Mit Peilsender und künstlicher DNA gegen Holzdiebe
Berlin (dapd). Kaminfeuer im Wohnzimmer oder Hackschnitzelheizung im Keller: Mehr als jeder vierte deutsche Haushalt setzt an kalten Tagen auf Brennholz. Weil dadurch die Preise für den Rohstoff steigen, zieht es immer öfter Diebe in die Wälder. In vielen Gegenden Deutschlands stieg der Holzdiebstahl in den vergangenen Jahren drastisch. Ganze Lkw-Ladungen Holz wurden entwendet. Doch Waldbesitzer ergreifen inzwischen auch Gegenmaßnahmen.
Holz sei nicht nur als Brennstoff beliebt, es werde auch vermehrt auf dem Bau nachgefragt, sagte der Geschäftsführer im Dachverband der Waldeigentümer, Michael Rolland. Der Verband vertritt mehr als zwei Millionen private und körperschaftliche Waldbesitzer in Deutschland. In den vergangenen Jahren seien die Holzpreise „explodiert“, erklärte Rolland. Der Festmeter kostete inzwischen fast 100 Euro – 2004 war es nur gut halb so viel. Allerdings seien die Preise regional unterschiedlich.
Die hohen Kosten locken Diebe auf den Plan. Viele sehen es als Kavaliersdelikt an, ein paar Holzstücke in den Kofferraum des Autos zu laden. Anderswo wird professionell gestohlen, sind gar Banden mit Lastwagen unterwegs. Das hat etwa Förster Thomas Tiede bemerkt, der für die Landesforste in Schleswig-Holstein spricht. Der finanzielle Schaden liege inzwischen bei 40.000 Euro pro Jahr für einzelne Förstereien.
Allein in Bayern zählte das Landeskriminalamt 1.040 Holzdiebstähle in einem Jahr. Und die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, sind sich Experten einig. Besonders in stadtnahen Gebieten werde Brennholz gestohlen, sagen Fachleute. Dort ist der Preis meist höher.
Holzbesitzer können die Diebstähle bisher jedoch nur schwer verhindern. Die Wälder stehen Spaziergängern offen. Wege dürfen zwar nur mit Ausnahmegenehmigung befahren werden, allerdings kontrolliert das kaum jemand. Große Waldflächen können kaum überwacht werden. Außerdem liegt das Holz oft längere Zeit im Wald, ein Diebstahl wird also erst spät registriert. Den Schaden haben dann die Käufer. Denn wenn die Bäume gefällt und verkauft wurden, geht das Risiko eines Diebstahls an ihn über.
Meist bleiben jedoch die Waldbesitzer auf den Kosten sitzen. Und weil diese immer höher werden, ergreifen die Besitzer Gegenmaßnahmen. In mehreren Regionen Norddeutschlands setzen sie inzwischen GPS-gestützte Peilsender ein. Dadurch kann das Diebesgut nachverfolgt werden. Die Heidegesellschaft aus Schleswig-Holstein experimentiert derweil mit künstlicher DNA, um die Stämme zu markieren.
Aber auch weniger technische Lösungen führen zum Ziel. Viele Holzverarbeiter wie Sägewerke nehmen nur noch Ware an, wenn ein Zertifikat oder eine Rechnung vorliegt. Aber auch mehr Patrouillen in den Wäldern oder Schlagbäume an Waldwegen würden helfen, sagte Rolland vom Verband der Waldbesitzer.
Der Sprecher von Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, Christoph Grüner, gibt derweil den Tipp, das Brennholz schnell abzutransportieren. Außerdem solle es zum Beispiel nicht direkt neben einem Wanderparkplatz aufgeschichtet werden.
Erfolg mit einer einfachen Methode verzeichnet Berlin. Die Hauptstadt zählt nach Angaben der Senatsverwaltung für Umwelt mit fast 29.000 Hektar Waldbesitz zu den waldreichsten Metropolen Europas. Die Forstämter seien allerdings personell nicht so gut ausgestattet, dass sie ständig kontrollieren könnten, räumte die Senatsverwaltung ein.
Allerdings ist die Zahl der Holzdiebstähle den Angaben zufolge auf einem niedrigen Niveau – und seit Jahren rückläufig. Grund dafür ist offenbar, dass die Forstämter darauf verzichten, Brennholz für den Abtransport auf handliche, ein Meter lange Stämme und Äste zu schneiden. „Bei dieser Länge konnten sie mal eben im Kofferraum eines Autos verschwinden“, begründete die Sprecherin der Senatsverwaltung den Schritt. Heute ist das Brennholz drei bis vier Meter lang und wird dezentral aufgestapelt.