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Kein Aufschrei bei Stromriesen über das Laufzeit-Moratorium

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RWE betont „Primat der Politik“ – Aber Widerstand gegen eine sofortige Abschaltung von Reaktoren

Essen. Die Aussetzung der Laufzeitverlängerung für die deutschen Kernkraftwerke hat bei den großen deutschen Stromproduzenten nicht zu einem Aufschrei der Empörung geführt. Eine RWE-Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur dapd am Montag, in dieser Frage gelte „selbstverständlich das Primat der Politik“. Der Energiekonzern wolle nun die Gespräche mit der Bundesregierung abwarten. Ein Sprecher des größten deutschen Energieversorgers E.ON kommentierte das Moratorium nur mit dem Satz: „Wir nehmen das zur Kenntnis.“

Allerdings wollen die Stromkonzerne offenbar eine sofortige Abschaltung von Altreaktoren vermeiden. RWE geht davon aus, seinen umstrittenen Altreaktor Biblis A trotz des Atom-Moratoriums vorläufig am Netz halten zu können. Der Reaktor laufe derzeit noch auf Altmengen, hieß es beim Essener Konzern. Diese würden je nach Fahrweise voraussichtlich bis zum Sommer reichen.

E.ON sieht trotz des Atommoratoriums keinen Grund, das bayerische Atomkraftwerk Isar1 stillzulegen. Ein Unternehmenssprecher sagte: „Isar1 erfüllt alle Sicherheitsvorschriften. Es gibt keinen Grund den Reaktor vom Netz zu nehmen.“ Der Sprecher reagierte damit auf Medienberichte, nach denen die bayerische Landesregierung eine Abschaltung des Reaktors erwägt.

Auch der Kernkraftwerksbetreiber EnBW wollte der Einschätzung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der Altreaktor Neckarwestheim werde nun bald abgeschaltet, so nicht zustimmen. Konzernchef Hans-Peter Villis sprach sich lediglich für einen „offenen Dialog zur Zukunft der Altanlagen“ aus. Angesichts der aktuellen Ereignisse in Japan müsse man prüfen, welche Konsequenzen sich daraus für die Kernkraftwerke in Deutschland ergäben.

Die Stromkonzerne sehen sich durch die Katastrophe in Japan zunehmend unter Druck. Mit Kurseinbußen von rund fünf Prozent waren E.ON und RWE am späten Montagnachmittag die größten Verlierer im DAX.

Die Grundversorgung der Bundesregierung würde aber nach Einschätzung des Sachverständigenrates für Umweltfragen bei der Bundesregierung selbst durch ein sofortiges Abschalten der sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke nicht gefährdet. Es müsste in diesem Fall auch nicht auf importierten Atomstrom zurückgegriffen werden, erklärte der Generalsekretär des Sachverständigenrates, Christian Hey, auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd.

Auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hält einen zügigen Ausstieg aus der Kern- und Steinkohleenergie für umsetzbar. Bis Mitte der 2020er Jahre könne die Atom- und Steinkohleenergie kontinuierlich heruntergefahren und durch erneuerbare Energien ersetzt werden, teilte das Institut in Freiburg mit.

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