Mitarbeiter kritisieren Arbeitsbedingungen bei der Deutschen Bahn
München/Berlin. Mitarbeiter der Deutschen Bahn haben die Arbeitsbedingungen in dem Staatskonzern scharf kritisiert. In einem am Montag erschienenen «Schwarzbuch Deutsche Bahn» von den ZDF-Redakteuren Christian Esser und Astrid Randerath berichten zahlreiche Beschäftigte aus dem Innenleben des Unternehmens und erheben schwere Vorwürfe. Im Mittelpunkt stehen dabei immer wieder die Sparmaßnahmen zugunsten des geplanten Börsengangs und ein massiv gestiegener Arbeitsdruck.
Ein Lokführer berichtet etwa von 14-Stunden-Schichten, bei denen man vor Übermüdung im ICE-Führerstand einschlafe. Ein anderer kritisiert das Fehlen von Toiletten. «Sie pinkeln in den Kaffeebecher oder in die Thermoskanne. Denn wir sind sonst schuld an einer Verspätung», wird er zitiert. Ein anderer Kollege bemängelt die Versorgung durch den Konzern, wenn Selbstmörder sich vor ihren Zug werfen. «Viele müssen sich eine Kur und eine Betreuung nach den Suiziden selber organisieren. Wer sich nicht selbst darum kümmert, ist verloren», sagt der Mann.
Auch die Instandhaltung der Züge und Gleisanlagen ist ein immer wiederkehrender Kritikpunkt der Mitarbeiter. «Nicht selten wird erst ausgebessert, wenn die Weiche sprichwörtlich auseinanderfällt», berichtet ein Fahrdienstleiter und begründet damit die Verspätungen. Auch bei den Loks würden die «Untersuchungen immer weiter hinausgezögert». «Man fährt auch schon mal mit einem ICE mit einzelnen ausgeschalteten Bremsen oder weniger Antrieben», berichtet ein weiterer Kollege.
Die Deutsche Bahn wies die Vorwürfe zurück. «Die angeblichen Enthüllungen sind bekannt und größtenteils auf- und abgearbeitet. Die Autoren beschreiben eine alte Welt und haben offenbar die vergangenen Monate ausgeblendet», sagte ein Bahn-Sprecher am Montag in Berlin auf Anfrage. «Gerade der neue DB-Vorstand bestreitet mitnichten, dass bei der Bahn vieles besser werden kann und muss, aber wenn die tagtäglichen Leistungen unserer Mitarbeiter in ein falsches Licht gerückt werden, dann ist das nicht akzeptabel», fügte er hinzu.
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