KI-Weiterbildung für Ihr Team: Wie Sie die Kompetenzanforderungen des AI Acts erfolgreich umsetzen

Künstliche Intelligenz prägt zunehmend unseren Arbeitsalltag – und mit dem AI Act ist nun erstmals ein umfassender Regulierungsrahmen für den Einsatz dieser Technologie in Kraft getreten. Ein zentraler Aspekt: Seit dem 2. Februar 2025 müssen Unternehmen, die KI-Systeme einsetzen, ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz bei ihren Mitarbeitenden sicherstellen.
Ein Gastbeitrag von Michael Ǫuast, KI-Transformationsexperte und Gründer der KI-Kompetenzplattform NEXperts
Auf den ersten Blick sehen viele Führungskräfte darin vor allem neue Pflichten. Doch in den Anforderungen von Artikel 4 AI Act schlummert ein enormes Potenzial, das sich in echte Wettbewerbsvorteile verwandeln lässt – wenn man die Sache richtig angeht.
Lassen Sie uns also anschauen, was im AI Act wirklich drinsteckt: Welche konkreten Anforderungen kommen auf Sie zu? Und wichtiger noch: Wie können Sie diese vermeintliche Last in einen echten Wettbewerbsvorteil verwandeln?
Die konkreten Anforderungen verstehen
Stellen Sie sich vor, Sie kaufen eine leistungsstarke Maschine, aber niemand in Ihrem Team weiß, wie man sie bedient. Absurd? Genau das passiert immer wieder beim Einsatz von KI-Systemen. Der AI Act reagiert darauf und verlangt ein ausreichendes Maß an Kompetenz im Umgang mit KI.
Die Anforderungen gelten dabei für alle KI-Systeme – von einfachen Anwendungen bis hin zu sogenannten Hochrisiko-Systemen. Letztere sind KI-Anwendungen mit besonders weitreichenden Auswirkungen, beispielsweise Software, die in der Personalauswahl über Jobzusagen entscheidet oder in der Medizin Krankheiten diagnostiziert. Für diese Hochrisiko-Systeme gelten entsprechend strengere Maßstäbe.
Der Gesetzgeber lässt allerdings offen, wie genau die KI-Kompetenzen aufgebaut werden sollen. Es gibt bisher keine spezifischen Vorgaben für Schulungen oder Zertifizierungen. Auch die konkreten Details zur Umsetzung sollen erst durch kommende Leitlinien präzisiert werden. Zunächst müssen Unternehmen also individuell festlegen, was ein „ausreichendes Maß“ an KI-Kompetenz für ihre spezifischen Anwendungsfälle bedeutet.
Strategische Möglichkeiten erkennen und nutzen
Die neuen Kompetenzanforderungen bedeuten zunächst zusätzlichen Aufwand und Kosten. Doch ein genauerer Blick macht die Chancen sichtbar: Denn wer jetzt systematisch in KI-Kompetenzen investiert, kann daraus gleich mehrere strategische Vorteile ziehen.
Drei Aspekte sind dabei besonders wichtig:
- Vorsprung durch passgenaue Qualifizierung
Mit einem durchdachten Kompetenzaufbau schaffen Sie echten Mehrwert. Gut geschulte Teams können die neue Technologie nicht nur sicherer nutzen, sondern auch effizienter einsetzen. - Minimierung von Risiken
Fundierte Schulungen sind die beste Absicherung gegen Fehler und rechtliche Risiken im Umgang mit KI – das gilt neben den erwähnten Hochrisiko- Anwendungen auch für einfache Anwendungsfälle mit z.B. ChatGPT. Bei letzterem drohen keine Strafen aus dem AI Act, aber dennoch bestehen rechtliche Risiken, wenn Arbeitgeber Ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachkommen und dadurch ein Schaden entsteht. - Attraktivität als Arbeitgeber
Systematische Weiterbildungsangebote sind ein echter Pluspunkt Ihres Unternehmens bei der Personalgewinnung und -bindung.
Empfehlungen für die praktische Umsetzung
Auch wenn der AI Act keine spezifische Vorgehensweise vorschreibt, kann ein strukturierter Ansatz bei der Umsetzung der neuen Anforderungen hilfreich sein. Aus meiner Erfahrung hat sich folgendes Vorgehen bewährt:
Phase 1: Orientierung
- Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre genutzten KI-Anwendungen.
- Identifizieren Sie besonders relevante Systeme, etwa in kritischen Risikobereichen.
- Ermitteln Sie den aktuellen Kompetenzstand in Ihren Teams.
Phase 2: Strategische Planung
- Definieren Sie passende Kompetenzziele für verschiedene Anwendungsfälle und Mitarbeitendergruppen.
- Entwickeln Sie geeignete Qualifizierungsansätze.
- Setzen Sie realistische Meilensteine.
Phase 3: Schrittweise Umsetzung
- Beginnen Sie frühzeitig mit Ihren ersten Maßnahmen.
- Beobachten Sie die Entwicklung weiterer regulatorischer Leitlinien.
- Dokumentieren Sie Ihre Aktivitäten zur Kompetenzentwicklung.
Bewährte Qualifizierungsansätze
Die Frage nach dem „Wie“ der Qualifizierung beschäftigt viele Unternehmen. Eine Pauschallösung gibt es nicht – zu unterschiedlich sind die Anforderungen in den verschiedenen Bereichen.
In der Praxis haben sich verschiedene Ansätze bewährt:
- Grundlegendes Verständnis für alle Mitarbeitenden entwickeln, die mit KI- Systemen in Berührung kommen
- Vertiefende Schulungen für die direkten Anwender von KI-Systemen durchführen
- Spezialqualifikationen für Teams gewährleisten, die mit Hochrisiko-Systemen arbeiten
- Regelmäßige Updates zu neuen Entwicklungen einholen
Dabei gilt: Ein Kundenberater braucht andere KI-Kompetenzen als ein KI-Entwickler oder eine Strategiechefin. Die Qualifizierung muss immer auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten sein.
Ausblick
Die Kompetenzanforderungen des AI Acts sind zwar verpflichtend, bewirken aber einen wichtigen Schritt hin zu einer verantwortungsvollen Nutzung von KI in Unternehmen. Die gute Nachricht: Sie müssen nicht bei null anfangen. Bei NEXperts haben wir ein umfassendes Qualifizierungsangebot entwickelt, das verschiedene Kompetenzstufen abdeckt. Von KI-Grundkursen für alle Mitarbeitenden über spezielle Compliance- Webinare bis hin zu Fortgeschrittenenkursen für Spezialisten. Dabei orientieren wir uns konsequent an den sich entwickelnden Anforderungen des AI Acts oder aus anderen Rechtsvorschriften oder Datenschutzvorgaben.
Besonders wichtig ist uns der Praxisbezug: Statt theoretischer Konzepte vermitteln wir konkretes Handlungswissen, das Ihre Mitarbeitenden direkt im Arbeitsalltag einsetzen können. Unsere Erfahrung zeigt, dass dieser pragmatische Ansatz nicht nur die Akzeptanz erhöht, sondern auch nachhaltig zur Kompetenzentwicklung beiträgt.
Meine Empfehlung lautet daher: Betrachten Sie die Kompetenzanforderungen nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance für eine zukunftsweisende Personalentwicklung. Während die Details der Umsetzung noch präzisiert werden, können Sie bereits jetzt die Weichen für den systematischen Aufbau von KI-Kompetenzen stellen. Das schafft nicht nur Rechtssicherheit, sondern vor allem einen echten Wettbewerbsvorteil in einer zunehmend von KI geprägten Arbeitswelt.
Über den Autor:
Michael Ǫuast ist Gründer der KI-Kompetenzplattform NEXperts. Seit über 20 Jahren berät er Unternehmen bei der digitalen Transformation und unterstützt sie dabei, das Potenzial neuer Technologien zu erschließen.