Gesetzgebung zu Cybercrime: Wie sicher fühlt sich Europa?
Karlsruhe – Die Schlagzeilen sind inzwischen beinahe alltäglich: Unternehmen, die Hackern zum Opfer gefallen sind; persönliche Daten in den Händen von Cybergangstern; E-mail-Adressen frei zum Kauf im Netz. Alles nichts Ungewöhnliches mehr. Soeben wurden in den USA Patientendaten gestohlen, kürzlich erwischte ein Angriff die Europäische Zentralbank, aber auch andere große Namen, wie eBay, Vodafone oder die New York Times, um nur einige zu nennen, waren in der Vergangenheit bereits betroffen. Und das sind freilich nur die Fälle, die öffentlich wurden. Denn auch wenn beispielsweise das österreichische BKA in seinem jüngsten Cybercrime Report erfreulicherweise einen Anstieg sowohl von gemeldeten wie auch gelösten Fällen vermelden kann: Wie viele Unternehmen wirklich betroffen sind bleibt ebenso im Verborgenen wie das, was Strafverfolgungsbehörden gegen Cyber-Kriminalität tatsächlich ausrichten. Und ausrichten können.
Der IT-Security Spezialist Sophos hat sich gemeinsam mit dem Marktforscher VansonBourne für eine Studie zum Thema Datensicherheit bei insgesamt 1.500 KMU-Mitarbeitern in Deutschland, Frankreich und Großbritannien umgehört, um zu erfahren, welche Sicherheit die Europäischen Gesetze zur Datensicherheit bei den Menschen hinterlassen.
Franzosen mit größtem Wunsch nach strengeren EU-Gesetzen
Auf die Frage, ob die EU die europaweiten Gesetze zur Sicherheit der persönlichen Daten der Bürger stärken sollte beantworteten 68 Prozent der befragten französischen Mitarbeiter mit ja. In Deutschland wünschen sich dies 62 Prozent, die Briten gaben den Wunsch nach mehr EU-Gesetzgebung mit 54 Prozent an. Insgesamt 61 Prozent der Befragten hegen also den Wunsch nach mehr Gesetzesrahmen, die Geschlechter erwiesen sich bei dieser Frage als einig: 62 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen stimmten mit ja.
Nationaler Datenschutz – Deutschland unzufrieden, Britannien gelassen
Insgesamt gut die Hälfte der Befragten insgesamt, nämlich 51 Prozent, empfindet die Datenschutzgesetze im eigenen Land als zu schwach. Mit 59 Prozent sind hier die Befragten aus Deutschland am kritischsten, die Franzosen sind zu 53 Prozent unzufrieden mit den nationalen Gesetzen. Relativ zufrieden scheinen die Briten zu sein, sie bemängeln zu einem im Vergleich geringen Prozentsatz von 40 Prozent, dass ihre Gesetze nicht streng genug seien. Vor dem Hintergrund der Diskussion um staatliche Datenspionage in den jeweiligen Ländern ein wenig überraschendes Ergebnis. Einigkeit jedoch auch bei dieser Frage zwischen Männern und Frauen – 50 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen insgesamt hielten nationale Gesetze für zu lasch.
Die Wahrnehmung: Wenn überhaupt, ist man in Deutschland sicher
Die Frage, welches Land über die vermeintlich strengsten Gesetze zur Datensicherheit verfügt, beantworteten 44 Prozent der Befragten mit „weiß ich nicht.“ Die restlichen Antworten verteilen sich wie folgt: 24 Prozent und damit die meisten der Befragten vermuten, dass Deutschland die sichersten Gesetze hat. Für Großbritannien votierten 11 Prozent der Befragten, Frankreich trauen nur noch 8 Prozent gute Datenschutzgesetze zu. Ebenfalls genannt wurden Luxemburg mit 3 Prozent, Dänemark, Schweden und Österreich zu jeweils 2 Prozent und Finnland und Belgien mit je 1 Prozent der Antworten. Alle anderen Länder der EU verfügen bei den Befragten über null Prozent Vertrauen in Sachen Datenschutz-Gesetzgebung.
Beim Blick auf das erstplazierte Deutschland zeigt sich, dass die Deutschen selbst mit 34 Prozent am meisten an die deutsche Gesetzgebung glauben, gefolgt von den Franzosen mit 23% und den Briten mit 16% Vertrauen in die hiesige Rechtsprechung.
Französische Arbeitnehmer am unsichersten
Im Ergebnis lässt sich sagen, dass die Franzosen in Sachen Datensicherheit in ihrem Land die größten Baustellen sehen. Neben den eben beschriebenen Zahlen zur Gesetzeslage haben die Franzosen mit 86 Prozent auch die größte Angst vor Datenverlust. Diese Zahlen liegen in England bei 78 Prozent und in Deutschland bei 74 Prozent. Auch die Sorge hinsichtlich Cyberkriminalität ist Frankreich mit 49 Prozent am größten. In Deutschland sorgen sich nur 29 Prozent, dass Daten in die Hände von Cyberkriminellen geraten könnten, in England sind es 45 Prozent.