Wald-Zentrum Münster startet weiteres EU-Forschungsvorhaben Münster – Wald und der nachhaltig erzeugte Zukunftsrohstoff Holz sind für die Menschheit überlebenswichtig. Nach wie vor übersteigt die jährliche, weltweite Holzproduktion die Mengen an Stahl, Aluminium und Beton. Insbesondere die Renaissance, Holz wieder als regenerativen Energieträger zu verwenden, hat zu einem starken Anstieg der Nachfrage und auch der Holzpreise geführt. Doch nur wenige Menschen sind sich darüber bewusst, dass Holz in Europa zunehmend knapp wird. Nach Lösungsansätzen für dieses Problem wird nun auch in Münster gesucht: Denn das hiesige Wald-Zentrum ist neben einem EU-Forschungsprojekt zur nachhaltigen Holzmobilisierung nun zusätzlich mit der Koordination des EU-Forschungsprojektes RERAM betraut worden, das über mehr Ressourceneffizienz Holzknappheit reduzieren möchte. Vier EU- und fünf ENP-Länder (Europäische Nachbarschaftspolitik) sind an dem Projekt beteiligt.
Bei der Auftakt-Veranstaltung am heutigen Vormittag im Rathaus Münster begrüßten Bürgermeister Gerhard Joksch und Helmut Dockter, Staatssekretär im Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW, die internationalen Repräsentanten der Projektpartner. In seiner Rede betonte Staatssekretär Dockter, wie wichtig dem Land NRW die Beteiligung von Forschungseinrichtungen in EU- Forschungsvorhaben ist. „Das Wissenschaftsministerium NRW freut sich, dass mit RERAM ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt an den Start geht, das die Waldbestände und Holzvorräte in Europa nachhaltig nutzen und schützen will“, so Dockter. „Forschung für nachhaltige Entwicklung auf den Feldern der großen gesellschaftlichen Herausforderungen zählt zu den wesentlichen Bausteinen der Landespolitik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und die auf Vorbeugung und Nachhaltigkeit setzt“. Im Anschluss an die Begrüßung im Rathaus von Münster gab es eine erste Workshop-Runde der Beteiligten. Hintergrund des Projektes „RERAM – Bridging Gaps between R2I (Research to Innovation) in Ressource Efficiency and Raw Materials“ ist die steigende Holzknappheit in der EU. Schon im Jahr 2020 wird die Holzlücke alleine für Deutschland auf 30 Mio. Kubikmetern Holz geschätzt – das entspricht zirka 1,2 Mio. fehlenden LKW-Ladungen pro Jahr.
Der wachsende Rohstoffbedarf innerhalb der EU wirkt sich auf die noch teilweise unerschlossenen Wälder der Nachbarstaaten im Osten Europas bereits jetzt erheblich aus. Die dort häufig nicht nachhaltige Forstwirtschaft und unkontrollierte Rodung gefährden den Waldbestand dramatisch. Besonders in Ländern wie der Ukraine ist die Holzindustrie als lokaler Abnehmer mit einem hohen, verlustreichen Rohholzverbrauch maßgeblich an der Problematik beteiligt. RERAM soll die lokalen Akteure der Forst- und Holzwirtschaft im Osten Europas für das Thema Ressourceneffizienz sensibilisieren und praktikable Lösungsansätze aufzeigen. Koordiniert wird das EU-Projekt vom Wald-Zentrum an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. „Ressourceneffizienz ist für jedes Unternehmen gut“, erklärt Prof. Dr. Andreas Schulte vom Wald-Zentrum. „Denn weniger Ressourceneinsatz bei gleichem Output bedeutet immer auch weniger Kosten und Klimaschutz. Mit RERAM wollen wir diese Möglichkeiten aufzeigen, Erfahrungen in NRW und der EU aufarbeiten und in die Holzindustrie Osteuropas und der Nachbarstaaten hineintragen. Ressourceneffizienz ist immer eine Win-Win Situation: Für die Unternehmen, für die Umwelt und das Klima – und damit für unsere Gesellschaft.“ Das Konsortium des Projektes besteht aus elf Partnern in neun Ländern: Deutschland, Österreich, Belgien und Polen vertreten dabei EU-Länder und fünf weitere die ENP-Länder: die Ukraine, Moldawien, Georgien, Armenien und Aserbaidschan.
Offizielles Startdatum des von der EU mit rund 1 Mio. Euro geförderten Projektes war der 01. Juni 2014. Die Gesamtkosten des zweijährigen Forschungsprojektes belaufen auf rund 1,5 Millionen Euro. Zusätzliche finanzielle Unterstützung erhält RERAM über das Wald-Zentrum Münster durch das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW (MIWF).