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Per Segelschiff von Hamburg nach Sylt

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Hörnum (dapd-nrd). Genau 111 Jahre ist es her, dass der Reeder Albert Ballin eine Schifffahrtslinie zwischen Hamburg und Hörnum auf Sylt etablierte, die bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs florierte. Nun tritt ein junger Unternehmer in Ballins Fußstapfen: Torben Hass wird als Eigner und Kapitän des historischen Frachtseglers „Undine“ ab dem nächsten Jahr regelmäßig die Leinen zu Törns zwischen der Hansestadt und der beliebten Nordseeinsel los machen.

Auch wenn dann jeweils bis zu acht Passagiere an Bord gehen dürfen, steht pure Seefahrerromantik eher im Hintergrund. „Ich sehe mich in gewisser Weise als Vorreiter, um zu beweisen, dass man Frachten lukrativ mit Segelschiffen transportieren kann“, sagt der 37-jährige Flensburger. Dabei herrscht in der Branche gerade Krisenstimmung. Am Freitag (7. Dezember) will der Verband Deutscher Reeder auf der Jahrespressekonferenz in Hamburg über die Krise der Seeschifffahrt sprechen. Doch Hass lässt sich davon nicht beeindrucken.

Dem Wasser war er schon immer nah: Bereits als Kind schipperte er mit einer Jolle über die Elbe. Als Halbwüchsiger segelte er von Hamburg durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Dänemark, später diente er fünf Jahre lang als Marineoffizier an Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ und steuerte als Kapitän Tanker über die Meere.

Die Geburt seiner Tochter gab für Hass den Ausschlag, sesshaft zu werden. Heute ist er als nautischer Sachverständiger tätig, erfüllt sich nun aber einen Traum. Ab Januar ist er Eigner der 1937 in den Niederlanden gebauten „Undine“, eines Frachtseglers mit Hilfsmotor.

Schon lange habe er mit der Idee geliebäugelt, Frachten zu segeln, sagt Hass. Die Route Hamburg-Sylt sei dafür prädestiniert. Da der Gütertransport über den Hindenburgdamm – eine schmale Schienenverbindung – kostspielig ist, rechne sich der Schiffsweg durchaus: „Wir können bei den Kosten absolut mithalten.“

Zudem verspricht er den Kunden einen besonderen Bonus. Alle Güter werden mit dem Zertifikat „Original handsailed“ ausgeliefert. Zugleich hätten die Auftraggeber die Gewissheit, dass ihre Waren besonders umweltschonend transportiert würden.

Vor kurzem unternahm die „Undine“ ihre Jungfernfahrt gen Sylt. Das 37 Meter lange Schiff avancierte in Hörnum umgehend zum Blickfang. „Natürlich sind die Leute neugierig und interessiert“, sagt Kapitän Hass und öffnet die Luke zum Laderaum. Seine erste Fracht: Mehrere Paletten Brennholz, die er an die Sylter verkauft.

Was er künftig befördern wird, bespricht er derzeit mit Sylter und Hamburger Unternehmern. „Im Prinzip ist alles möglich, von Strandkörben über Bekleidung bis hin zu Baustoffen“, sagt Hass. Platz sei reichlich vorhanden. „In den Laderaum passen 55 Paletten – umgerechnet das Ladevolumen von drei Lkw.“

Für die Rentabilität der Fahrten – für die 200 Kilometer braucht die „Undine“ etwa 15 Stunden – sollen neben der Fracht auch zahlende Passagiere sorgen. Jeweils bis zu acht Personen können mitfahren, für je 99 Euro. Der Kapitän verspricht ein authentisches Segelerlebnis, rustikal und ohne Schnörkel: „Hier findet man den Charme einer Berghütte und nicht den eines Luxushotels.“

Für 19. Februar 2013 ist die erste planmäßige Fahrt ab Hamburg geplant, dann wird die Frequenz kontinuierlich gesteigert: Im Sommer 2013 sollen es dann zwei Hin- und Rückfahrten wöchentlich sein.

Die Passagiere können den vier Besatzungsmitgliedern, die den Zweimaster mit seinen 420 Quadratmetern Segelfläche entlang der Nordseeküste steuern, während der Fahrt ein wenig zur Hand gehen – oder aber die Seefahrt einfach nur genießen.

So wie es ein Hamburger Badegast schon vor 100 Jahren auf dem Seeweg von Hamburg nach Hörnum tat, wie in einem alten Buch über Sylt zu lesen ist: „Schon die Fahrt nach Sylt selbst ist ein Genuss: Die in ewiger Bewegung befindliche, in immer anderen Farben leuchtende Nordsee, der über uns sich in der Unendlichkeit verlierende Himmel, der mit Salz geschwängerte Seewind – all das ist mit wenigen Worten nicht zu schildern.“

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