie auf dem richtigen Weg bleiben und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Dies stärkt das Vertrauen der Stakeholder und kann die Unternehmensleistung verbessern, da proaktive Maßnahmen ergriffen werden, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
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Risikomanagement
Warum es wichtig ist: ESG-Risiken, wie z.B. Umweltauswirkungen oder soziale Herausforderungen, können für ein Unternehmen erhebliche finanzielle und reputationsbezogene Konsequenzen haben. Durch eine frühzeitige Identifizierung und ein gezieltes Management dieser Risiken können Unternehmen potenzielle Probleme vermeiden oder zumindest minimieren.
Auswirkungen: Die Integration von ESG-Faktoren in das Risikomanagement ermöglicht es Unternehmen, sich gegen verlustbringende Schwankungen abzusichern, ihr Geschäftsmodell zukunftssicher zu gestalten und gleichzeitig Chancen zu nutzen, die sich aus vorbildlichen ESG-Praktiken ergeben.
Diese drei Ziele sind eng miteinander verknüpft und können gemeinsam dazu beitragen, den Unternehmenswert und die Ertragskraft nachhaltig zu steigern.
Fazit
In einer Welt, die den Wert der Nachhaltigkeit zunehmend anerkennt, wird die ESG-Berichterstattung zu einem unverzichtbaren Instrument für Unternehmen. Durch Transparenz, Verantwortlichkeit und effektives Risikomanagement können Unternehmen nicht nur ihren ethischen und gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen, sondern auch das Vertrauen von Investoren, Kunden und Mitarbeitern stärken. Dabei geht es nicht nur um die Erfüllung von Berichtspflichten, sondern vielmehr um die aktive Gestaltung einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Unternehmenskultur.
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Ralf Kothe
Ralf Kothe ist Principal Consultant und Leiter des Bereichs Group & Corporate Reporting beim beratungscontor. Die PCS Beratungscontor AG ist ein mittelständisches, inhabergeführtes Beratungshaus, das zu den gefragten Spezialisten für SAP Data & Analytics zählt. Zu den Kundinnen und Kunden gehören mittelständische Unternehmen und internationale Konzerne.