Konjunktur im Winterschlaf – Wirtschaft stagniert im vierten Quartal
Wiesbaden/Berlin. Die Erholung der deutschen Wirtschaft verläuft in den Wintermonaten schleppend. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte im vierten Quartal 2009 überraschend auf dem Niveau des Vorquartals, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Experten hatten hingegen einen leichten Anstieg erwartet. Wegen des strengen Winters rechnet Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) auch für die ersten Monate des laufenden Jahres mit einer gedämpften Entwicklung. Volkswirte bewerteten die Zahlen allerdings gelassen.
Mit der Stagnation von Oktober bis Dezember 2009 setzte sich der leichte Aufwärtstrend der deutschen Wirtschaft aus dem zweiten Vierteljahr mit einem Plus von 0,4 Prozent und dem dritten Quartal mit einer Zunahme von 0,7 Prozent nicht fort. Volkswirte hatten hingegen mit einer Zunahme von 0,3 Prozent gerechnet.
Auch in der Eurozone fiel die wirtschaftliche Entwicklung schwächer aus als erwartet. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte, stieg das BIP des gemeinsamen Währungsraums im vierten Quartal 2009 auf Quartalssicht nur um 0,1 Prozent. Auch hier hatten Experten ein Plus von 0,3 Prozent erwartet.
Brüderle rechnet indes wegen der ungünstigen Witterungsverhältnisse in den ersten Wochen dieses Jahres auch im laufenden Vierteljahr mit einer eher gedämpften wirtschaftlichen Entwicklung. «Ich rechne jedoch damit, dass die witterungsbedingten Ausfälle schnell wieder aufgeholt werden», sagte er. Die Bundesregierung habe mit den Maßnahmen zur Wachstumsbeschleunigung den richtigen Schritt getan, um der erwartet schwächeren Entwicklung im Winterhalbjahr zu begegnen, zeigte sich Brüderle überzeugt.
Volkswirte wollten die BIP-Entwicklung zum Jahresende 2009 nicht überbewerten. «Uns beeindruckt die Stagnation im vierten Quartal nicht sonderlich», erklärte etwa Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Erstens komme sie nach einem satten Plus im dritten Quartal. Zweitens dürfte das vierte Quartal durch einen Kalendereffekt gedämpft worden sein, denn der 1. Januar sei ein Freitag gewesen, so dass die um den Jahreswechsel üblichen Werksferien vor allem in den Dezember 2009 gefallen seien. «Drittens weist der Trend bei den Auftragseingängen noch nach oben, auch ist das aussagekräftige Ifo-Geschäftsklima bis zuletzt gestiegen», erläuterte Krämer.
Für ING-Volkswirt Carsten Brzeski sind die aktuellen Zahlen nur ein vorübergehender Rückschlag. «Der Lagerzyklus, die Frühindikatoren und die Auftragseingänge deuten auf ein anhaltendes Wachstum 2010 hin», sagte er. Brzeski rechnet für das erste Halbjahr mit einer Stabilisierung des Arbeitsmarktes, was den privaten Konsum stützen sollte. «Europas Wachstumslokomotive hat im vierten Quartal eine Pause eingelegt, ist aber bald zurück», so Brzeski. UniCredit-Volkswirt Andreas Rees sagte sogar, Deutschlands Wachstum sei deutlich dynamischer, als dies in den Zahlen der Statistiker zum Ausdruck komme.
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