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Kurth warnt vor dem Zerreden der Netzausbaupläne

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Chef der Netzagentur besteht auf Bundeskompetenz bei grenzüberschreitenden Projekten

Berlin (dapd). Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hat davor gewarnt, die ehrgeizigen Vorgaben für den Ausbau der Energienetze zu zerreden. Das könnte eine deutliche Verlängerung der Umsetzung zur Folge haben, sagte Kurth am Mittwoch im Interview der Nachrichtenagentur dapd.

Er halte es für erforderlich, dass der Bund die Möglichkeit der Planfeststellung bei grenzüberschreitenden und länderübergreifenden Projekten erhalten kann, sagte Kurth. Darüber hinaus merkte er an, dass der genaue Ausbaubedarf der Netze erst nach umfangreichen Konsultationen feststehen werde und alle Szenarien gründlich erörtert würden.

„Der Netzausbau wird auch nach den ehrgeizigen Plänen, die wir jetzt zu gestalten haben, mindestens fünf Jahre dauern“, sagte Kurth. Allerdings gebe es eine Reihe von bereits laufenden Projekten, die schon weit fortgeschritten seien, „da wird es auch in ein bis zwei Jahren gehen, aber da bleibt es ja bei der Planungsverantwortung der Länder“.

Der Netzagenturpräsident gab zu bedenken: „Wenn man das Gesetzespaket wieder als einen Steinbruch betrachtet und wesentliche Elemente verändert, dann können natürlich die Zeiten auch wieder länger werden.“ Der Kompromiss sehe derzeit vor, dass der Bund die Möglichkeit der Planfeststellung bei länderübergreifenden und grenzüberschreitenden Netzausbau-Projekten haben könne, „also für die wichtigen Großprojekte. Das halte ich auch für sachgerecht“, sagte Kurth.

Zur Länge der erforderlichen Ausbauten könne man erst nach umfangreichen Konsultationen genauere Aussagen machen, sagte Kurth, „wir werden alle Argumente nochmals gründlich prüfen“. Wenn künftig ehrgeizigere Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien erreicht werden sollen, „werden wir tendenziell aber eher mehr als weniger Leitungsbau benötigen“.

Noch nicht gefunden ist laut Kurth ein Kraftwerk, das als „Kaltreserve“ dienen kann, also angeworfen wird, um kritischen Netzsituationen wie Netzüberlastungen oder Problemen bei der Spannungshaltung entgegenzuwirken. Es gebe im Süden Deutschlands möglicherweise konventionelle Kapazitäten, die abgeschaltet, aber noch nicht rückgebaut wurden. „Das untersuchen wir noch sehr gründlich, aber wir sind da noch nicht wirklich fündig geworden“, sagte Kurth.

Ob ein Kernkraftwerk in solchen kritischen Netzsituationen – also bei großer Stromnachfrage, aber keinem Windstrom, keinem Solarstrom über eine längere Zeit hinweg – zur Verfügung stehen müsse, werde ebenfalls noch untersucht. In den bisherigen Berichten habe die Netzagentur dies für erforderlich gehalten. „Jedenfalls haben wir darauf hingewiesen, dass man, solange man nicht sicher ist, dass andere Alternativen zur Verfügung stehen, sich diese Möglichkeit offenhalten sollte. Ob man sie am Ende nutzt, werden die weiteren Arbeiten zeigen.“

Es könnte dazu kommen, dass in einer solchen Situation im Süden Deutschlands 1.000 Megawatt fehlen. „Das ist alles sehr auf Kante genäht“, mahnte Kurth. Es komme bei derartigen Szenarien immer auf das gewünschte Sicherheitsniveau an. „In einer Situation mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch ist die Situation erheblich entspannter als bei hoher Netzlast im Winter, wenn Sie mit 80 Gigawatt mehr als das Doppelte an Stromnachfrage allein in Deutschland haben.“

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