Gleichberechtigung in Führungspositionen – Nachholbedarf in Deutschlands mittelgroßen Unternehmen
Eine von der AllBright Stiftung durchgeführte Studie hat gezeigt, dass vor allem Konzerne in Sachen Geschlechtergleichgewicht auf Vorstandsebene große Fortschritte machen. Wer hinterherhinkt, sind die mittelgroßen Unternehmen aus dem SDAX und MDAX. Was es braucht, sind mehr „Erste“ Frauen in Führungspositionen, sogenannte „Onlys“, die es verstehen, das Eis der männlich dominierten Leitungsebenen aufzubrechen und den Zugang zu wichtigen Positionen zu verbreitern.
Sich als Onlys in Führungsrollen behaupten
Die Situation, als neues Mitglied in einem Vorstand oder Aufsichtsrat tätig zu werden, ist für sich schon eine große Herausforderung. Muss man eine solche Rolle aber als einzige Frau in einem ansonsten vollkommen von Männern beherrschten Gremium übernehmen, stehen noch mehr Herausforderungen an, weil zumindest ein Teil der oft älteren Führungsriege von Anzugträgern ein bestimmtes Frauenbild im Kopf hat. Hier gilt es, sich gegen eine Managementinkompetenz auf Seiten der männlichen Kollegen zu wehren.
In einer solchen Situation als Onlys müssen sich Frauen nicht nur hinsichtlich ihrer juristischen oder finanztechnischen Fähigkeiten beweisen, sondern auch bezüglich ihres Durchsetzungsvermögens, ihrer Entscheidungsfreudigkeit und ihres Willens in Konflikten nicht zu schnell aufzugeben. Letztlich geht es für die Frau darum, die aus ihrem Minderheitenstatus erwachsenden, geschlechtsstereotypen Erwartungen an sie zu überwinden und sich in ihrem neuen beruflichen Umfeld als weibliche Führungskraft zu behaupten.
Netzwerk beruflich erfolgreicher Frauen
Für männliche Führungskräfte gibt es schon lange den Lions-Club oder den Rotary-Club als weitverzweigte Networking-Areas. Als Netzwerke für karrierebewusste Frauen haben sich inzwischen ähnliche Organisationen bzw. Vereine entwickelt.
Weil viele Frauen noch zu oft als Onlys in männlichen Vorständen oder Aufsichtsräten agieren, suchen sie sich verstärkt Unterstützung bei Gleichgesinnten für ihren Kampf um mehr Geschlechtergerechtigkeit. Um ihnen solches Mentoring zu ermöglichen, gründete Diana Markaki-Bartholdi einen Verein namens „the Boardroom“.
Der Verein verfolgt das Ziel, karriereorientierte Frauen zusammenzubringen und dass diese Idee eine gute war, zeigte sich daran, dass sich schon bei der Gründung 74 Frauen im durchschnittlichen Alter von 40 Jahren aus der gesamten Schweiz als Mitglied registrieren ließen. Durch diese Mitwirkung soll der Frauenanteil in Verwaltungsräten der Schweiz erhöht werden. Sämtliche Mitglieder des Vereins zeichnen sich dadurch aus, dass sie beruflich nicht mehr als zwei Stufen unter der Geschäftsleitung bei mittleren und großen Unternehmen stehen. Ein großer Teil der Mitglieder sind keine gebürtigen Schweizerinnen, sondern leben und arbeiten teilweise seit Jahrzehnten in der Alpenrepublik.
Konzept zur Förderung beruflicher Gleichberechtigung
Das von Diana Markaki-Bartholdi entwickelte Konzept war die Abschlussarbeit ihres MBA-Studiums an der Harvard-University. Zielrichtung des Konzepts ist es, Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, die Frauen in die Lage versetzen, in einer Spitzenposition erfolgreich zu sein. Wesentliche Grundlage sind verschiedene Ausbildungsblöcke, die dazu dienen, die Teilnehmerinnen mit juristischem und finanztechnischem Fachwissen zu versorgen. Gerade diese beiden Bereiche sind existenziell für die erfolgreiche Arbeit in einem Verwaltungsrat oder Vorstand.
Wer in einer Führungsposition arbeiten möchte, der benötigt neben einem umfassenden Fachwissen auch Kontakte. Netzwerke, in denen Frauen sich austauschen, Rat holen oder wichtige Themen besprechen können, bieten einen wichtigen Rückhalt. Um sich ein solches Netzwerk mit anderen Mitgliedern oder Gästen zu schaffen, lädt „the Boardrooom“ immer wieder zu bestimmten Anlässen ein.