Wedemark/Hamburg – Sennheiser möchte Kultur für alle erlebbar machen. Der Audiospezialist stellte daher im Rahmen eines „Sneak-Preview“ Events die Entwicklung der neuartigen Streaming-Lösung CinemaConnect vor, die Audiodeskription und Hörunterstützung über eine App in die Kinos bringt.
In Europa verzichten fast 32 Prozent der Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung häufig auf den Besuch von kulturellen Veranstaltungen – in Deutschland ist es etwa jeder fünfte. Dies fand eine repräsentative Studie heraus, die im Auftrag von Sennheiser in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Schweden durchgeführt wurde. Allein in Deutschland gibt es 5,7 Millionen mit Hörbeeinträchtigung, davon sind 47 Prozent unter 60 Jahre alt. Obwohl die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen seit Jahren ein wichtiges gesellschaftliches Thema ist, sind rund 12 Prozent der Befragten der Meinung, dass ihnen bei Opern-, Theater- oder Kinobesuchen nicht genügend Hilfe angeboten wird.
Neuartige und ganzheitliche Lösung für Inklusion
Mit CinemaConnect stellt Sennheiser eine Technologie vor, dank der Filmbegeisterte mit Seh- oder Hörbeeinträchtigung nicht mehr auf den Kinobesuch verzichten müssen. Über eine Smartphone App können sie sich im Kino mit einem speziell für diesen Zweck bereitgestellten WLAN Netzwerk verbinden und erhalten so Zugriff auf die zusätzlichen Tonspuren für Audiodeskription oder Hörunterstützung. Diese werden per Streaming live und in Echtzeit auf das eigene Smartphone übertragen, so dass die Nutzer über Kopfhörer den Film erleben können.
CinemaConnect wird jedoch nicht nur als rein technische sondern als ganzheitliche, inklusive Lösung konzipiert. So erleichtert die App den Nutzern beispielsweise die Suche nach Kinos und Filmen, die die Streaming-Technologie anbieten. Dazu ist sie zusätzlich mit der Funktion „Location Finder“ ausgestattet. Basis dafür ist eine umfangreiche Datenbank, die Sennheiser derzeit entwickelt und ab Herbst 2014 zur Verfügung stellt. Die praktische Suchfunktion wird zusätzlich über die neue Internetplattform www.culture-inclusive.com nutzbar sein. Dort entsteht zurzeit eine Online-Community, die sich mit Themen rund um Kultur und Inklusion beschäftigt. Die Community ist – zu Beginn in Form eines Blogs – ab sofort in einer ersten Version verfügbar und wird stetig erweitert.
Nutzerfreundlichkeit im Fokus
Bei der mehr als dreijährigen Entwicklung von CinemaConnect wurde besonderer Wert auf eine einfache und bequeme Anwendung gelegt. Um dies sicherzustellen, hat Sennheiser direkt mit Nutzergruppen zusammengearbeitet. „Für Menschen mit Sehbeeinträchtigung ist entscheidend, dass das Design der App nicht zu komplex ist, damit sie sich einfach bedienen lässt“, erklärt Dr. Jürgen Trinkus, Vorsitzender des Vereins Andersicht e.V., der unter anderem am Design der App beteiligt war. „Ich bin selbst blind und beschäftige mich schon lange mit der Thematik Design für Alle. Bei der Entwicklung von Sennheiser CinemaConnect wurde von Anfang an größter Wert auf leichte Bedienbarkeit bei höchstem Nutzerkomfort gelegt.“
Auch die Entscheidung, den Nutzern die Audiodeskription und Hörunterstützung über das eigene Smartphone bereitzustellen, wurde in der Konzeptionsphase ganz bewusst getroffen. Ausschlaggebend waren die Rückmeldungen von Betroffenen, die nun von der Ipsos-Studie bestätigt wurden: Demzufolge scheut sich ein großer Teil der Betroffenen – in Deutschland immerhin 21,4 Prozent – davor, die eigene Beeinträchtigung zu thematisieren und fragt deshalb nur selten oder gar nicht um Hilfe. Da bei CinemaConnect das eigene Smartphone verwendet wird, ist die Lösung sehr unauffällig und dezent anwendbar.
Am 21. Mai 2014 wurde CinemaConnect im Abaton Kino in Hamburg öffentlich präsentiert. Das Abaton ist das erste Kino, in dem die Technologie installiert wurde – zunächst nur zu Testzwecken, da sich das Produkt noch in der finalen Entwicklungsphase befindet. CinemaConnect wird inklusive der kostenlosen Smartphone App für Apple iOS und Android ab Herbst 2014 verfügbar sein. Parallel arbeitet Sennheiser an der Weiterentwicklung seines Produkts: Zu einem späteren Zeitpunkt sollen beispielsweise auch Untertitel für Gehörlose zur Verfügung stehen. Die Übertragung verschiedener Sprachversionen ließe sich künftig ebenfalls realisieren.
Langfristige Investitionen in Streaming-Technologien und Inklusion
„Seit mehr als 40 Jahren forschen wir auch im Bereich Audiologie, um innovative Produkte zu entwickeln. Neuartige Lösungen auf der Basis von Streaming-Technologien sind für Sennheiser ein langfristig wichtiges Thema“, so Daniel Sennheiser. „Aus diesem Grund haben wir kürzlich die Sennheiser Streaming Technologies GmbH gegründet.“ Geschäftsführer des neuen Tochterunternehmens, Jörn Erkau, erklärt: „Mit CinemaConnect wollen wir Kultur für alle Menschen erlebbar machen. In den kommenden Jahren werden wir die Entwicklung innovativer Technologien – nicht nur, aber auch für Inklusion – weiter vorantreiben. CinemaConnect ist für uns daher ein erster wichtiger Schritt.“
Sennheiser ist bereits seit Beginn der 1970er Jahre im Bereich Audiologie und Hörunterstützung tätig. Der Audiospezialist hat die technische Entwicklung in diesem Bereich maßgeblich geprägt.
Quelle: ots