Ex-VW-Manager Neumann übernimmt angeschlagenen Autobauer Opel
Rüsselsheim (dapd). Der Wechsel des ehemaligen Volkswagen-Managers Karl-Thomas Neumann an die Opel-Spitze ist perfekt: Der 51-Jährige übernimmt den Vorstandsvorsitz bei dem angeschlagenen Autohersteller bereits zum 1. März. Der Opel-Aufsichtsrat ernannte ihn am Donnerstag zum Nachfolger des bisherigen Interimschefs Thomas Sedran, wie das Unternehmen in Rüsselsheim mitteilte.
Neumann war bis Sommer 2012 für das China-Geschäft von Volkswagen verantwortlich. Er wurde seit Monaten als Nachfolger von Sedran gehandelt, der die schwer angeschlagene Europa-Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) seit Mitte Juli 2012 leitet.
Zunächst wurde allerdings mit einem späteren Amtsantritt Neumanns gerechnet, da seine Verpflichtungen bei VW noch bis Ende Juni liefen. In den vergangenen Wochen gab es Berichte, wonach Neumann bereits früher nach Rüsselsheim wechseln könnte.
Jetzt ist es amtlich. Der Opel-Aufsichtsrat erhofft sich viel von dem Neuen. „Neumann ist eine weitere deutliche Verstärkung für unser Führungsteam und wird das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Turnarounds in der europäischen Automobilgeschichte führen“, sagte Aufsichtsratschef Steve Girsky.
Neumann übernimmt neben dem Vorstandsvorsitz bei Opel auch den Posten des Europachefs bei GM. Darüber hinaus wird er Vizepräsident des US-Konzerns. „Er wird eine Schlüsselrolle in der weltweiten Führung von GM spielen“, teilte Opel mit.
Auch von Gewerkschaftsseite wird sein Amtsantritt mit Vorschusslorbeeren bedacht. „Für die Zukunft der Adam Opel AG kann dies die wichtigste und richtigste Personalentscheidung seit vielen Jahren sein“, sagte der Chef des IG-Metall-Bezirks Mitte, Armin Schild. „Soll das Unternehmen nachhaltig auf den Erfolgspfad zurückgeführt werden, bedarf es aber dringend eines Kulturwandels im Management und weiterer funktionaler und struktureller Entscheidungen“, fügte er hinzu. Diesen Kulturwandel einzuleiten sei eine Kernaufgabe für den neuen Vorstandsvorsitzenden.
Auf Neumann wartet eine schwierige Aufgabe: In den vergangenen Jahren häufte Opel horrende Verluste an. Die GM-Tochter leidet besonders unter der Absatzkrise der Autobranche in Europa, auch weil ihr der Mutterkonzern den Zugang zu vielversprechenden Märkten außerhalb Europas verweigert. GM hatte im Herbst erklärt, Opel könnte „Mitte des Jahrzehnts“ an die Gewinnschwelle kommen.
GM steuert mit harten Einschnitten gegen die roten Zahlen an. So wird spätestens Ende 2016 die Autoproduktion in Bochum auslaufen. Hoffnung setzt Opel auf den neuen Kleinwagen Adam, der seit Mitte Januar in Eisenach vom Band läuft.
Neumann musste sich in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender beim Autozulieferer Continental von 2008 bis 2009 schon einmal als Krisenmanager beweisen: Damals strich er Tausende Jobs. Jetzt verbreitet er Optimismus. „Ich weiß, dass es eine anspruchsvolle Aufgabe sein wird. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir den Turnaround schaffen werden“, sagte Neumann.