Offener Immobilienfonds Degi Europa wird aufgelöst – Anleger werden in Halbjahresschritten ausgezahlt
Frankfurt/Main. Die Nachwehen der Wirtschaftskrise haben einen weiteren Immobilienfonds erreicht: Die Fondsgesellschaft Aberdeen löst ihren offenen Immobilienfonds Degi Europa mit einem Nettofondsvermögen von rund 1,3 Milliarden Euro auf. Es könne nicht garantiert werden, dass die Liquidität von über 30 Prozent ausreiche, um alle Rückgabewünsche zu bedienen, teilte Aberdeen am Freitag als Begründung mit. Im September hatte die KanAm Grund Kapitalanlagegesellschaft mitgeteilt, dass ihr in US-Dollar notierter US-grundinvest Fonds aufgelöst wird. Dies war die erste Auflösung eines solchen Fonds in Deutschland.
Der Degi Europa war von Aberdeen 1972 aufgelegt worden und galt laut Fondsgesellschaft als „erfolgreicher Klassiker unter den offenen Immobilienfonds in Deutschland“. Das schützte Aberdeen aber nicht davor, die Rücknahme von Anteilsscheinen im Oktober 2008 zu schließen. Dies ist laut Investmentgesetz zwei Jahre lang möglich. Statt Wiedereröffnung bis 30. Oktober will Aberdeen nun in mehreren Tranchen halbjährliche Rückzahlungen an die Anleger bis September 2013 vornehmen. Ende September wies der Fonds auf Jahressicht einen Wertrückgang von 23,7 Prozent auf.
Auf andere Immobilienfonds der Gesellschaft habe die Entscheidung keine Auswirkungen, hieß es. Aberdeen hat auch den Degi International derzeit ausgesetzt, hält aber nach eigener Aussage „grundsätzlich an einer Wiederöffnung“ fest. Dieser Fonds war im November 2009 für zunächst ein Jahr ausgesetzt worden, die Fondsgesellschaft hat aber eine weitere Verlängerung der Aussetzung bereits angekündigt.
Aberdeen führte als Gründe für die Auflösung des Degi Europa an, dass seit Schließung des Fonds Anteile im Wert von knapp 400 Millionen Euro zu überdurchschnittlichen Abschlägen an der Börse gehandelt worden seien. „Es musste davon ausgegangen werden, dass diese Börseninvestoren bei Öffnung des Fonds ihre Anteile zur Rückgabe vorlegen würden“, hieß es weiter. Zudem bleibe das Marktumfeld für Immobilienfonds angespannt. Aberdeen verwies hierbei auf die Auflösung des KanAm-Fonds sowie die Ankündigung zweier weiterer Fonds, die Rücknahme von Anteilscheinen vorübergehend auszusetzen.
Aberdeen muss nun die Immobilien des Fonds veräußern. Hierzu gebe es intensive Gespräche. Seit Rücknahmeaussetzung im Oktober 2008 seien Immobilien im Wert von 423 Millionen Euro verkauft worden.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) urteilte zur zweiten Schließung eines offenen Immobilienfonds in Deutschland, die Krise dieser Anlageklasse spitze sich zu. Es dürfe aber nicht allein Sache der Geschäftsführung sein, die Belange des Anlegerschutzes wahrzunehmen und zu kontrollieren. „Dies sollten vielmehr professionelle Anlegerschützer übernehmen“, forderte die Schutzgemeinschaft.
Der Branchenverband BVI bedauerte die Auflösung des Fonds. Der nun vorgesehene Verkauf sämtlicher Fondsimmobilien in einem Dreijahreszeitraum sei eine sinnvolle Entscheidung. So sei ein Verkauf der Immobilien „ohne Druck und in den beginnenden Wirtschaftsaufschwung hinein“ möglich.