Mainz (ots) – Gut eine Woche vor der Landtagswahl in Hessen liegen CDU und FDP einerseits sowie SPD und Grüne andererseits gleichauf, und für keines der Lager zeichnet sich eine Mehrheit ab. FDP und Linke müssen um den Einzug in den Landtag zittern.
Projektion:
Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, dann käme die CDU auf 38 Prozent, die SPD auf 30 Prozent, die FDP auf 5,5 Prozent, die Grünen auf 13,5 Prozent, die Linke auf 5 Prozent und die AfD auf 3 Prozent. Alle anderen Parteien lägen zusammen bei 5 Prozent.
Diese Projektionswerte geben lediglich das Stimmungsbild für die Parteien zum jetzigen Zeitpunkt wieder und stellen keine Prognose für den kommenden Wahlausgang dar. Zu den unvermeidbaren statistischen Fehlerbereichen von Umfragen kommt einschränkend der Anteil der noch unsicheren Bürger hinzu – zurzeit sind 38 Prozent der Befragten noch nicht sicher, ob oder wen sie wählen wollen. Darüber hinaus können die unterschiedliche Mobilisierungsfähigkeit der Parteien, aktuelle politische Ereignisse und Entwicklungen sowie Effekte durch die zeitgleich stattfindende Bundestagswahl noch Auswirkungen auf die Wahlentscheidung der Wähler in Hessen haben. So stehen für 38 Prozent hierbei bundespolitische Aspekte im Vordergrund, vor der Landtagswahl 2009 waren diese nur für 28 Prozent ausschlaggebend. Die Politik in Hessen spielt jetzt für 58 Prozent die größere Rolle, 2009 war sie für 65 Prozent wichtiger für die Wahlentscheidung (weiß nicht: 2009: 7 Prozent, jetzt: 4 Prozent).
Bei der letzten Landtagswahl 2009 erreichte die CDU nahezu unverändert 37,2 Prozent, während die SPD mit 23,7 Prozent auf ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in Hessen kam. Sowohl die FDP mit 16,2 Prozent als auch die Grünen mit 13,7 Prozent konnten dagegen stark zulegen. Die Linke erzielte 5,4 Prozent und die anderen Parteien zusammen 3,8 Prozent.
Koalitionspräferenz: Rot-Grün vorn
Die größte Zustimmung fände in Hessen eine Koalition aus SPD und Grünen: 48 Prozent fänden es gut und 35 Prozent schlecht (egal: 14 Prozent), wenn nach der Wahl Rot-Grün regieren würde. Alle anderen Varianten erhalten keine mehrheitliche Unterstützung: Eine große Koalition beurteilen 39 Prozent positiv und 40 Prozent negativ (egal: 17 Prozent), Schwarz-Gelb fänden 33 Prozent gut und 46 Prozent schlecht (egal: 18 Prozent) und Schwarz-Grün 23 Prozent gut und 52 Prozent schlecht (egal: 20 Prozent). Die größte Ablehnung erfährt mit 59 Prozent eine rot-rot-grüne Koalition (gut: 24 Prozent; egal: 13 Prozent).
Gewünschter Ministerpräsident: Bouffier nur knapp vor Schäfer-Gümbel
Bei der Frage, wen die Hessen lieber als Ministerpräsidenten hätten, liegt Amtsinhaber Volker Bouffier mit 43 Prozent knapp vor seinem SPD-Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel mit 39 Prozent. Keinen von beiden wünschen sich 7 Prozent, und insgesamt 11 Prozent antworten mit weiß nicht (6 Prozent) oder kennen mindestens einen der Kandidaten nicht (5 Prozent). In den eigenen Reihen erfahren beide einen ähnlich starken Rückhalt: 81 Prozent der CDU-Anhänger sprechen sich für Bouffier aus und 79 Prozent der SPD-Anhänger für Schäfer-Gümbel. Auch vor der letzten Landtagswahl hatte der damalige CDU-Ministerpräsident Roland Koch (41 Prozent) nur einen geringeren Vorsprung vor Thorsten Schäfer-Gümbel (37 Prozent), der 2009 zum ersten Mal antrat.
Kompetenzen: Wirtschaft und Arbeit gehen an die CDU, Bildung und Familie an die SPD
Während in den Bereichen Arbeitsmarkt und Wirtschaft der CDU die größere Kompetenz zugesprochen wird, vertrauen die Hessen bei Schul- und Bildungspolitik sowie Familienpolitik eher auf die SPD. Beim zurzeit wichtigsten Thema in Hessen, Schule und Bildung, liegt die SPD mit 33 Prozent vor der CDU mit 24 Prozent, die Grünen kommen hier auf 12 Prozent (keine Partei: 9 Prozent; weiß nicht: 12 Prozent). In Sachen Familienpolitik setzen 35 Prozent auf die SPD, nur 25 Prozent auf die CDU und 14 Prozent auf die Grünen (keine Partei: 9 Prozent, weiß nicht: 11 Prozent). Die Schaffung neuer Arbeitsplätze versprechen sich hingegen 38 Prozent eher von der CDU und 34 Prozent von der SPD (keine: 12 Prozent, weiß nicht: 7 Prozent), und in Wirtschaftsfragen hat die CDU mit 40 Prozent einen klaren Vorsprung vor der SPD mit 25 Prozent (keine Partei: 16 Prozent; weiß nicht: 11 Prozent).
Die Umfragen zu diesem Politbarometer-Extra wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 9. bis 11. September 2013 unter 1040 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Hessen telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die dortige wahlberechtigte Bevölkerung. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent gut +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent gut +/- zwei Prozentpunkte.