Hamburg (ots) – Nach mehr als zwei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit hat die Marseille-Kliniken AG ihr neuestes Softwareprodukt BC („Beauty Contest“) in den Echtbetrieb ihrer 57 Pflegeeinrichtungen implementiert. Alle 15 Minuten geht die Software durch die Softwarebereiche der SAP R3, des Programms PSM (Personalmanagement), des mit der Lufthansa-Systems entwickelten Programms „Senator“ und zeigt die aktuelle Situation der jeweiligen Pflegeeinrichtung an.
Gleichzeitig sind die bis dahin zentralen Führungsstrukturen aus der Hauptverwaltung in Hamburg sukzessive auf die einzelnen Einrichtungs- und Pflegedienstleitungen der Häuser übertragen worden. Einrichtungsleiter zeigen sich begeistert von den zeitnahen Analysen, präzisen Datensätzen, sowie der Vorhersagezahlen, die Grundlage ihrer täglichen Entscheidungen und Planungen sind.
Der Konzern hat indes in der Hauptverwaltung die Mitarbeiterzahl auf aktuell 59 Vollzeitstellen reduzieren können. Im September soll noch eine Stelle wegfallen. In dem konzerneigenen Buchhaltungszentrum DaTess in Pritzwalk ist ebenfalls stark in IT-Unterstützung investiert worden, sodass heute 19 Mitarbeiter deutlich mehr Aufgaben erfüllen können, als dies zuvor bei ehedem 45 Mitarbeitern vor zweieinhalb Jahren möglich war. Ein Belegerkennungssystem verbucht mehr als 92 % der knapp 409.000 Belege pro Jahr automatisch auf den Konten, und zwar unmittelbar bei Eingang und im Konzern sichtbar nach spätestens 15 Minuten. Der Konzern hat kräftig investiert, auch als Reaktion auf viele bürokratische Monstergesetze, die im Zuge der Verfassungsänderung aus dem Jahre 2006 von den Bundesländern in der Altenpflege erlassen wurden (über 650 neue Paragrafen) und die Verwaltungen in den Pflegeeinrichtungen kräftig aufgebläht haben.
„Nur wenn wir die Bürokratie effektiv halten, haben wir genügend Ressourcen für die Arbeit am Patienten“, sagt der Vorstand Heinz-Dieter Wopen (57), der als Geschäftsführer der Diakonie Wolfsburg und zuletzt in gleicher Stellung in Berlin für die 13 Pflegeeinrichtungen des staatlichen Konzerns VIVANTES erfolgreich zuständig war. Als der gelernte Krankenkassenkaufmann vor sieben Jahren dort antrat, war die Gruppe in einem schwierigen Zustand. Er hat es verstanden, die Dinge zu organisieren und bei seinem Abschied im letzten Jahr positive Jahresergebnisse und eine hochwertige Pflege als seinen Erfolg zurückzulassen. Heute trägt die VIVANTES-Pflegesparte bereits 50 % zum Konzernergebnis bei. „Wenn ich aber die IT-Möglichkeiten, die Marseille hier entwickelt hat, seinerzeit schon gehabt hätte, wäre hätte ich diesen Erfolg in weniger als der Hälfte der Zeit erreicht.“
Eine treibende Kraft im Konzern ist Ulrich Marseille (57) der sich vor langer Zeit schon in den Aufsichtsrat zurückgezogen hatte. Vor drei Jahren, als der Konzern wegen schwerem Missmanagement über Euro 22 Mio. Jahresverluste schrieb, meldete er sich zurück als Vorstand und bereinigte die Probleme, so dass wieder positive Geschäftszahlen geschrieben und Gewinne erzielt werden. Heute hat er keine offizielle Funktion im Konzern mehr, ist aber als Berater mit einem Jahressalär von Euro 120.000,- aktiv dabei. „Ich sehe meinen Einsatz im Unternehmen als das gute Gewissen für das Unternehmen.“ In seiner Eigenschaft als Großaktionär treibt er seine Vision vom über IT-gesteuerten, integrierten Konzern voran. Zur nächsten Jahreshauptversammlung Ende des Jahres 2013 beabsichtigt er eine Satzungsänderung einzubringen, den für die Branche immer wichtiger werdenden Organisationsansatz über vernetzte Software zum Geschäftsgegenstand der Marseille-Kliniken AG zu machen. Damit wäre das Tor offen, um andere große Gesundheitsunternehmen, zu denen auch die Wohlfahrtspflege gehört, mit IT-Produkten zu versorgen. Die Diskussion darüber hat im Unternehmen schon eingesetzt. Alle unternehmerischen Optionen könnten getestet werden. Darüber hat das Handelsblatt vor kurzem schon berichtet. Inzwischen haben eine ganze Reihe von Interessenten aus dem Wettbewerbsumfeld Interesse an der neuen BC-Software angemeldet.
Auf der nächsten Sitzung am 10. September 2013 wird sich auch der Aufsichtsrat mit diesen Themen weitergehend beschäftigen. „Visionär verbunden mit einer enormen Detailkenntnis in der Pflegebranche“, so beschreiben Insider den Großaktionär.Marseille ist sich nicht zu schade, im Einzelfall Dingen auf den Grund zu gehen. „Nur wer die – auch im zwischenmenschlichen Bereich – entstehenden Probleme eines derartig großen Dienstleistungsunternehmens kennt, kann diese systemisch versuchen zu lösen“, sagt Marseille.