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HRE ist nun komplett verstaatlicht – Turbulente Hauptversammlung in München

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München. Alle polemischen Proteste, flehentlichen Bitten und juristischen Drohungen der Altaktionäre haben nichts gebracht. Seit Montag ist die angeschlagene Bank Hypo Real Estate (HRE) komplett in staatlicher Hand. Auf einer Hauptversammlung in München – der dritten des Unternehmens allein in diesem Jahr – drängte der staatliche Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin), der bereits rund 90 Prozent der HRE-Aktien hielt, die anderen Anteilseigner heraus. Die Zwangsabfindung beläuft sich auf 1,30 Euro pro Aktie – «Squeeze-out» heißt das in der Finanzsprache. Die Zustimmung erfolgte mit 94,7 Prozent.

«Kalte Enteignung» nennt diesen Vorgang hingegen Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sie sprach vom «letzten Akt des Dramas der Hypo Real Estate». Der Bund und die SoFFin verhielten sich «stur wie ein Panzer». Auch Kleinaktionär Leonhard Steppberger, ein Handwerksmeister aus Augsburg, machte seinem Zorn Luft. «Was hier und heute passiert, ist schreiendes Unrecht», warf er den auf dem Podium sitzenden Managern und ihren Kontrolleuren vor. «Heute verliere ich meine Alterversorgung – und dafür habe ich 51 Jahre gearbeitet.»

Besonders Aufsichtsratschef Bernd Thiemann als Versammlungsleiter musste sich harsche Vorwürfe anhören. Er sei «unfähig», verhalte sich «dilettantisch» und sei nur eine Marionette der Politik. Den scheidenden Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) bezichtigte ein Aktionär gar eines «Banküberfalls» auf die HRE. Eine Abstimmung über seine Absetzung als Leiter der Hauptversammlung überstand Thiemann aber – Dank der Unterstützung durch die SoFFin – problemlos. «Ich bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen», sagte der Aufsichtsratschef und musste dabei angesichts der Absurdität seiner Aussage selbst lachen. Die Kleinaktionäre im Saal quittierten dies mit Buh-Rufen und Pfiffen.

Sogar der sonst auf emotionslose Sachlichkeit setzende Vorstandschef Wieandt ließ sich durch die vielen Zwischenrufe kurz aus dem Konzept bringen. «Wenn Sie aufhören zu schreien, dann verstehen Sie mich gut», beschied er einem Protestierer. «Wir sind uns selbstverständlich der Tatsache bewusst, dass viele von Ihnen es vorziehen würden, wenn sie Aktionäre der Gesellschaft bleiben könnten», räumte Wieandt ein.

Er erinnerte daran, dass der Bund mit einer «Rettungsaktion» den unmittelbar drohenden Untergang der HRE verhindert habe. «Seit fast genau einem Jahr kann der Konzern nur aufgrund von Liquiditätshilfen eines Konsortiums der Finanzwirtschaft und der Bundesbank sowie des SoFFin die Zahlungsunfähigkeit vermeiden.» Vor 2012 sei nicht mit einer Rückkehr in die Gewinnzone zu rechnen. Zunächst gebe es aber weiteren Kapitalbedarf in Höhe von sieben Milliarden Euro. Geld, das der Bund bereitstellen muss.

Zu einer Abstimmung über eine spätere Wiederbeteiligung der Altaktionäre an der HRE war das Unternehmen nicht bereit. So etwas liege nicht in der Kompetenz von Vorstand oder Hauptversammlung. «Wir können Ihren Wunsch sehr gut verstehen», beteuerte der Vorstandschef. Dies sei jedoch ganz allein Sache des SoFFin. «Ich bin aber sicher, dass der SoFFin in dieser Sache zu gegebener Zeit eine Entscheidung trifft, die die Aktionäre fair behandelt», sagte Wieandt, was ihm aus dem Saal höhnisches Gelächter einbrachte.

Es ging wirklich turbulent zu im Münchner Kongresscenter auf dem Messegelände. Mehreren Aktionären wurde das Mikrofon abgedreht, da sie sich nicht an die Beschränkung ihrer Redezeit von zuletzt nur noch drei Minuten hielten. Einmal stürmten rund 100 Personen nach vorne, in Richtung Bühne und forderten in Sprechchören Klarheit von der SoFFin. Deren Chef Hannes Rehm zog es danach vor, den Saal zu verlassen – begleitet von «Feigling, Feigling»-Rufen.

Letztlich war dies alles aber nur Ausdruck der Ohnmacht der Kleinaktionäre. Am Ergebnis der Abstimmung, der vollständigen Verstaatlichung, gab es von Beginn an keinen Zweifel. Genauso wenig wie an der nun folgenden Fortsetzung des Streits zwischen der HRE und ihren nun ehemaligen Aktionären vor den Gerichten.

(DDP)

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