Kreditklemme im Mittelstand
Die Finanzkrise ist mittlerweile fünf Jahre her. Dass die Folgen immer noch nachwirken, zeigt sich in vielen Geschäftsbereichen. Unter anderem auch bei der Kreditvergabe für Mittelständler, deren Linie seit der Krise drastisch verringert wurde.
Weniger Zusagen: in den Krisenländern am schlimmsten
In Unternehmen aller Größenordnungen sind Kredite und ein gesunder Geldfluss lebenswichtig. Selbst bei Großunternehmen gibt es dieses Jahr weniger Weihnachtsfeiern als früher noch. Doch im Mittelstand sieht es noch brisanter aus. Hier wird oft knapp kalkuliert, die Liquidität ist sehr überschaubar – umso wichtiger ist schnelles und günstiges Fremdgeld. Wie teuer dieses momentan ist und was es dabei zu beachten gibt, wird auf dem Portal www.pinaro.de aufgeführt.
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Ein Blick hinter die Kulissen zeigt jedoch die Entwicklung dieses Marktes. Neue Kreditvergaben sind quer durch Europa um etwa 50 Prozent weniger geworden, am extremsten ist es in Krisenländern wie Spanien oder Irland. Auf der grünen Insel sind es satte 82 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren – eine kaum vorstellbare Verschlechterung.
Die Z-Frage ist schärfer denn je
Doch damit nicht genug. Jene Mittelstandsunternehmen, denen ein Kredit bewilligt wird, sehen sich mit unverhältnismäßigen Zinsen konfrontiert. Der Anstieg wird auf bis zu sechs Prozent beziffert; was gerade in Zeiten des extrem niedrigen Leitzinses eigentlich kaum zu rechtfertigen ist. Die Zusage ist somit noch längst kein gutes Zeichen, denn je nach Kalkulation und Spielraum bringen überteuerte Kredite den Betrieb keinen Schritt nach vorne. Die Schlussfolgerung, zu der die Unternehmensberatung Bain & Company (die kürzlich auch die Lage bei den KFZ-Versicherungen analysiert hat) kommt, ist deswegen nur logisch: Sogenannte KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) brauchen unbedingt einen leichteren Zugang zu frischem Kapital.
Blick auf ganz Europa
Nun passt es zum heutigen EU-Gedanken, dass eine Besserung der Lage nicht unabhängig von Land zu Land erarbeitet werden soll, sondern auf europäischer Ebene eingeleitet wird. Die Europäische Kommission soll den einzelnen nationalen Kommissionen dabei überstellt werden. Das fördert wiederum die Unterschiede zwischen den Ländern zutage; besonders Deutschlands Ausnahmestellung kommt erneut zum Tragen. Denn das durchschnittliche Mittelstandsunternehmen in der Bundesrepublik ist etwa doppelt so groß wie sein spanisches Pendant, gleichzeitig sind die Zinsen im Ausland deutlich höher. Auch bei den Management-Strukturen gibt es große Unterschiede. In der Summe führen all diese Differenzen zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen. Der Hebel muss also an mehreren Stellen gleichzeitig angesetzt werden, damit es wieder aufwärts geht.