Experte: Zu viele Politiker in BER-Kontrollgremium
Stuttgart (dapd-bln). Der hauptberufliche Aufsichtsrat Klaus Bukenberger hält die Kontrolle beim Berliner Hauptstadtflughafen für unzureichend. „Im Aufsichtsrat vom Flughafen BER sind fast nur Politiker“, sagte der ehemalige Vorstandssprecher des Maschinen- und Anlagenbauers Homag der Nachrichtenagentur dapd. „Dort wäre eigentlich die richtige Mischung gewesen: die Politiker als Vertreter der Anteilseigner angereichert durch Experten aus dem Bau-, Verkehrs- und Infrastruktursektor“, fügte der in Stuttgart lebende ehemalige Manager hinzu.
In der aktuellen Zusammensetzung gehören dem 15-köpfigen Kontrollgremium des Hauptstadtflughafens acht Politiker und zwei Wirtschaftsvertreter an. Den Rest der Mandate halten Arbeitnehmervertreter.
„Wenn ich höre, dass der Aufsichtsrat des Berliner Flughafens ein ehrenamtlicher ist, dann wundert mich nichts mehr“, sagte Bukenberger weiter. „Da macht man ein Projekt für mehrere Milliarden Euro, und dem Aufsichtsrat zahlt man nichts. Dann bekommt man auch die Qualität, für die man bezahlt.“
Die Eröffnung des Flughafens wurde mehrfach verschoben, weil immer neue Pannen auftraten. Flughafenchef Rainer Schwarz musste vor kurzem seinen Hut nehmen, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) trat als Aufsichtsratsvorsitzender zurück.
Doch die Wahl von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) zu Wowereits Nachfolger in dem Amt hält Bukenberger nicht für klug: „Der Vorsitzer, das sollte ein Unabhängiger sein. Das empfehle ich überall, auch in Industrieunternehmen.“
In einem Aufsichtsrat sollten sich viele Kompetenzen ergänzen
Bukenberger sitzt heute in zwei Aufsichtsräten und einem Beirat von Industrieunternehmen und ist darüber hinaus als Berater tätig. Er macht sich generell für mehr Sorgfalt bei der Besetzung von Aufsichtsräten stark: „Ein guter Aufsichtsrat zeichnet sich dadurch aus, dass sich möglichst viele Kompetenzen ergänzen.“
Das müssten nicht nur wirtschaftliche Kompetenzen sein, sagte Bukenberger. Auch Gremiummitglieder, die Experten in Personalführung sind, aus Kundensicht auf die hergestellten Produkte des Unternehmens schauen oder einen internationalen Hintergrund vorweisen, könnten das Unternehmen weiterbringen.
Viele Firmen oder Institutionen schmückten sich mit großen Namen, gleichgültig, ob die Personen genug Zeit für ihr Mandat mitbringen oder nicht. „Sie müssen für ein ordentliches Mandat etwa 15 bis 20 Arbeitstage im Jahr einkalkulieren“, sagte er. „Das ist im Prinzip ein Monat, und wenn Sie sich jetzt vorstellen, jemand hat einen Hauptberuf und gleichzeitig noch zwei, drei Aufsichtsratsmandate nebenher, dann können Sie ahnen: Das kann man nicht vernünftig leisten.“ Der Vorsitz erfordere sogar bis zu 60 Tage im Jahr.
Auch die Bezahlung muss stimmen, findet Bukenberger. „Wenn ich jemanden möchte, der kompetent mit einem Vorstand umgehen und dem auch noch ein Coach sein kann, dann muss der auf Augenhöhe mit ihm stehen.“ Das sei auch finanziell so. Für eine angemessene Vergütung hält Bukenberger den Tagessatz des Vorstandsvorsitzenden der Firma oder den Tagessatz eines Seniorberaters einer angesehenen Beratungsgesellschaft.