Mehdorn sorgt schon am ersten Arbeitstag für Verwirrung
Potsdam (dapd-bln). Schon an seinem ersten Arbeitstag als neuer Chef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) sorgt Hartmut Mehdorn für Verwirrung: Zur Entlastung des künftigen Hauptstadtflughafens in Schönefeld und seiner Anwohner könne doch der Airport Tegel vorläufig in Betrieb bleiben, schlug Mehdorn am Montag in Potsdam vor. Der neue FBB-Geschäftsführer stellte sich im Sonderausschuss BER des brandenburgischen Landtags vor. Das Gremium befasst sich mit den Problemen beim Bau des Hauptstadtflughafens, dessen Eröffnung bereits mehrfach verschoben werden musste.
Mehdorn warb dafür, Lasten zu verteilen. Wenn Tegel in Betrieb bliebe, wären die Belastungen am Hauptstadtflughafen nicht so massiv. Für den innerstädtischen Airport Tegel könnten Beschränkungen geschaffen werden, etwa „nicht so viel, nicht nachts zu fliegen“, sagte Mehdorn.
Durch die Reihen im Ausschuss ging ein Raunen, denn es ist längst beschlossene Sache, dass mit der Eröffnung des Hauptstadtflughafens die Airports in Tegel und Schönefeld schließen werden. Das bekräftigte auch sofort der brandenburgische Ministerpräsident und FBB-Aufsichtsratschef Matthias Platzeck (SPD). Der Planfeststellungsbeschluss für den Hauptstadtflughafen sei „in Eisen gegossen“. Er sehe vor, dass Tegel und Schönefeld spätestens ein halbes Jahr nach der Eröffnung des neuen Flughafens schließen. Das könne Mehdorn nach nur sieben, acht Stunden im neuen Amt offenbar noch nicht alles überblicken.
Mehdorn ruderte schließlich zurück. Er habe die Überlegungen für Tegel für den Fall eingefordert, dass die Nordbahn des neuen Flughafens vorzeitig saniert wird. Die bisherige Startbahn des alten Schönefelder Flughafens soll nach bisherigen Plänen erst während des laufenden Betriebs im Jahr 2017 saniert werden. Es gibt aber Überlegungen, die Verschiebung der BER-Eröffnung zur vorzeitigen Sanierung zu nutzen.
Das könne erfordern, dass Tegel einige Wochen länger in Betrieb bleibt, sagte Mehdorn. Die Frage, ob Tegel generell beispielsweise für Charterflüge offen bleiben solle, sei jetzt kein Thema, fügte der neue Flughafenmanager hinzu. Auch Platzeck betonte, das Gedankenspiel Mehdorns habe sich auf die mögliche Nordbahn-Sanierung bezogen. „Niemand hier am Tisch ist für eine Offenhaltung Tegels“, unterstrich der Chefaufseher und Ministerpräsident.
Mehdorn zeigte sich im Ausschuss optimistisch, dass die Probleme beim Bau des Flughafens gelöst werden können. Dazu müsse auch jenseits der üblichen Bahnen gedacht werden. Wie schon am Freitag nach seiner Wahl im Aufsichtsrat sprach sich Mehdorn erneut gegen weitergehende Beschränkungen beim Nachtflugbetrieb aus. Als Flughafenchef sei er natürlich für eine möglichst lange Öffnungszeit des Airports. Alles andere seien politische Fragen, fügte er mit Blick auf Platzecks Bemühungen für mehr Nachtruhe hinzu.
Ferner plädierte Mehdorn für eine gütliche Einigung mit Fluggesellschaften, die wegen der Verzögerungen am Hauptstadtflughafen auf Schadenersatz klagen. Dazu gehört auch Air Berlin, die Mehdorn noch bis Januar als Vorstandschef managte. Air Berlin sei in einer extrem schwierigen finanziellen Situation und müsse daher entstandenen Schaden einklagen, sagte Mehdorn. Die ganze Luftfahrtbranche in Deutschland und Europa sei in einer schweren Krise. Das liege unter anderem an den massiv steigenden Spritpreisen und der Luftverkehrssteuer.
Flughafenchefplaner Horst Amann konnte unterdessen noch immer keinen neuen Eröffnungstermin nennen. Die Bestandsaufnahme für die Baupannen werde wie schon mehrfach angekündigt noch bis Juli dauern. Der Bau laufe jedoch jenseits nötiger Umplanungen weiter, sagte Amann. Die FBB habe einen Fortschrittsbericht mit 158 Punkten verfasst, der nun abgearbeitet werde.
Nach Angaben von Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) ist die FBB durch Zuzahlungen der Gesellschafter Berlin, Brandenburg und Bund am Jahresanfang liquide. Das Unternehmen habe bislang keine weiteren Forderungen angemeldet. Amann bestätigte unterdessen, dass jeder Monat Verzögerung bis zur Fertigstellung des neuen Flughafens etwa 15 Millionen Euro koste.