Milchbauern kritisieren Wegwerfmentalität bei Lebensmitteln
Schaber: Politik muss „mehr Verantwortung übernehmen“
Freising. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hat die Wegwerf- und Billigmentalität bei Lebensmitteln kritisiert und der Politik eine Mitschuld dafür gegeben. Es sei „angesichts rund einer Milliarde hungernder Menschen ein unerhörter Skandal“, dass ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion als Abfall verloren gehe, erklärte der BDM am Sonntag in Freising. Der Vorsitzende Romuald Schaber forderte, die Politik müsse „mehr Verantwortung übernehmen“.
Die Politik habe „mit ihrer Agrarpolitik, die vor allem darauf ausgerichtet ist, Lebensmittel weltweit wettbewerbsfähig zu machen, dafür gesorgt, dass die Nahrungsmittelproduktion noch immer nach dem Prinzip ‚möglichst viel und möglichst billig‘ funktioniert“, kritisierte Schaber. „Billigprodukte aber werden weniger wertgeschätzt und entsprechend auch leichter entsorgt.“
Die Agrarpolitik der vergangenen Jahrzehnte habe dafür gesorgt, dass immer mehr Futtermittel in die EU importiert würden. Rund 51 Millionen Hektar Futterflächen außerhalb der EU würden für die Nahrungsmittelproduktion in der EU bewirtschaftet. Damit fehle in vielen Ländern aber die Grundlage für die Eigenversorgung der heimischen Bevölkerung.
„Die Grundsätze der Ernährungssouveränität werden durch die Agrarpolitik der EU und anderer Industrienationen mit Füßen getreten“, sagte Schaber. „Und das alles, um den Nahrungsmittelkonzernen billigen Rohstoff verschaffen, mit dem sie dann hochwertige Nahrungsmittel für die Industrienationen zum Wegwerfpreis produzieren können.“